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Reich kann jeder

Reich kann jeder

Titel: Reich kann jeder
Autoren: Jan Anne; Rentzow Nürnberger , Anne Nürnberger , Jan Rentzow
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Klose.
    Anne ist auch eine von den 100 unter 10 000, die zufällig angerufen werden, weil auch sie so nett geschrieben hat.
    Liebes Millionärs-Team,
    als ich ein kleines Mädchen war, hat meine Mutter mich in den Arm genommen, ich könne mal Bundeskanzlerin werden, so klug sei ich.
    Ich gehe zur Zeitung, jeden Tag Zeilen machen, Schlagzeilen, gute und böse.
    Ich will keine »Mamamama«-Rufe von meinem Kleinen mehr, wenn ich morgens das Haus verlasse, und keine vorwurfsvollen Blicke von meinem Großen, wenn ich abends wiederkomme. Ich will für sie da sein. Wenn ich bei Ihnen gewinne, kündige ich.
    Beste Grüße, Ihre Anne Nürnberger
    Anlagen: Fotos von mir und meinen beiden Jungs
    Ihr Gespräch läuft echt mies, sie hat einfach zu viel Angst, wahrscheinlich weil sie ja schon gar nicht mehr zur Zeitung geht.
    Long John war bei mir zu Hause, der beste Pornodarsteller Europas, auf dessen Homepage steht, dass er gerne Klöße von Mutti mag, Snoop Dog und Tulpen. Der privat ein sanfter Mann sein soll, mit 4,5 Zentimetern Durchmesser.
    Als alles vorbei ist, bin ich froh, dass sie alle ihre Hosen wieder anhaben, und die Küchenrollen werden wieder eingerollt.
    Ich habe das Angebot, das noch mal zu machen und mein Sofa noch einmal für 250 Euro zur Verfügung zu stellen, und man traut mir zu, dass ich auch selbst mal mitspiele. Es gibt immer noch Optionen für einen guten Stundenlohn.
    Den Prominenten in Deutschland gehen leider die Ideen aus, wenn sie zu prominent sind.
    »Leider lässt der Terminkalender von Herrn Heck zurzeit keinen Spielraum, sodass wir Ihnen leider absagen müssen.«
    »Vielen Dank für Ihre Anfrage. Leider wird Ihnen Herr Riewa nicht zur Verfügung stehen können, wir wünschen dennoch viel Erfolg!«
    »Frau Berben bekommt im Moment sehr viele ähnliche Anfragen.«
    Ich bin ein bisschen enttäuscht, und dann sagen auch noch Christoph Maria Herbst und Katharina Witt ab.
    Anne tröstet mich, sie sagt, das habe alles nichts mit mir zu tun, die hätten ja wirklich alle viel um die Ohren, und wenn ich mal ehrlich sei, ich würde meine Idee ja auch nicht in die Welt pusten.
    »Ihr habt doch vier Computer, mehrere Kameras, einen tollen Drucker, einen tollen Fernseher, ihr habt zwei Tacker, euch geht es doch gut«, findet Annes Sohn Juri. »Ihr seid doch eigentlich schon ziemlich reich. Und wenn ihr wollt, lade ich euch von meinem Geld zum Schnitzel ein.«
    Anne sagt, ich hätte keine Schwächen, außer dass ich hin und wieder schreie.
    Anne sagt, man sehe im Gesicht der Menschen, ob sie böse sind oder lieb. Sie glaubt, sie entdecke da jetzt manchmal gewisse Härten bei sich im Gesicht. Sie hofft noch, dass die wieder weggehen.
    Einmal ist sie beim Vater vom besten Freund ihres Sohnes und holt Juri ab. Alles ist ganz normal und sehr nett, sie lachen im Auto, und als sie nach Hause kommt, denkt sie, was wohl wäre, wenn uns das Geldverdienen für immer die Unschuld nimmt.
    Ich habe über das Schreien nachgedacht.
    Wenn ich geschrien habe, bin ich am besten, denke ich manchmal. Ich brauche das, ich habe gebleichte Zähne und das Gefühl, dass die Zahnärztin mich beschissen hat, weil vorne alles schon wieder nachdunkelt. Ich stehe vor dem Spiegel und fletsche davor rum, dass Anne sich schon Sorgen macht.
    Ein Mann meldet sich, er will Annes Loft anmieten, lange, sehr lange. So lange, dass Anne mal nachguckt, wer er eigentlich ist und ob seine Firma ihn wirklich schickt und das alles zahlt. Er hat zwei Millionen Dollar Schulden und steht auf der Betrügerliste Kanadas.
    Was ist Moral, frage ich mich seitdem öfter und fletsche meine Zähne vor dem Spiegel, ich trinke jetzt keinen Kaffee mehr und esse nur noch weiße Sachen, aber das nützt nichts, und ich schreibe der Zahnärztin einen Brief, dass ich die 500 Euro nicht bezahlen will, den ich dann aber Zähne fletschend nicht abschicke.
    »Das mit der Mauer, das wird was.«
    Es ist ein Spiel für mich, alles.
    »Geil, das mit den T-Shirts.«
    »Das mit dem Mega-Loftverkauf, Anne, das wird was!«
    Es entgleitet uns ein bisschen.
    Ich sage ihr: »Mach das, mach das!«
    Und sie macht das dann, und ich sage, da könnten noch 50 000 her und da. Und das müssen wir noch machen.
    Wenn ich wieder fünf Optionen offen habe, fühle ich mich besser. Alles muss in Bewegung sein, wo Bewegung ist, sind Strudel, ist Wind. Wo Wind ist, passiert was.
    Wenn nichts mehr passiert und niemand mehr anruft und keine Option mehr offen ist, bin ich traurig. Dann fühle ich mich
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