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Kleines Herz in Not

Titel: Kleines Herz in Not
Autoren: Jeanne Allan
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seine Trauer noch nicht überwunden? Sie beschloss, vorsichtiger vorzugehen. „Davy hat mir erzählt, dass sein Vater Ihr Bruder war. Es tut mir Leid."
    „Ich brauche Ihr Mitleid nicht." Hätten Blicke töten können, wäre Cheyenne auf der Stelle tot umgefallen.
    „Auch gut. Wenn es Ihnen also nichts ausmacht, über Ihren Bruder zu sprechen ..."
    „Es macht mir nichts aus."
    „Warum erzählen Sie Davy dann nichts von seinen Eltern? Er weiß fast gar nichts über sie. Er sagt, dass Ihre Mutter sich weigert, mit ihm darüber zu sprechen."
    Zu Cheyennes großer Überraschung fing Thomas laut an zu lachen - es war ein bitteres Lachen. Aber als er nichts sagte, nahm sie den Faden wieder auf. „Davy hat noch nicht einmal ein Foto von seinen Eltern."
    „Sie haben sich ja anscheinend ausführlich mit ihm unterhalten."
    Sein Spott prallte an ihr ab. „Davy ist einsam. Er hat keinen, der mit ihm spielt. Und seine Babysitter setzen ihn nur vor den Fernseher oder schicken ihn ins Bett. Glauben Sie wirklich, Davys Eltern hätten gewollt, dass ihr Sohn so aufwächst?"
    „Keine Ahnung. Ich hatte keinen Kontakt mehr mit meinem Bruder seit seiner Hochzeit."
    „Mochten Sie Ihre Schwägerin nicht?"
    „Ich habe sie nie kennen gelernt. David wollte es nicht. Er war dazu ausersehen, die Steele-Hotelkette zu führen und nicht dazu, eins der Zimmermädchen zu heiraten. Er hat das College frühzeitig verlassen und den Kontakt zur Familie abgebrochen."
    „Aber er hat sie geliebt und war glücklich ..."
    „Liebe ... Glück ..." So wie er diese Worte ausspricht, dachte Cheyenne, klingt es wie ein Fluch. „Die Steeles heiraten nicht aus Liebe. Wenn sie heiraten, dann geht es nur um Macht, Leidenschaft, Sex, Geld und hundert andere Gründe, aber nicht um Liebe und Glück." Thomas drehte sich um, ging zum Faxgerät, das auf einem Schreibtisch in der Ecke stand, nahm ein Schreiben aus der Ablage und begann zu lesen.
    Ein deutliches Zeichen für sie, endlich zu verschwinden. Aber da hatte er die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Entschlossen ging Cheyenne zum schwarzen Ledersofa und setzte sich. „Sie sind ebenfalls ein Steele. Gilt das, was Sie da gerade gesagt haben, auch für Sie?"
    „Höre ich da leise Enttäuschung?" Thomas blickte hoch und sah sie so spöttisch an, dass sie ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst hätte. „Sie haben doch wohl nicht geglaubt, dass ich einen Blick auf Ihre krausen, gefärbten Haare und blauen Augen werfe und mich rettungslos in Sie verliebe? Wenn ja, dann machen Sie sich keine Hoffnungen. Die Steeles verlieben sich nicht."
    „Und Sie empfinden nicht einmal Liebe für einen kleinen, einsamen Jungen?"
    „Der bekommt genug zu essen, Kleidung und wird auf eine Privatschule gehen. Er wird es überleben. Genau wie ich."
    Cheyenne beschloss, den letzten Satz zu überhören. Es ging hier 'nicht um Thomas Steele, sondern um seinen Neffen. „Davy braucht Liebe und Fürsorge."
    Thomas seufzte genervt. „Miss Lassiter, hören Sie doch endlich auf, mir Vorträge zu halten. Ich gebe ja zu, dass es ein Fehler war, ihn hierher mitzubringen. Aber ich kann es nicht ändern, und jetzt muss er eben bei mir bleiben, bis seine Großeltern zurückkommen."
    „Sie mögen zwar herzlos klingen, aber ich weiß, dass Sie es nicht sind. Immerhin haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, dass Davy zu klein ist, um eine Zeit lang in einem Ferienlager zu verbringen."
    „Interpretieren Sie da bloß nicht zu viel hinein. Wollen Sie die ungeschminkte Wahrheit hören, Miss Lassiter? Wenn mein Bruder nicht auf ein hübsches Gesicht scharf gewesen wäre, würden wir jetzt nicht hier sitzen und überlegen, was wir mit dem Jungen anfangen sollen, den er uns aufgebürdet hat. Die Steele-Familie kümmert sich um Hotels, nicht um kleine Kinder. Es wäre für den Jungen besser gewesen, wenn er zusammen mit seinen Eltern bei dem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen wäre."
    Das Geräusch einer ins Schloss fallenden Tür ließ Cheyenne erschrocken zusammenzucken, und sie unterdrückte nur mühsam einen entsetzten Aufschrei. Thomas Steele blickte starr auf die Tür, die zum Zimmer seines Neffen führte. Nur ein leichtes Zucken seiner Mundwinkel bewies, dass seine Ungerührtheit nur gespielt war.
    Cheyenne wartete einen Augenblick, und als sie merkte, dass Thomas nicht vorhatte, zu Davy zu gehen, beschloss sie, selbst nach dem Jungen zu sehen. Sie klopfte an und betrat, ohne auf eine Antwort zu warten, das Zimmer.
    Davy saß
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