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Kleines Herz in Not

Titel: Kleines Herz in Not
Autoren: Jeanne Allan
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1. KAPITEL

Suche Frau. Habe kleines Kind. Muss Kekse backen und Geschichten vorlesen können und viel lächeln. Darf nicht schlagen. Zimmer 301, St. Christopher Hotel, Aspen, Colorado.
    Als Cheyenne Lassiter beim Frühstück die Zeitung aufschlug, fiel ihr als Erstes die Anzeige auf. Stirnrunzelnd las sie den Text noch einmal und schob ihn dann zu ihrer jüngeren Schwester hinüber. „Hier, lies."
    Allie überflog die Anzeige und lachte. „Komische Art, eine Frau zu suchen."
    „Denkst du das Gleiche wie ich?" fragte Cheyenne. „Das hat doch ein Kind geschrieben, oder?"
     Allie studierte den Text genauer und gab ihrer Schwester dann die Zeitung zurück. „Sieht fast so aus. Du machst dir Gedanken über ,darf nicht schlagen', stimmt's?"
     „Ja", erwiderte Cheyenne leise. „Ich weiß genau, ihr denkt alle, dass ich hinter jedem Baum Eltern sehe, die ihre Kinder misshandeln, aber ..." Ihr versagte die Stimme.
    „Michael kann nichts mehr geschehen", sagte Allie beruhigend. „Er ist bei seinen Großeltern gut aufgehoben."
    „Wieso habe ich mich bloß so täuschen lassen?. Wieso habe ich nicht bemerkt, dass er mir nicht in die Augen sehen konnte, wenn ich ihn nach den blauen Flecken gefragt habe?. Seine Ausreden waren doch wirklich mehr als fadenscheinig: die Treppe heruntergefallen, gegen die Tür gelaufen. Aber seine Mutter war immer so freundlich und hat mir im Unterricht geholfen, und Mr. Karper hat sich sehr für die Fortschritte seines Stiefsohns interessiert. Woher sollte ich wissen, dass da etwas nicht stimmte?" Cheyenne konnte nicht verhindern, dass ihr Tränen  in die Augen stiegen.
    „Hör auf, dir Vorwürfe zu machen! Das führt doch zu nichts. Kein Mensch wusste, dass der Stiefvater den Jungen geschlagen hat. Du bist doch sofort zum Jugendamt gegangen, als du den Verdacht hattest, dass da etwas faul war. Wenn du nicht gewesen wärst, würde Michael immer noch bei seiner Mutter und seinem Stiefvater wohnen. Oder schlimmer noch ...”
    „Michael hat verzweifelt um Hilfe gerufen, aber keiner hat es gehört." Cheyenne faltete die Zeitung zusammen. „Ich habe mir geschworen, dass ich nie wieder die Augen verschließen werde, wenn etwas Derartiges geschieht." Entschlossen sah sie ihre Schwester an. „Mein Termin mit den Brownings ist erst um zehn Uhr."
    „Womit du noch Zeit genug hast, um herauszufinden, was in Zimmer, 301 im St. Christopher Hotel vorgeht." Allie brach ein Stück vom Brötchen ab und gab es dem Windhund, der erwartungsvoll zu ihr hochblickte. „Meine Schwester, die heldenhafte Retterin der Welt!"
    „Du sollst die Hunde nicht am Tisch füttern, das weißt du doch." Cheyenne schob den Stuhl zurück und versuchte dabei, nicht auf Allies Katze Amber zu treten, die es sich darunter bequem gemacht hatte.
    Völlig ungerührt riss Allie noch ein Stück vom Brötchen ab. „Wer seine Nase zu tief in die Angelegenheiten anderer Leute steckt, wird eines Tages sein blaues Wunder erleben; lass es dir gesagt sein!"
    „Ich will doch nur kurz nach dem Rechten sehen. Wenn ich der Meinung bin, dass irgendetwas nicht stimmt, schalte ich das Jugendamt ein. Ich habe gar nicht vor, mich persönlich einzumischen."
    „Wenn auch nur noch eine Frau hier anklopft, dann drehe ich durch!" Wutentbrannt knallte Thomas Steele den Telefonhörer auf die Gabel und überhörte die gestammelten Entschuldigungen des verängstigten Hotelmanagers.
    Die erste Frau hatte bereits morgens kurz nach sechs an die Tür von Thomas' Hotelsuite geklopft - nein, gehämmert. Völlig verschlafen hatte er geöffnet. Ein Blick auf die Frau und den Keksbeutel in ihrer Hand hatte ihn glauben lassen, eine Verrückte vor sich zu haben, und er hatte sie mit den passenden Worten zum Teufel gejagt. Aber bevor er noch den Hotelmanager hatte herbeizitieren können, um sich zu beschweren, stand die nächste Frau schon vor der Tür. Und damit nicht genug: Seitdem hatte sich ein unablässiger Strom von Frauen jeder Größe, Gestalt und jeden Alters über ihn ergossen, die ihn zu allem Überfluss auch noch mit Keksen überschütteten und lächelten, als hätten sie das große Los gezogen.
    Müde fuhr sich Thomas übers Kinn. Das war ja der reinste Albtraum! McCall, der Hotelmanager, beteuerte zwar immer wieder, dass es ihm schleierhaft sei, was hier vorgehe. Eine der Frauen hatte irgendetwas von einer Zeitung gefaselt, und eigentlich hätte er, Thomas, nachhaken müssen, aber vor dem Frühstück war mit ihm nichts anzufangen, und so hatte er
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