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Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
Autoren: Åsa Larsson
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sie jetzt nicht wecken. Ich sage ihnen, dass du hier warst.«
    Sie wird mich nicht mehr zu ihnen lassen, dachte Rebecka und kniff die Lippen zusammen.
    Sanna streckte die Hand aus und streichelte ihre Wange.
    »Ich bin dir nicht böse«, sagte sie mit sanfter Stimme. »Ich weiß doch, dass du getan hast, was du für das Beste hieltst.«
    Rebeckas Hand ballte sich unter der Bettdecke zur Faust. Dann schoss die Hand plötzlich hervor und packte Sannas Handgelenk, wie ein Marder ein Schneehuhn packt.
    »Du …«, fauchte Rebecka.
    Sanna versuchte, ihre Hand zurückzuziehen, aber Rebecka hielt sie fest.
    »Was ist denn los?«, fragte Sanna. »Was hab ich denn getan?«
    Måns und Sven-Erik Stålnacke unterhielten sich weiter miteinander, sie standen ein Stück entfernt, doch es war deutlich, dass sie nicht mehr auf ihr Gespräch achteten. Ihre Aufmerksamkeit galt Rebecka und Sanna.
    Sanna wand sich.
    »Was habe ich denn getan?«, wiederholte sie jammernd.
    »Ich weiß nicht«, sagte Rebecka und hielt Sannas Hand so fest sie nur konnte. »Erzähl das doch mal selber. Curt hat dich geliebt, was? Auf seine eigene, verrückte Weise. Vielleicht hast du ihm von deinem Verdacht gegen Viktor erzählt? Vielleicht hast du deine ganze Hilflosigkeit ausgespielt und gesagt, dass du dir keinen Rat mehr weißt. Vielleicht hast du ein bisschen geweint und gesagt, du wünschtest dir, Viktor würde aus deinem Leben verschwinden?«
    Sanna fuhr zusammen wie unter einem Schlag. Für eine Sekunde huschte etwas Düsteres, Fremdes über ihre Augen. Zorn. Sie schien sich zu wünschen, ihre Nägel wären Eisenklauen, mit denen sie Rebecka durchbohren und ihre Eingeweide herausreißen könnte. Dann war der Moment verflogen und ihre Unterlippe fing an zu zittern. Dicke Tränen tauchten in ihren Augen auf.
    »Ich wusste wirklich nicht …«, stammelte sie. »Wie hätte ich denn ahnen sollen, dass Curt … wie kannst du glauben …«
    »Es steht ja nicht einmal fest, dass es Viktor war«, sagte Rebecka. »Vielleicht war es Olof. Die ganze Zeit. Aber gegen den kommst du einfach nicht an. Und jetzt bringst du ihm die Mädchen wieder. Ich werde Anzeige erstatten. Das Jugendamt muss eine Untersuchung einleiten.«
    Sie waren einander auf dünnem Eis begegnet. Auf einer Scholle, einem Rest von etwas, das nicht mehr existierte. Jetzt brach das Eis zwischen ihnen. Sie glitten in entgegengesetzte Richtungen. Unwiderruflich.
    Rebecka drehte den Kopf zur Seite und ließ Sanna los, schleuderte deren weiße Hand fast von sich.
    »Müde«, sagte sie.
    Sofort standen Måns und Sven-Erik neben ihrem Bett. Sie grüßten Sanna stumm. Måns legte den Kopf schräg. Sven-Erik nickte kurz und lächelte dabei. Sie tauschten, Måns nahm das Bett und Sven-Erik den Tropf. Ohne ein Wort fuhren sie Rebecka davon.
    Sanna Strandgård blieb stehen und schaute ihnen nach, bis sie um die Ecke verschwanden. Sie lehnte sich an die geschlossene Tür.
    Im Sommer, dachte Sanna, da mache ich mit den Mädchen Fahrradurlaub. Ich kann für Lova eine Karre ausleihen. Sara kann selbst fahren. Wir sehen uns Tornedalen an, das wird ihnen gefallen.
     
    Sven-Erik verabschiedete sich und verschwand in der anderen Richtung. Måns drückte auf den Fahrstuhlknopf, und die Tür öffnete sich mit einem leisen »Pling«. Er fluchte, als er mit dem Bett gegen die Fahrstuhlwand stieß. Er streckte die Hand nach dem Tropf aus und hielt zugleich den einen Fuß vor die Fotozelle, damit die Tür noch offen blieb. Von der vielen Gymnastik war er schon ganz außer Atem. Er sehnte sich nach einem Whisky. Er sah Rebecka an. Sie hatte die Augen geschlossen. Vielleicht war sie eingeschlafen.
    »Willst du dir das gefallen lassen?«, fragte er grinsend. »Dich von einem alten Kerl durch die Gegend schieben zu lassen?«
    Aus einem Lautsprecher in der Decke war eine mechanische Stimme zu hören: »Ebene drei«, und die Fahrstuhltür öffnete sich.
    Rebeckas Augen öffneten sich nicht.
    Schieb du nur, dachte sie. Ich kann mir keine großen Ansprüche leisten. Ich muss nehmen, was ich kriegen kann.
     

Und es ward Abend, und es ward Morgen, das war der siebte Tag.
    ANNA-MARIA MELLA kniet im Entbindungsbett. Sie klammert sich so energisch an die Stahlstangen, dass ihre Fingerknöchel weiß werden. Presst die Nase in die Lachgasmaske und atmet. Robert streichelt ihre schweißnassen Haare.
    »Jetzt«, ruft sie. »Jetzt kommt er!«
    Die Presswehe durchjagt sie wie eine Lawine, die an einer Felswand hinunterdonnert. Sie wird
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