Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm

Titel: Rebecka Martinsson 01 - Sonnensturm
Autoren: Åsa Larsson
Vom Netzwerk:
hat und weil vier Augen mehr sehen als zwei … du weißt schon. Und jetzt muss ich pinkeln. Wenn ihr entschuldigt.«
    Zufrieden registrierte sie von Posts angestrengtes Lächeln, als sie zur Toilette ging. Allein schon das Wort pinkeln tat sicher seinen Ohren weh. Sie hätte wetten mögen, dass seine Gattin dabei ihren Strahl auf das Porzellan richtete, auf dass kein Plätschern die Rosenohren des bedauernswerten Staatsanwalts beleidige. Was für ein Arsch!
    »Tja«, sagte Sven-Erik, als Anna-Maria verschwunden war, »du siehst es ja selbst, und viel mehr wissen wir auch nicht. Irgendwer hat ihn umgebracht. Und wie, um das mal so zu sagen. Der Tote ist Viktor Strandgård, der Paradiesjünger, wie er genannt wurde. Er war die große Attraktion dieser Riesengemeinde. Vor neun Jahren geriet er in einen scheußlichen Autounfall. Er starb im Krankenhaus. Sein Herz kam zum Stillstand und überhaupt, aber dann konnten sie ihn doch wieder beleben, und später erzählte er, was er während der Operation und der Belebungsversuche erlebt hatte, dass dem Arzt die Brille runtergefallen war und so. Und dann konnte er noch mitteilen, dass er im Himmel gewesen war. Und dort hatte er die Engel und sogar Jesus gesehen. Tja, und danach wurden eine der Schwestern, die bei der Operation assistiert hatten, und die Frau, die ihn angefahren hatte, bekehrt, und plötzlich brach in ganz Kiruna die pure religiöse Ekstase aus. Die drei größten freikirchlichen Gemeinden schlossen sich zu einer neuen Kirche zusammen, der Kraftquelle. Die Gemeinde wuchs, und vor einigen Jahren bauten sie dann diese Kirche, machten eine Schule und einen Kindergarten auf und veranstalteten große Erweckungsandachten. Sie sacken jede Menge Geld ein, und die Leute strömen aus aller Welt hierher. Viktor Strandgård arbeitet, oder wir müssen jetzt wohl sagen, er hat rund um die Uhr in der Gemeinde gearbeitet, und er hat einen Bestseller veröffentlicht …«
    »Einmal Himmel und zurück. Heaven and back.«
    »Genau. Er ist hier das goldene Kalb. Die landesweiten Zeitungen haben über ihn berichtet, und da wird es jetzt noch viel mehr Schreibereien geben. Und Fernsehberichte.«
    »Genau«, sagte von Post und erhob sich mit ungeduldiger Miene. »Ich will nicht, dass irgendwas an die Presse durchsickert. Ich kümmere mich um die Zusammenarbeit mit den Medien, und du wirst mir regelmäßig mitteilen, was bei Vernehmungen und so weiter herauskommt, verstehst du? Ich werde über alles informiert. Wenn die Pressefritzen sich melden, kannst du sagen, dass ich um zwölf Uhr mittags auf der Kirchentreppe eine Pressekonferenz abhalten werde. Und was steht bei dir als Nächstes auf dem Programm?«
    »Wir müssen seine Schwester erwischen, sie hat ihn gefunden, und danach müssen wir mit den drei Pastoren dieser Gemeinde sprechen. Der Gerichtsmediziner ist schon von Luleå aus unterwegs, er kann jeden Moment hier sein.«
    »Gut. Ich will bis halb zwölf einen Bericht über die Todesursache und über den mutmaßlichen Verlauf der Ereignisse vorliegen haben, und dann kannst du auf meinen Anruf warten. Das wär’s für den Moment. Wenn ihr fertig seid, dann seh ich mich hier mal um.«
     

 
    »NA LOS«, SAGTE ANNA-MARIA ZU Sven-Erik, »das ist ja wohl besser, als besoffene Schneemobilfahrer verhören zu müssen.«
    Der Ford Escort hatte nicht anspringen wollen, und Sven-Erik fuhr sie nach Hause.
    Auch gut, dachte sie. Sie musste ihm gut zureden, damit er nicht die Arbeitslust verlor.
    »Das liegt an dieser verdammten Postratte«, erwiderte Sven-Erik mit einer Grimasse. »Sowie ich mit dem zu tun habe, möchte ich am liebsten auf alles schießen, mich durch den Tag pfuschen und nur noch auf den Feierabend warten.«
    »Aber jetzt brauchst du ja nicht an ihn zu denken. Denk lieber an Viktor Strandgård. Irgendein verdammter Irrer, der ihn ermordet hat, läuft hier rum, und den wirst du finden. Soll der Post schreien und fauchen und mit den Zeitungen reden. Wir anderen wissen ja doch, wer die Arbeit leistet.«
    »Wie soll ich denn nicht an ihn denken? Er hängt doch die ganze Zeit wie ein Habicht über uns.«
    »Ich weiß.«
    Sie schaute aus dem Autofenster. Noch immer schliefen die Häuser in der Dunkelheit am Straßenrand. Nur hinter einigen wenigen Fenstern brannte Licht. Hier und dort hingen noch orangene Papiersterne. In diesem Jahr war niemand verbrannt. Es war natürlich zu einigen üblen Schlägereien gekommen, aber die waren nicht schlimmer gewesen als sonst. Ihr war ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher