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Reif für die Insel

Reif für die Insel

Titel: Reif für die Insel
Autoren: G Pauly
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Bestsellerautor muss sich an Spielregeln halten und klein beigeben, wenn er sich einfach über sie hinweggesetzt hat.
    »Wegen einer Frau?« Unter Tonias keifendem Lachen fliegt ein Vogel auf und flattert erschrocken davon. »Dass ich nicht lache! Du erwartest hoffentlich nicht, dass ich dir diese Ausrede abnehme. Und wenn ich es täte – sie entschuldigt dein Verhalten keineswegs.«
    Raffael Sielmann erhebt kurz die Stimme, aber Tonia schneidet sie mit einer höhnischen Entgegnung ab. »Du schreibst keine Groschenhefte, also verschon mich mit solchen Sentimentalitäten.«
    Auf der anderen Seite des Gartenzauns, ganz in meiner Nähe, raschelt es plötzlich. Mir fährt der Schreck in die Glieder, als Johnny Gefrons Kopf hinter einem Gebüsch auftaucht. »Ich hoffe, Sie fühlen sich nicht gestört«, sagt er entschuldigend und nickt zur Terrasse.
    »Ich? Nein! Wieso?« Vergeblich versuche ich, so zu tun, als wäre mir der Streit im Nachbargarten noch gar nicht aufgefallen. Und eifrig zupfe ich weiter an dem Busch herum, damit Johnny Gefron nicht auf die Idee kommt, mich für indiskret zu halten.
    »Sie müssen das verstehen.« Noch nie habe ich ihn mit solcher Sanftheit über seine Frau sprechen hören. »Tonia ist sehr nervös seit der geplatzten Davidson-Lesung.«
    Ich sichere ihm mein vollstes Verständnis zu. »Anscheinend glaubt Davidson, er kann sich alles erlauben. Nur weil |145| er ein Bestsellerautor und darüber hinaus ein gut aussehender Mann ist.«
    Johnny bedenkt mich mit einem aufmerksamen Blick. »Mir scheint, Sie wissen, wer hinter dem Namen David Davidson steckt. Ich habe es mir gestern Abend schon gedacht, als ich sah, dass Sie Uschi begrüßten.«
    Ich versuche mir meinen Triumph nicht anmerken zu lassen. »Ja, ich weiß Bescheid.«
    »Kennen Sie Uschi gut?«
    »Seit über vierzig Jahren.«
    Ich verzichte auf die Erklärung, dass ich Uschi fast genauso lange nicht mehr gesehen habe. Ihr Name steht groß und nachdrücklich zwischen Johnny Gefron und mir, ich will ihn nicht wieder flüchtig und unbedeutend machen. So ernsthaft, wie Johnny jetzt mit mir spricht, hat er sich früher nur Georg zugewandt. Noch sicherer als gestern bin ich, dass Uschis Erscheinen im Alten Kursaal kein Zufall war, dass sie jemand ist, der in die Abläufe eingreifen kann, jemand, der Einfluss hat.
    »Uschi hat Ihnen also den Namen genannt«, stellt Johnny Gefron fest. »Ich wusste es.«
    Ich versage mir zwar ein Nicken, aber den Kopf schütteln? Nein, das tue ich nicht. Ich möchte Johnny Gefron nicht erklären, wie ich Raffael Sielmann auf die Schliche gekommen bin.
    »Sie wollte ja schon lange, dass er sein Inkognito lüftet«, fährt Johnny Gefron fort. »Zu dumm, dass sie zu spät nach Sylt gekommen ist. Vielleicht hätte sie etwas ausrichten können, wenn sie eher gekommen wäre. Sie ist die Einzige, |146| die Einfluss auf Davidson hat.« Hilflos fügt er an: »Oder hatte …«
    Meine Miene ist so undurchdringlich, als wäre ich seit Jahrzehnten in die persönlichen Geheimnisse David Davidsons eingeweiht und müsste mich über nichts mehr wundern.
    »Zu spät?« Ich sehe Johnny nicht an, sondern zupfe erneut an dem Busch herum, an dem es kaum noch eine Blüte gibt. »Was meinen Sie damit? Uschi hat doch lange mit ihm geredet.«
    Johnny Gefron macht einen Schritt auf den Zaun zu, tritt dabei ein paar Stauden nieder, scheint es aber nicht zu bemerken. Oder es ist ihm gleichgültig. Er sieht jetzt sehr aufgeregt aus.
    »Er war gestern Abend da?«, stößt er heftig hervor. »Haben Sie ihn gesehen?«
    Nun beugt er sich so weit über den Zaun, dass ich unwillkürlich zurückweiche. Was sollen diese Fragen? Johnny Gefron hat gestern Abend selber mitangesehen, wie Uschi und Raffael Sielmann sich unterhalten haben.
    Irgendwas stimmt hier nicht! Ich fühle mich plötzlich genauso dumm und unbedeutend, wie Johnny Gefron mich seit Jahren behandelt. Am liebsten würde ich seine Frage ignorieren oder eine Gegenfrage zurückgeben, die mir Aufschub gewährt, bis ich durchschaue, welchem Irrtum ich aufgesessen bin. Aber Gefrons Miene ist derart eindringlich, dass es unmöglich sein wird, ihr auszuweichen.
    Tonias Stimme durchschneidet unser Gespräch. »Schon mit dem Titel bin ich dir entgegengekommen! Der Titel ist nicht zugkräftig, das weißt du. Trotzdem war ich einverstanden! |147| Dir zuliebe! Weil du diesen Titel unbedingt wolltest! Und was ist der Dank?«
    Der Titel! Ich merke, dass ich Johnny Gefron anstarre, sehe das fragende
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