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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen
Autoren: R. J. Anderson
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und zog ihre Hand zurück. »Für dich steht deine Wahl also fest. Und für Paul? Wenn du ein Mensch wirst, wird deine Kraft als seine Muse nachlassen oder ganz verschwinden. Vielleicht wird er seine künstlerische Begabung nie ganz verwirklichen. Und noch etwas: Jetzt bedeutest du ihm viel, aber es gibt auf der Welt viele junge Frauen. Würde er dich trotzdem wollen, wenn er wüsste, dass er statt dir noch etwas viel Wertvolleres bekommen könnte?«
    »Was soll …«, begann Klinge, aber die Königin fiel ihr ins Wort.
    »Überlege mal, Klinge. Hast du nie daran gedacht, dass du nach Wiederherstellung deiner Flügel sowohl Paul als auch der Eiche weiter als Fee dienen könntest, während die Kraft, die ich für deine Verwandlung aufwenden müsste, einem anderen Zweck zugute käme?«
    Ihre Worte trafen Klinge wie ein Faustschlag in die Magengrube. »Ihr meint, Ihr könntet …«
    »Jawohl, und das werde ich auch tun, wenn du dich dafür entscheidest. Paul ist ein guter Mensch, und eine solche Schuld würde ihn noch fester an die Eiche binden als seine Treue zu dir. Warum sollte ich ihm nicht erfüllen, was er selbst dir gegenüber einmal seinen sehnlichsten Wunsch genannt hat?«
    »Dann …« Klinge schloss die Augen und sprach schnell weiter, bevor sie ihre Meinung ändern konnte. »Ja.«
    »Ich soll ihn also heilen?«
    »Ja.«
    »Vergiss nicht, dass die anderen Bedingungen unserer Vereinbarung weiterhin gelten. Du wirst mir auch in Zukunft als Jägerin dienen, und du wirst Paul weiterhin aufsuchen und in meinem Namen mit ihm sprechen, ohne dass deine Gefühle für ihn je Ausdruck oder Erwiderung finden können. Du wirst für alle Zeit eine Fee bleiben und er ein Mensch. Bist du bereit, das alles um seinetwillen auf dich zu nehmen?«
    Klinge nickte. Sprechen konnte sie vor Kummer nicht.
    »Also gut«, sagte die Königin zufrieden. »Du hast eine weise Wahl getroffen, Klinge. Bleib hier, während ich mit dem Menschen spreche.«
     
    Klinge setzte sich an den Fuß der Eiche, zog die Knie an und legte das Kinn darauf. Paul und Amaryllis waren so weit entfernt, dass sie nicht verstand, was sie sagten. Sie hörte die helle Stimme der Königin und Pauls kräftige, tiefe Stimme. Die beiden schienen gleichzeitig aufeinander einzureden. Wenn das so weiterging, konnte es bis Sonnenaufgang dauern, bevor sie zu einer Verständigung kamen. Doch dann verstummte Paul plötzlich und warf Klinge einen bestürzten Blick zu.
    Jetzt hat sie es ihm gesagt. Klinge hätte zugleich lachen und weinen mögen. Er weiß, dass sie ihn heilen wird, wenn er das Angebot annimmt – und dass ich das will. Sie erwiderte Pauls Blick. Hoffentlich konnte er trotz der Dunkelheit und der Entfernung zwischen ihnen ihre Zustimmung von ihrem Gesicht ablesen. Doch seine Miene blieb traurig. Als er schließlich sprach, war seine Stimme so leise, dass sie ihn nicht hörte.
    Klinge fühlte sich innerlich wund, aufgerieben zwischen Hoffnung und Elend. Sie vergrub den Kopf zwischen den Armen, um nichts mehr sehen und hören zu müssen. Dann spürte sie die Hand der Königin auf der Schulter.
    »Leider haben wir keinen Vollmond«, sagte Amaryllis. Sie klang erschöpft. »Trotzdem werde ich tun, was ich kann. Stell dich neben deinen Menschen.«
    Klinge stand mechanisch auf, ging über den Rasen und blieb neben dem Rad von Pauls Rollstuhl stehen. Ihr Opfer hatte einen Sinn, sagte sie sich. Sie hätte alles darum gegeben, Paul aufstehen und gehen zu sehen. Die Königin hatte recht: Als Mensch hatte Klinge Paul wenig zu bieten. Aber um seinetwillen eine Fee zu bleiben war ein Geschenk, an dass er sich sein ganzes Leben lang erinnern würde.
    »Perianth«, flüsterte Paul. Ihren wahren Namen zu hören kostete Klinge beinahe die Fassung. Sie presste sich den Handrücken auf die Lippen, als er fortfuhr. »Was hat sie zu dir gesagt?«
    Klinge schüttelte den Kopf. Er sollte jetzt nichts sagen. Für Worte war es ohnehin zu spät. Amaryllis war bereits aus dem Schatten der Eiche in das Licht des Mondes getreten und hatte die Arme ausgebreitet. Ihr Körper begann zu leuchten.
    »Was hat sie gesagt?«, wollte Paul wissen. Er streckte die Hand nach Klinge aus, und Klinge wich verzweifelt zurück. Sie rutschte aus und fiel ins Gras. Ein greller Lichtblitz zuckte auf, und siespürte, wie eine fremde Kraft sie durchlief. Paul rief etwas, als tue die Kraft ihm weh, und sie dachte benommen: Der Zauber wirkt.
    Alle Muskeln schmerzten sie und ihre Glieder fühlten sich an wie in eine
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