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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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haben für das Seminar, das immer noch nicht stattgefunden hat, bei eBay verkaufen sollten? Ich frage Anne, ob das nicht mal Zeit würde.
    Wir schneiden es und erfreuen uns am Guru, am Grün im Hintergrund, den Bäumen und ihrem Rauschen. Ein unscharfes Bikini-Mädchen, das jeden Moment scharf sein könnte, fummelt sich bei Regel fünf, »Finde wahre Liebe«, an ihrem Oberteil rum.
    Elf Lebensregeln sollten es werden, und Jack hat extra vorher die Regelnummern angesagt, damit die Seminarteilnehmer wissen, wie weit sie schon sind. Leider hat er die Neun vergessen. Wir retten das im Schnitt.
    »Ist das nicht ein bisschen dick?«, frage ich Anne, als sie mir den Werbetext für die DVD »Ihr Weg zu mehr Erfolg« zeigt. Ich bin wirklich ein bisschen besorgt, weil der Text ganz schön viel verspricht, woran nicht jeder im ersten Moment glaubt.
    »Jeder hat das Talent, Millionär zu werden. Man muss es nur wollen. Es ist ganz einfach, es ist logisch.«
    Jawohl, logisch, das ist es!
    »Es funktioniert mit Nature Mathematics. Sie brauchen: Vertrauen in das eigene Gefühl, den Link zum Tiefen-Ich, die Kraft der Angst. Lebens-Lehrer Jack Morgan erklärt, wie Sie Ihr Leben mit den zehn Regeln von Nature Mathematics auf Erfolgskurs schicken. Im Leben ist nichts Zufall. Alles hat seine Zeit, seine Bestimmung, seinen Ort. Nature Mathematics hilft Ihnen, den richtigen Weg zu finden, den Start in ein neues Leben …«
    Acht Minuten 50 Sekunden dauert der Start in ein neues Leben, er kostet 14,98 Euro und steht jetzt bei eBay neben einer Sammlung mit vier CDs zum Thema Erfolg für 29 Euro und dem Hypnose-Seminar für 299 Euro. Damit soll man dann allerdings in Shows auftreten können, was man mit unserem wahrscheinlich erst kann, wenn man wirklich Millionär geworden ist.
    »Was nichts kostet, ist nichts wert«, sagt Anne.
    Als die DVD online ist, kriegt Anne Angst, dass sie kommen und sie verhaften.
    Wir lassen sie trotzdem drin, ich bestehe darauf, das könnten wir ja alles gut erklären, und Anne schläft schlecht.
    »Der Jack ist echt gut«, findet ihr Mann, und dann gibt es einen Kunden, der mich fragen lässt, ob die ganze Welt wirklich völlig irre ist und alles glaubt, alles glauben will, oder doch nicht.
    Ich bin da ziemlich hart.
    »Anne, das gibt es doch alles nicht«, rufe ich.
    Ein Mann aus Österreich ist der erste Käufer, und als Anne ihm die DVD nicht geben will und sagt, er brauche nicht zu zahlen, das sei alles nur ein Test gewesen, besteht er auf seinen Kauf. eBay muss schlichten.
    Wir sind froh, dass Sandra anruft, zwei Wochen nachdem wir sie verabschiedet haben. Ob wir sie vom Flughafen abholen könnten? Es ist der Tag, an dem ich ihr um den Hals falle und mit unseren Erfahrungen von Baden-Baden Versöhnung schließe.
    Gut 3000 Euro gibt sie uns, in Dollar, wir tauschen die selber. Sandra hat in Vegas noch einmal gespielt für uns, und als ich ihr in den Armen liege, sagt sie, dass wir das gerne auch noch öfter machen könnten.
    Das ist es, was ich will.
    ***
    Abends fahren wir jetzt immer unsere T-Shirts aus, das tägliche Brot. Wir sind eingeladen bei diesem großen Internet-Modehaus, für das Juri immer modelt. Sie überlegen, ob sie unsere Shirts mit aufnehmen sollen als junges Trend-Label.
    Das sei vielleicht was für die Weihnachts-Specials, so als Geschenk könne sie sich das gut vorstellen, sagt die Frau vom großen Online-Shopping-Club mit der so schnell wachsenden »E-Commerce-Community«.
    »Es muss ein begehrtes Produkt sein, das wir aufnehmen, es muss nachgefragt sein«, sagt die Dame. »Wir sind nicht die Bedarfsdealer, wir sind Bedarfsdecker.«
    »Wir sind auf Sie gekommen, weil Sie so jung und so lässig sind«, sagen wir ihr mehr als einmal. »Unsere Kundenstruktur wächst schnell, die Kunden sind im Schnitt unter 35.«
    Sie schickt ein großes Dankeschön per E-Mail. Und sagt ein paar Tage später ab. »Der Einkaufschef …«
    Die Idee, dem jungen Playboy-Millionär, bei dem wir in Saint-Tropez auf die Jacht wollten, ein Status-Training zu verpassen, verfällt leider, bevor er selbst davon weiß. Er hat jetzt Grippe, sagt seine neue Presse-Beraterin.
    Wenn man glaubt, was sie sagt, ist es eine schlimme Grippe, von der sich der Patient leider so schnell nicht erholen wird.
    Es tue ihr leid. Sie hätte auch schon so Schnupfen.
    Anne hat Howard Carpendale ein Stück Mauer angeboten, das wollte er aber nicht haben. Ob er sich vielleicht vorstellen könne, eine Seite in unserem Erfolgs-Buch zu
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