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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen
Autoren: R. J. Anderson
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Klinge hinauf. »Du hattest heute Nacht eine harte Prüfung zu bestehen und bist mir jetzt vielleicht böse. Aber ich konnte dich erst mit diesem jungen Mann gehen lassen, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass ihr beide nicht nur wisst, was Liebe ist, sondern auch, was es heißt, sich selbst zu opfern.«
    »Nicht nur wir mussten Opfer bringen, auch Ihr«, sagte Klinge. »Ich kann Euch jetzt nicht mehr bei der Suche nach anderen Feen helfen. Selbst wenn ich die Eiche einige Tage lang unbewacht lassenkönnte, andere Feen würden doch nie mit einem Menschen reden. Was wollt Ihr also tun?«
    »Hoffen«, antwortete Amaryllis. »Ich habe ja jetzt Helferinnen bei meinen Nachforschungen. Vielleicht machen sie Entdeckungen oder sehen Möglichkeiten, die mir entgangen sind. Zumindest Pechnelke wird mir sicher gern helfen … und vielleicht haben wir einmal wieder eine Fee, die den Willen und den Mut für eine solche Reise hat.« Sie warf einen Blick auf die schlafende Linde. »So viel Zeit haben wir.«
    Klinge nickte. Sie zog sich die Decke fester um die Schultern, beugte sich zur Königin hinunter und flüsterte: »Ich bin Euch nicht böse.«
    »Meine Jägerin«, sagte Amaryllis genauso leise. Sie verabschiedete sich mit einem letzten Blick von Klinge und wandte sich zum Gehen. Baldriana nickte Klinge respektvoll zu und eilte der Königin nach.
    »Hm«, brummte Dorna mit einem misstrauischen Blick auf Paul und schickte sich an, ebenfalls zu gehen. Doch Klinge hob die Hand. »Warte noch«, sagte sie. Die Fee blieb stehen. Sie hatte die Flügel bereits ausgebreitet. »Komm bitte her. Du auch, Winka.«
    Dorna kam zögernd näher und wäre fast von Winka umgerannt worden, die auf Klinge zulief, als habe sie schon die ganze Zeit auf diese Aufforderung gewartet. »Ach Klinge«, rief sie und blickte mit tränennassen Augen zu ihr auf. »Du wirst mir fehlen!«
    Klinge schüttelte den Kopf. »Ich werde dich und Linde und natürlich auch die anderen fast täglich besuchen. Frag die Königin, wenn du in die Eiche zurückkehrst. Sie wird dir alles erklären.«
    »Wenn wir schon beim Erklären sind …«, begann Paul hinter ihr, aber Klinge schüttelte den Kopf.
    »Augenblick«, unterbrach sie ihn. »Ich muss meinen Gefährtinnen noch etwas sagen.« Sie beugte sich tief zu Winka und Dorna hinunter und sagte leise: »Ich danke euch. Und ich verspreche euch, dass ich nie vergessen werde, was ihr für mich getan habt.«
    Winka bekam Schluckauf und warf sich schluchzend in Dornas Arme und hätte dabei fast Linde zerdrückt. Dorna verdrehte die Augen und klopfte ihr auf den Rücken, doch auch sie war sichtlich gerührt. »Denk an meine Worte, Mensch«, sagte sie barsch zu Paul. »Pass auf sie auf – sonst bekommst du es mit mir zu tun.«
    »Ich werde daran denken«, sagte Paul. Er legte Klinge die Hände auf die Schultern, und gemeinsam sahen sie den Feen nach, die sich über den nächtlichen Rasen entfernten. Als sie im Schatten der Eiche verschwunden waren, zog er Klinge an sich und legte die Lippen an ihr Ohr. Sie schloss in Erwartung eines Kusses die Augen. Stattdessen hörte sie ihn sagen: »Jetzt haben wir nur noch ein Problem. Ich habe keine Ahnung, wie ich dich meinen Eltern erklären soll.«
    »Ach du liebe Gärtnerin!«, rief Klinge und drehte sich zu ihm um. »Daran habe ich auch nicht gedacht.«
    »Das habe ich auch nicht erwartet, du hattest genug andere Dinge im Kopf. Aber dich morgen früh am Frühstückstisch vorzustellen, kommt mir schon etwas merkwürdig vor.« Er sah sie an, und sie sah trotz des schwächer werdenden Mondlichts, dass er rot wurde. »Zumal du Kleider von mir anhaben wirst.«
    Klinge strich ihm die blonden Haare aus den Augen, beugte sich vor und küsste ihn. »Nein, im Ernst!«, protestierte er, als sie ihn wieder sprechen ließ. »Was soll ich sagen … ›Ich habe das Mädchen um Mitternacht nackt auf dem Rasen liegen sehen, kann ich es behalten?‹« Er brach ab. »Du zitterst ja. Habe ich dich erschreckt? Keine Sorge, wir kriegen das schon hin.«
    »Mir ist nur ein wenig kalt«, sagte Klinge und zog die Decke fester um die Schultern.
    Paul legte seinen freien Arm um sie. »Wir kriegen das hin«, sagte er. »Ich habe ja dich.«
    »Ja«, sagte Klinge und blickte lächelnd zu ihm auf. »Du hast mich.«

 
    DANKSAGUNG
     
    Dieses Buch wäre ohne die Hilfe meiner vielen Freunde vom Schreibforum des FidoNet nie entstanden. Zu ihnen gehören Dennis Havens, der die richtigen Fragen zur Biologie der Feen
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