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Rebellin unter Feen

Titel: Rebellin unter Feen
Autoren: R. J. Anderson
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Bewusstsein, um es zu leeren. Klinge stolperte nach hinten, schlug mit dem Kopf an die Wand und sank betäubt auf den Boden. Die Zauberkraft der Königin spülte über sie hinweg, und das Bild Pauls in ihrem Gedächtnis begann sich aufzulösen …
    Plötzlich endete der Spuk mit einem leisen Knall, und ihr Bewusstsein kehrte wieder zurück. Die Königin schrie auf und hielt sich den Kopf mit den Händen. »Du hältst meinem Zauber stand«, rief sie bestürzt. »Wie?«
    »Genauso, wie Heide Jasmin widerstanden hat«, erwiderte Klinge und stand schweratmend auf. »Heide konnte Philip nicht vergessen, und Ihr könnt mich nicht zwingen, Paul zu vergessen. Denn ich habe ihm meinen Namen gegeben.«
    »Zum Glück hat sie es getan«, sagte eine Stimme hinter ihnen. »Sonst hätte Eure Majestät ganz umsonst etwas sehr Schlimmes angerichtet.«
    Sie drehten sich beide um. In der Tür standen Baldriana und neben ihr Winka und eine schläfrige Linde. Dann trat noch eine weitere Gestalt schlurfend neben sie – Pechnelke.
    Die Königin richtete sich auf. »Ist das eine Verschwörung?«
    »Nein«, erwiderte Baldriana und half Pechnelke auf einen Stuhl. »Euch wurde gesagt, Pechnelke sei am Schweigen erkrankt. Das stimmte auch, doch dank Klinge konnte der Krankheit Einhalt geboten werden.« Baldriana trat vor die Königin, und ihre strenge Miene wurde sanfter. »Ihr seid müde«, sagte sie, »denn Ihr habt jahrelang eine schwere Last ganz allein getragen. Doch jetzt der Verzweiflung nachzugeben und zu denselben Mitteln zu greifen wie Jasmin – das wäre töricht und Eurer nicht würdig.«
    »Wenn Ihr Klinge das Gedächtnis raubt«, fuhr Winka bleich und ernst fort, »müsst Ihr uns genauso bestrafen. Ich habe Klinge Heides Tagebücher gegeben, also war ich schuld daran, dass sie sie gelesen hat. Dass Klinge sich zu Paul hingezogen fühlte, ist auch meine Schuld. Ich habe zugelassen, dass die beiden sich als Kinder begegneten. Bitte tut Klinge nichts. Wenn Ihr jemanden bestrafen müsst …« Sie sah Klinge an, und ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Dann bestraft mich.«
    Klinge trat zu Winka und legte ihr den Arm um die Schultern. »Und Ihr meint, wir seien nicht zu Liebe fähig?«, fragte sie an Amaryllis gewandt. »Ich verstehe ja, wenn Ihr mich für egoistisch haltet, aber Winka hat diesen Vorwurf nicht verdient.« Sie sah auf den gesenkten Kopf der Näherin hinunter. »Noch nie«, fügte sie leise hinzu.
    Die Königin betrachtete die drei erstaunt. »Ich habe euch unterschätzt«, sagte sie endlich. »Offenbar euch alle. Trotzdem …«
    Die Fensterläden klapperten, und Dorna sprang auf den Fenstersims. Ihre Haare waren vom Wind zersaust, ihre Wangen gerötet. »Ich habe getan, was du wolltest«, sagte sie keuchend zu Klinge. »Er kommt.«
    Klinge trat rasch vor, machte den rubinroten Anhänger von ihrem Hals los und gab ihn Amaryllis. »Ich bitte Euch um einen Gefallen«, sagte sie. »Kommt mit nach draußen in den Garten und hört Euch an, was Paul und ich Euch zu sagen haben.«
    Die Königin schloss die Hand um den Anhänger. »Das ist doch Tollheit«, rief sie. »Was nützen Worte, wenn die Zukunft der Eiche gefährdet ist?« Doch dann begegnete sie Baldrianas Blick, und ihre Wangen röteten sich. »Ja, es ist wahr, ich habe dir Unrecht getan, deshalb sei dir die Bitte gewährt.«
     
    Wenn Paul sich freute, Klinge zu sehen, zeigte er es nicht. Er rollte über den Rasen auf sie zu. »Du musst nur eins wissen«, sagte er. »Wenn ich den Verstand verliere, dann nicht, weil du mich verlassen hast, sondern weil du mich ständig verlässt und dann wiederkommst. Obwohl es natürlich originell war, zur Abwechslung diese andere Fee als Boten zu schicken …« Sein Blick fiel auf Amaryllis, die gebieterisch am Ende des Weges wartete. »Ich glaube, ich weiß, wer das ist, stimmt’s?«
    Dorna hatte ihm offenbar nicht gesagt, wen er treffen würde, nur dass er sofort in den Garten kommen sollte. Kein Wunder, dass er etwas gereizt wirkte. Er wusste genauso wenig wie Amaryllis, welchem Zweck die Begegnung dienen sollte.
    Klinge nickte. »Ja.« Sie hob die Stimme und fuhr an die Königin gewandt fort: »Majestät, wir kennen beide die Gefahren, die unserem Volk drohen, und wissen, dass unser Volk zu seinem Schutz eine starke Jägerin braucht. Ich weiß auch, wie wichtig es für uns ist, andere Feen zu finden, wenn wir unsere Zauberkraftzurückbekommen wollen. Doch noch wichtiger ist meines Erachtens zu verhindern, dass weitere Feen
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