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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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dorthin, wo man sich gegenseitig helfe und alles ganz einfach sei.
    »Du bist verrückt«, befand Anne. Aber dann fragte sie, ob ich das wirklich ernst meine, und ob ich das wirklich alleine machen wolle. Und ob das nicht etwas wäre, was man besser zu zweit mache.
    »Niemand wird gern alleine reich«, sagte sie.
    Und dann kamen die ersten Ideen.
    Wir könnten ja einen Truck mieten und Erde vor den Toren der Bundesgartenschau verkaufen als Erde, die den Garten zu Hause genauso schön mache wie auf der Ausstellung. Als Wunder-Erde »Röschen-Rot«. 50 Cent pro Kauf gingen an Wüstenkinder in Afrika.
    Wir könnten an die Reichenstrände an der Côte d’Azur fahren und uns einen Mäzen suchen.
    Wir könnten den Mann im Jobcenter bestechen und gucken, ob er uns nicht einen richtig dicken Traumjob gibt. »70 000 Euro Jahresgehalt!«
    Wir wurden immer lustiger und auch ein bisschen böse.
    Wir erfanden eine Guru-Show, bei der wir ausgelaugten Werbern für viel Geld einflüstern wollten, dass sie Millionär werden können. Das sei doch nun wirklich eine Industrie, den Leuten zu erzählen, wie man noch erfolgreicher wird. Wir stellten uns vor, wie es wäre, Annes Wohnung für eine Million Euro an Amerikaner zu verkaufen, die Europe so small und beautiful finden.
    Sogar eine Kanzler-Offensive schlug ich vor.
    »Lass uns zu Frau Merkel vors Wochenendhaus fahren, mit einem Kuchen, und nach einen Job fragen!«
    Anne sagte, sie sei nicht so gut im Backen.
    »Lass uns einen Film produzieren, den ersten Sex-Film mit echten Gefühlen.«
    »Ja«, sagte Anne.
    Ich war wie weg. Mir gefiel das, einfach mal alles vorschlagen und überlegen, wie das wohl wäre.
    Anne schlug vor, dass wir zuerst nach Hamburg fahren sollten, nach Blankenese, und gucken, wie die Millionäre leben und was sie anders machen. Ich schlug Radebeul vor, wo die reichen Ostdeutschen leben, die angeblich noch so nett sind. Am Ende einigten wir uns auf Starnberg, weil wir da beide noch nicht waren.
    »Schönen guten Tag, mein Name ist Rentzow«, rief ich, da war es schon morgens um halb vier. »Was, Sie kennen mich nicht? Dann googeln Sie mal!«
    »Schönen guten Tag! Mein Name ist Nürnberger. Ich bin Arme a. D.«, rief Anne.
    Es war ein unbeschwertes Glück, ein Rausch war es.
    »Machen wir das wirklich?«, fragte ich Anne, bevor wir gingen.
    »Ja«, sagte sie. »Das machen wir.«
    Und am nächsten Morgen am Telefon, da machte sie, was die Leute sonst nie machen, wenn sie am Abend Großes beschlossen hatten: Da sagte sie das immer noch.
    Sie sagte es immer noch!
    ***
    Vielleicht war es ja auch Patricia Riekel. Vielleicht war ja sie schuld daran, dass wir das dann wirklich alles durchzogen, Anne und ich. Vielleicht war es mein Kontostand, der wirklich bedrohlich war, oder mein Chef.
    Aber mit Sicherheit wären wir ohne Patricia Riekel nie so staunend an den See gefahren und hätten diese ganzen Leute beobachtet, wie sie gehen, sich bewegen, miteinander sprechen, was sie anders macht. Die Familie Baby-Brei-Hipp, den Zigarren-Baron Zechbauer, Peter Maffay, Jürgen Habermas, Fürstin Gloria und wie sie alle heißen.
    Vielleicht hätten wir dann nie erfahren, wie anders sie sind. Die Golfplatz-Chefin hätte nie gesagt, dass es da dieses Mädchen gab bei ihr im Club, das sich angeboten hatte, mit ihren Händen ein bisschen rumzumassieren, und dass es für mich dort keine Chance auf Arbeit gab.
    Vielleicht wäre alles anders gekommen, bestimmt wäre es das. Anne und ich, wir hätten wirklich nur ein bisschen ausprobiert, hier ein bisschen und da ein bisschen.
    Nein, ich hätte später nicht überlegt, diese hübsche, reiche Mutter zu gewinnen. Die Mutter vom Schulfreund von Annes Sohn. Damit sie was locker macht für ein ungewöhnliches Geschäft.
    Was dann wohl geworden wäre?
    Vielleicht hätten wir wirklich ein bisschen gepokert, bestimmt hätten wir das, aber nicht mit Sandra Naujoks, der Poker-Millionärin.
    Ob wir zwischen die jungen Millionärs-Bubis mit den jungen Millionärs-Mädchen beim Fummeln und Knutschen geraten wären, ich weiß nicht. Ob wir bis zu Gunter Sachs gekommen wären, und ich zu dieser Baronin mit den goldenen Strapsen, die sich mit ihren langen, spitzen Fingernägeln über die Schenkel strich?
    Aber dann waren wir bei Patricia Riekel, der Chefin der Bunten , Anne und ich.
    Sie war erkältet, sie war schlimm erkältet, sie schwärmte uns Geschichten vor von sich und dem See, von den Menschen dort, wie herrlich diskret sie sind, wie zufrieden
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