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Kleines Herz in Not

Titel: Kleines Herz in Not
Autoren: Jeanne Allan
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seinem Neffen nichts anzufangen wusste und ihm auch kein bisschen Zuneigung entgegenbrachte. Aber trotzdem - und da war Cheyenne sich sicher - hatte er sich die Sache mit dem vergessenen Geburtstag zu Herzen genommen. Oder ließ sie sich einfach nur von seinem attraktiven Äußeren täuschen?
    Auch ihr Vater hatte sein gutes Aussehen und seinen überwältigenden Charme benutzt, um ihre Mutter einzuwickeln. Und Mary Lassiter hatte dafür teuer bezahlt. Sie musste vier Kinder allein großziehen, während Beau Lassiter von Rodeo zu Rodeo fuhr und seine Pflichten als Vater und Ehemann völlig vernachlässigte.
    Aber trotzdem musste Cheyenne nicht ohne Liebe aufwachsen. Ihre Mutter und ihr Großvater kümmerten sich aufopferungsvoll um sie und ersetzten erfolgreich den fehlenden Vater. Und Cheyennes Verhältnis zu Worth und ihren beiden Schwestern war hervorragend. Jeder war für den anderen da.
    Bei Davy lag der Fall anders. Der arme Junge hatte keinen auf der Welt, der sich liebevoll um ihn sorgte. Seine Eltern waren tot. Cheyenne hatte ihn während des Frühstücks ausgefragt, und seine Antworten hatten sie überzeugt, dass keine körperliche Gewalt im Spiel war. Wenigstens das war dem Jungen erspart geblieben. Jetzt, da sie alles über ihn erfahren hatte, hätte sie eigentlich gehen können, aber sie brachte es nicht übers Herz. Er war so allein. Sie konnte ihn nicht einfach im Stich lassen.
    „Was muss ich eigentlich noch tun, damit ich Sie loswerde, Miss Lassiter? Die Polizei rufen?"
    Cheyenne war so tief in Gedanken versunken, dass sie Thomas Steele nicht wieder ins Zimmer kommen gehört hatte. Betont langsam drehte sie sich zu ihm um. Verdammt, er sieht wirklich gut aus, dachte sie anerkennend. Wenn da nicht diese Verachtung in den grauen Augen und der arrogante Gesichtsausdruck gewesen wären, hätte sie fast schwach werden können. Aber überhebliche Männer interessierten sie nun einmal überhaupt nicht.
    Thomas Steele zog spöttisch die Augenbraue hoch - und Cheyenne wurde plötzlich bewusst, dass er das häufig machte. Wollte er sie damit einschüchtern? Dann überprüfte er noch einmal den Sitz der Krawatte.
    Aber eine Cheyenne Lassiter war nicht so leicht abzuschrecken. Sie hatte sich vorgenommen, ihm eine Standpauke zu halten, und sie würde sich durch nichts davon abbringen lassen.
    „Ich gehe erst, wenn ich Ihnen meine Meinung gesagt habe." „Die interessiert mich nicht."
    „Es geht um Davy."
    „Mein Neffe geht nur mich etwas an."
    „Falsch. Er ist noch klein und kann sich nicht wehren. Und Sie vernachlässigen Ihre Pflichten als Onkel sträflich. Seine Eltern sind tot - ja, er hat es mir erzählt. Ich habe neben ihm gesessen, während er sein Frühstück gegessen hat, und mich mit ihm unterhalten. Was. eigentlich Ihre Aufgabe gewesen wäre. Er hat mir auch verraten, dass er so lange bei Ihnen wohnt, bis seine Großeltern aus dem Urlaub zurück sind, und er so gern ins Ferienlager gefahren wäre. Sie haben es ihm jedoch verboten."
    „Mit sechs ist er dafür noch zu klein."
    „Er ist sieben. Vor drei Tagen hatte er Geburtstag - oder haben Sie das etwa auch schon wieder vergessen?"
    ,,In unserer Familie wurde nie sehr viel Wert auf Geburtstage gelegt."
    „Was für eine Familie ist das eigentlich, in der ein Kind Angst haben muss, dass es in seinem Hotelzimmer eingeschlossen wird, wenn es unartig ist?"
    Thomas' Gesicht verfinsterte sich. „Der Junge hat zu viel Fantasie."
    „Tatsächlich? Ich glaube eher, er fürchtet sich vor Ihnen."
    „Soweit ich weiß, hat er vor allem Angst, sogar vor seinem eigenen Schatten."
    „Soweit Sie wissen! Weit kann es damit ja nicht her sein. Er ist ganz allein an einem fremden Ort unter lauter fremden Leuten. Und sein Onkel tut nichts, um ihm das Leben zu erleichtern. Es kann doch wohl nicht so schwer sein, sich zu ihm zu setzen, wenn er isst, ihm etwas vorzulesen und ihn dann und wann auch einmal zu umarmen! "
    „Es wird für ihn Zeit zu lernen, dass das Leben kein Zuckerschlecken ist."
    „Davy ist doch erst sieben, und er hat keine Mutter und keinen Vater mehr." Für Cheyenne war unvorstellbar, dass jemand so hartherzig sein konnte. „Er vermisst beide schrecklich."
    „Als seine Eltern verunglückten, war er gerade acht Monate alt. Er kann sich gar nicht an sie erinnern."
    Für einen Augenblick sah Cheyenne etwas in seinen Augen aufflackern, und sie verkniff sich die harsche Antwort, die ihr auf der Zunge lag. War es Schmerz gewesen? Hatte Thomas Steele
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