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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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sich von dem Mädchen ziehen, mal zieht er sie.
    Die Modekonzern-Damen sind ganz entzückt, rufen seinen Namen. Juri, Juri!
    Man kann überhaupt nicht mehr glauben, dass das eben noch Juri war mit der roten Stelle auf der Nase. Aber die rote Stelle ist ja jetzt auch weg.
    Man kann überhaupt nicht glauben, dass dieser Quengel-Juri vor der Kamera so gut aussieht.
    Er hat jetzt sogar vergessen, dass er so gerne das Raumschiff hätte.
    »So, sehr schön! Umziehen!«
    »Mama, können wir die Hose kaufen?« Aber das geht nicht. Nicht jetzt. Die Hose, die er anhat, gibt es erst in einer Woche im Internet.
    Er will. Er will. Haben. Haben.
    »Mama, dann gehen wir zu Karstadt, dann kaufen wir die da!«
    Nächste Runde. Er kriegt jetzt ein Paar Jeans an, eine andere Jacke, grau, mit Muster. »Mama, ich will die Hose!«
    Er soll sich jetzt auf ein rotes Sofa-Teil lümmeln, die Hand unterm Kinn, damit er lustig aussieht.
    Er legt sich auf den Rücken. Das Glückskind mit den blonden Haaren, den weißen Zähnen.
    »Der lacht aber süß«, sagt die Asiatin am Schirm.
    »Total«, bestätigt die andere.
    Sie haben schon ganz warme Gefühle für den Kleinen auf dem roten Sofa. Wenn man jetzt nicht aufpasst, nehmen sie ihn mit.
    Strahle-Bilder. Knips, knips.
    »Juri, versuche mal den Rücken gerade zu halten, nicht so einzusacken«, bittet die Asiatin den kleinen Jungen. »Haltung bewahren!«
    Er drückt, er stemmt.
    Es klingt fast ein bisschen barsch, es ist Anne peinlich, sie zieht den Kopf ein. »Erschöpft«, sagt sie. Entschuldigend.
    Aber jetzt hält er den Rücken ja auch schon wieder gerade und rutscht ein bisschen dichter an Paula ran.
    »Wir haben eins«, ruft die Asiatin und meint ein Bild. Das einzige, was sie wollen, ist eins. »Umziehen!«
    Noch ein Outfit. Dann ist Juri durch.
    Die Mutter von Paula zwinkert mir zu, sie sitzt hinten auf dem Sofa, eine Berlin-Mitte-Mutti in der Mitte ihres Lebens. Sie denkt, dass ich Juris Papa bin, ganz sicher. Dass wir beide schöne Kinder haben, die sich gut verstehen.
    Sie schreibt eine SMS vom Sofa, ihren coolen, grünen Parka neben sich.
    Dann sind sie alle fertig. Die eine Frau sitzt auf Juris Hose. Das Model Juri hat seine Schuldigkeit getan.
    Paulas Mutter hat wirklich einen sexy Hintern. Ach, haben wir beide hübsche Kinder!
    »Haste gut gemacht!«, lobt Anne ihren Großen.
    »Ja, ich weiß.«
    Wir gehen raus.
    »Paula sieht ganz gut aus«, sagt Juri. »Aber zum Sprechen taugt sie nicht.«
    Sie hat die ganze Zeit kein einziges Wort gesagt.
    ***
    Ob sich der Juri das zutrauen würde, ruft Stella an, Juris Agentin. Er sei jetzt professionell genug für kleine Filmrollen, den nächsten Schritt.
    »Wir werden jetzt versuchen, Casting-Einladungen zu bekommen für verschiedene Drehs, Werbespots und erste Nebenrollen beim Film.«
    »Oh ja«, sagt Juri. »Bei ›Harry Potter‹, das wäre toll.«
    ***
    Sie sind wieder weg, die Leute vom Fernsehen, das Telefon steht zum ersten Mal still, ich nehme mir ein Wasser und komme mir vor wie ein Politiker, der eine lange Rede gehalten hat.
    Ich muss Anne nicht fragen, ob ich gut war, ich weiß es alleine. Sie sagt mir nicht, dass ich bei den BHs einmal ein bisschen gepatzt habe, sie sagt, dass es jetzt laufen wird, jetzt seien unsere T-Shirts ein Selbstläufer.
    »Ich hätte das nicht gekonnt«, sagt sie. »Aber gut, dass ich da war, oder?«
    Morgens um 8.30 Uhr war ich noch im Coffeeshop, und der Mann, der mir den Kaffee verkaufte, las den Kurier .
    Er war schon über mich drüber und auf Seite 34. Er hat mich nicht erkannt, obwohl ich dieselbe Strickjacke anhatte wie in der Zeitung.
    Er ist noch ganz normal gewesen.
    Um 9.25 Uhr klingelt zum ersten Mal das Büro-Telefon. »Schönen guten Morgen, das BB-Radio hier. Wir haben den Kurier gelesen.«
    Ich sage ihnen ein Interview zu.
    Um 9.48 Uhr klingelt das Telefon, ich gehe wieder ran, und eine eifrige Reporterin ist dran, die am liebsten gleich losfahren würde und fragt, ob ich genügend Models da habe.
    »Schönen guten Tag, das ›Schöner-Vorabend‹-Fernsehen hier, Herr Rentzow, wir würden Sie gerne zum Tagesthema machen!«
    Ich gebe ihr noch mit auf den Weg, dass ich das nur machen würde, wenn sie fair mit mir umgehe. Ich bitte doch sehr um eine faire Berichterstattung, es gehe doch um die gute Sache.
    Um 11.01 kriege ich eine SMS von dem Kumpel, der uns die ganze rechtliche Beratung im Vorfeld gemacht und unsere AGBs geschrieben hat. Er gratuliert mir zu dem großen Zuspruch, und
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