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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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ich bitte ihn, uns treu zu bleiben, falls ich patze und doch mal etwas Falsches sage.
    Er sagt: Klar!
    Die Moderatoren vom BB-Radio begrüßen mich zwar sehr nett in ihrer Sendung und sagen lieb: »Guten Morgen, Herr Rentzow«, aber dann sind sie widerspenstig.
    Ich muss leider gleich streng werden und widerspreche dem Moderator, als er feststellt: »Die T-Shirt-Kollektion ist aber schon ein ganz schöner Schlag ins Gesicht für einen Brandenburger.«
    Nein, das sei die Kollektion auf keinen Fall, sage ich. Sie sei Kunst, mit der wir aufrütteln wollten.
    Noch ein Radiosender ruft an, eine Brandenburger Zeitung.
    Mein Puls steigt, ich beruhige mich mit dem Kurier und damit, dass ich die Attacken von BB schon hinter mir habe.
    Star FM ruft an. Bei Star FM bin ich schon lockerer.
    Ich kämpfe mit dem Lachen während des Gesprächs, muss gegen die Wand gucken, damit ich nicht lospruste, ich kopiere Norbert Vojta und mache aus dem schlimmen Brandenburg-Hetzer, den der Kurier aus mir gemacht habe, einen Brandenburg-Freund.
    »Es sind keine Hass-Hemden, wie es im Kurier stand, das sind Helfer-Shirts! Das ist ganz wichtig zu begreifen.«
    Ich sage, wir würden die Shirts in Zukunft in ganz Deutschland machen. »Für alle Bundesländer, für alle Städte.« Und schiebe hinterher, dass wir als Bürger alle Verantwortung für unser Miteinander hätten.
    Die Moderatorin versteht.
    Ich sage: »Von wo auch immer wir Hinweise herbekommen, da machen wir die nächste Kollektion.«
    Die Moderatorin versteht. Ich darf jetzt eigentlich schon alles sagen.
    »Tragen sollen unsere Shirts alle, die die Nase voll haben von den Problemen, die es gibt. Die sich sagen: Ich nehme mir das Problem auf die Brust.«
    Die Moderatorin sagt: »Okay.«
    Als das »Schöner-Vorabend«-Team, das um elf Uhr losgefahren ist, um kurz nach zwölf bei uns anrückt, ist kurz ganz schön große Aufregung. Man findet unser Büro nicht gut genug. Ich muss in den Büroflur, und die Redakteurin muss für das Interview auf einen Eimer, damit wir auf Augenhöhe sind.
    Ich habe einen Schal um wie Karl Lagerfeld und spreche so konzentriert es nur geht in die Kamera und zu der Frau auf dem Eimer.
    Der Kameramann findet, dass die Shirts nicht so doll sind. Die Reporterin findet, dass der Kameramann jetzt bitte mit seiner Meinung haushalten solle, damit ich nicht noch abspringe und sie dann umsonst gekommen wären.
    Mitten in unserem netten Flurgespräch hört Anne den Haustürschlüssel knirschen. Anne drückt mit beiden Händen gegen die Tür. Aber unser Vermieter Hannes drückt stärker, er will rein.
    »Wir drehen«, flüstert Anne. »Sorry!«
    »Ey, das geht gar nicht«, ruft er einen Tick zu laut und klingt wahnsinnig genervt. Anne öffnet die Tür einen Spalt. »Noch fünf Minuten!«
    »Das müsst ihr vorher anmelden«, sagt er. Anne sagt mir, Hannes habe Angst, dass sein Firmenschriftzug, der auf dem Foto im Flur ist, im Film zu sehen sein könnte. Er habe Angst um sein Image.
    Wir ziehen um ins Büro.
    Die Redakteurin will, dass ich möglichst fies pose und vor der Kamera auch ein bisschen böse rüberkomme. Das sagt sie mir zwar nicht, aber sie sagt, dass ich mal die Arme verschränken soll und fies gucken, im Film später wirke das natürlich alles ganz anders.
    Ich sage ihr, dass ich total gerne die Arme verschränken würde, dass das aber keine typische Gestik von mir sei und ich deshalb lieber darauf verzichte.
    »Ich brauch Bilder, dass man T-Shirts, T-Shirts, T-Shirts sieht«, ruft sie und wirft einen Haufen unseres Berichtgegenstands auf den Boden.
    »Das sieht aber schlampig aus«, sage ich, Hannes bringt Bügel, Anne hängt die Shirts fein säuberlich über die Sofalehne.
    »Ich finde das T-Shirt ja auch gut, muss ich sagen«, sagt die Tonfrau, die die Shirts besser findet als der Kameramann.
    »Welches gefällt dir denn am besten?«, fragt Anne sie.
    »Mir reicht schon, dass da steht, so fies ist Brandenburg.«
    Am Ende sitze ich an meinem Schreibtisch, an dem ich reich werden will, und halte die Shirts in die Kamera, eins nach dem anderen. Mein Schal rutscht mir einmal runter, ich sei nachher in der Sendung schon der »Aufreger«, sagt die Reporterin.
    »Aber Sie machen das fair mit mir, oder?«, frage ich. »Sonst müssen wir das abbrechen.«
    Dann zeige ich weiter, was ich zeigen möchte.
    »Also dieses Shirt hier, das steht für den Wohnungsleerstand in Brandenburg. Dieses Shirt«, ich zeige das nächste, »steht für die vielen, vielen
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