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Kleines Herz in Not

Titel: Kleines Herz in Not
Autoren: Jeanne Allan
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ihr einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen.
    Aus dem Nebenzimmer hörte er, wie der Junge sich bewegte. Er war also wach. Aber Thomas wusste, dass sein Neffe so lange im Bett bleiben würde, bis er ihm die Erlaubnis gab aufzustehen. Der Junge ging im wahrsten Sinne des Wortes die ganze Zeit auf Zehenspitzen umher. Wahrscheinlich glaubte er, dass ihm der Himmel auf den Kopf fallen würde, wenn er es nur wagte, das Wort an seinen Onkel zu richten. Thomas war klar, dass er an dieser Situation selbst schuld war. In einer schwachen Minute in New York hatte er seinen Neffen angesehen und angeboten, den Jungen mit nach Aspen zu nehmen. Aber verdammt noch mal, was sollte er bloß mit ihm anfangen? Er, Thomas Steele, Chef einer exklusiven Hotelkette, ließ sich von einem sechs Jahre alten Jungen aus der Fassung bringen!
    Er hatte beim Zimmerservice ein Frühstück für zwei Personen bestellt und war sich keinesfalls sicher, ob der Junge überhaupt Haferflocken mochte.. Als er seinen Neffen gefragt hatte, hatte dieser nur die Schultern gezuckt. Also musste er eben essen, was auf den Tisch kam.
    Ein leises Klopfen an der Tür hob Thomas' Laune erheblich. Das Frühstück kam ja wirklich in Rekordzeit. Es war manchmal wirklich von Vorteil, der Chef zu sein. Er zog den Gürtel des Bademantels enger und öffnete.
    Noch bevor Thomas überhaupt begriff, dass die große Blondine nicht das Frühstück brachte, hatte sie sich schon an ihm vorbeigedrängt. Am liebsten hätte er sie höchstpersönlich wieder hinausbefördert, aber er überlegte es sich anders. Diesmal würde er Nägel mit Köpfen machen. Er musste endlich herausfinden,  was hier gespielt wurde. Mit lautem Knall schloss er die Tür und funkelte die Frau erbost an. Im Einschüchtern war er schon immer ein Meister gewesen.
    Aber sie ließ sich nicht beeindrucken.
    Wenigstens lächelte sie nicht so dämlich wie die anderen! Schnell blickte Thomas auf ihre Hände. Keine Kekse. Sie hielt nur eine zusammengefaltete Zeitung, mit der sie sich, offensichtlich verärgert, gegen das Bein schlug. Warum, zur Hölle, war sie so aufgebracht? Thomas konnte sich darauf einfach keinen Reim machen. Er war doch derjenige, der den ganzen Morgen von einer Horde wild gewordener Weiber verfolgt wurde!
    Beinahe unverschämt musterte er die unwillkommene Besucherin von unten bis oben. Er sah von der Sonne gebräunte lange, schlanke Beine, die oben in schauderhaft aussehenden Khakishorts und unten in dicken weißen Socken und festen Wanderschuhen endeten. Aufreizend langsam ließ er den Blick nach oben zu den schlanken Hüften und der schmalen Taille gleiten. Und zu den festen Brüsten, die, wie er gleich erkannte, von einem BH umschlossen wurden. Die leichte Röte, die ihr jetzt ins Gesicht stieg, verriet Thomas, dass sie seine Gedanken erraten hatte. Mit einem zufriedenen Lächeln blickte er sie direkt an.
    Man hätte sie eine Schönheit nennen können - vorausgesetzt, man mochte große, athletisch gebaute Frauen. Sein Fall aber waren exotisch aussehende, dunkelhaarige Frauen, die Eleganz ausstrahlten und Sex-Appeal hatten. Er zog spöttisch die Augenbraue hoch, und sein Blick war kalt wie Eis.
    „Keine Kekse?" fragte er höhnisch. Für den Bruchteil einer Sekunde hatte er sie offenbar aus der Fassung gebracht, aber sie fing sich sofort. Mit ihren grauen Augen - nein, sie waren hell­ blau, wie er beim näheren Hinsehen feststellte - blickte sie ihn empört an.
    „Dann wissen Sie also genau, worum es geht."
    Diese Frau habe ich doch schon einmal gesehen, überlegte Thomas. Doch wo war das bloß gewesen? In der Fußgängerzone von Aspen? Oder ... Nein, jetzt fiel es ihm wieder ein: Sie war eine Angestellte des Hotels. Aber nicht mehr lange!
    „Nein, ich habe keine Ahnung. Aber etwas weiß ich ganz be­stimmt: Sie stehen kurz davor, gefeuert zu werden. Und verlassen Sie sich darauf, ich werde dafür sorgen, dass Sie auch in keinem anderen Steele-Hotel mehr einen Job finden."
    Ihre Verblüffung war unübersehbar.
    Das hat gesessen, dachte Thomas gerade, als ein Klopfen an der Tür ertönte. Schnell ging er hin und öffnete. Der Ober brachte das Frühstück herein und lächelte der Frau zu. Alle Angestellten des Hotels würden jetzt mit Argusaugen beobachten, wann diese. Frau die Suite wieder verlassen würde. Sie dachten bestimmt, dass er langsam weich wurde. Aber da hatten sie sich gewaltig getäuscht. Sobald er herausgefunden hatte, was hier vor sich ging, würde er diesem. frechen
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