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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
Autoren: Åsa Larsson
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stehe bevor, die sich von Norden her über die ganze Welt ausbreiten werde. Zeichen und Wunder würden geschehen, wenn die Gemeinden sich zusammenschlössen und glaubten.«
    »Woran denn glaubten?«
    »An Gottes Kraft. An die Vision. Am Ende bildeten die Gläubigen dann wirklich eine neue Gemeinde, die Kraftquelle. Und danach wurde das gesamte rote Kiruna zu einer einzigen Erweckungsbewegung. Viktor schrieb ein Buch, das in eine Menge Sprachen übersetzt wurde. Er gab sein Studium auf und predigte nur noch. Die Gemeinde baute eine neue Kirche, die Kristallkirche, die an die Eiskirche und die Eisskulpturen erinnern soll, die jeden Winter in Jukkasjärvi errichtet werden. Vor allem aber sollte sie nicht aussehen wie die alte Kirche von Kiruna, die ist innen nämlich schrecklich düster.«
    »Und was ist mit dir? Hast du auch mitgemacht?«
    »Ich war schon vor Viktors Unfall Mitglied der Missionskirche. Also war ich anfangs dabei.«
    »Und jetzt?«, fragte Maria.
    »Jetzt bin ich Heidin«, antwortete Rebecka mit freudlosem Lächeln. »Ich wurde von den Pastoren und den Ältesten Brüdern aufgefordert, die Gemeinde zu verlassen.«
    »Warum das denn?«
    »Das ist eine lange Geschichte, die nichts mit der Sache zu tun hat.«
    »Na gut«, sagte Maria langsam. »Was glaubst du, was Måns sagt, wenn er hört, dass du ganz kurzfristig Urlaub nehmen willst?«
    »Nichts. Er wird mich einfach umbringen, mir alle Glieder abhacken und mit meinen Überresten die Fische in Nybroviken füttern. Ich werde mit ihm sprechen, sowie er ins Haus kommt, aber zuerst muss ich die Polizei in Kiruna anrufen. Die dürfen Sanna nicht einsperren, das könnte sie nicht ertragen.«
     

 
    DER STELLVERTRETENDE OBERSTAATSANWALT Carl von Post stand neben der Tür der Kristallkirche und sah zu, wie die Kollegen Viktor Strandgårds Leichnam verpackten. Der Gerichtsmediziner, Oberarzt Lars Pohjanen, nuckelte wie immer an seiner Zigarette und erteilte der Obduktionstechnikerin Anna Granlund und zwei hochgewachsenen Männern mit einer Bahre seine Instruktionen.
    »Versucht, die Haare zusammenzubinden, damit sie nicht in die Tragriemen geraten. Wickelt Plastikfolie um die ganze Ladung und hebt ihn vorsichtig hoch, damit das Gedärm im Leib bleibt. Anna, besorgst du eine Papiertüte für die Hand?«
    Ein Mord, dachte von Post. Und was für ein grauenhafter Mord. Keine traurige Geschichte, bei der irgendein Scheißsuffkopp am Ende seine versoffene Alte totschlägt, mehr oder weniger aus Versehen, nach einer Woche Sumpferei. Ein widerlicher Mord. In besseren Kreisen. Ein widerlicher Promimord.
    Und all das fiel ihm zu. Es gehörte ihm. Er konnte einfach ans Ruder treten, die ganze Welt die Scheinwerfer anwerfen lassen und auf geradem Weg in den Ruhm segeln. Und danach konnte er dieses Bergwerksloch verlassen. Er hatte nie vorgehabt, hier zu landen. Aber nach dem Studium hatten seine Examensnoten gerade für einen Posten beim Gericht in Gällivare gereicht. Danach war er zur Staatsanwaltschaft versetzt worden. Immer wieder hatte er sich erfolglos um Jobs in Stockholm beworben. Und plötzlich waren Jahre vergangen.
    Er trat einen Schritt beiseite und ließ die Männer mit der Bahre vorbei, auf der der Leichnam in dem fest verschlossenen grauen Plastiksack lag. Oberarzt Lars Pohjanen lief hinterher, die Schultern ein wenig hochgezogen, als ob ihm kalt sei, den Blick zu Boden gerichtet. Die Zigarette hing noch immer in seinem Mundwinkel. Die Haare, die sonst über seinen glatten Schädel nach hinten gestrichen waren, hingen ihm müde über die Ohren. Die Obduktionstechnikerin Anna Granlund folgte ihm. Sie trug eine Papiertüte mit Viktor Strandgårds Hand. Sie kniff die Lippen zusammen, als ihr Blick auf von Post fiel. Er hielt sie an, als sie zum Parkplatz gehen wollten.
    »Na?«, sagte er auffordernd.
    Pohjanen machte ein verständnisloses Gesicht.
    »Was kannst du zum jetzigen Zeitpunkt sagen?«, fragte von Post ungeduldig.
    Pohjanen nahm seine Zigarette zwischen Daumen und Zeigefinger und saugte energisch daran, dann zog er sie wieder zwischen seinen dünnen Lippen hervor.
    »Tja, bisher habe ich ja noch keine Obduktion vorgenommen«, antwortete er langsam.
    Carl von Post spürte, wie sein Puls sich um einige Stufen beschleunigte. Er hatte nicht vor, sich solche Störmanöver bieten zu lassen.
    »Aber irgendetwas muss dir doch schon aufgefallen sein? Ich verlange von jetzt ab fortlaufende und vollständige Information.«
    Er schnippte mit den Fingern, wie um
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