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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition)
Autoren: Elmore Leonard
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verhängt.«
    »Mir kann’s egal sein«, sagte Raylan. »Sind Sie eigentlich mit den Crowes in Florida verwandt?«
    »Entfernt. Wie schlagen die sich so?«
    »Sitzen oder sind tot«, sagte Raylan. »Einen von ihnen habe ich ins Gefängnis gebracht, als ich noch da unten gearbeitet habe. Ist Dewey Crowe vielleicht ein Verwandter von Ihnen? Trägt Krokodilzähne um den Hals und ist Mitglied in diesem Heil-Hitler-Club. Mir hat er erzählt, er komme aus Belle Glade.«
    »Kann sein, dass ich mal von ihm gehört habe«, sagte Pervis, »aber interessieren tut er mich kein Stück.«
    »Er lässt Ihnen ausrichten«, sagte Raylan, »dass er ein ganz böser Junge ist, aber darin noch besser werden muss. Und jetzt würde ich gern Ihre Söhne sprechen.«
    »Die sind aus einem anderen Holz geschnitzt«, sagte Pervis. »Tragen jeden Tag saubere Klamotten und fahren Chevrolets.«
    »Pick-ups«, korrigierte ihn Raylan, »mit Winchester-Gewehren, die sie in die Heckscheiben eingebaut haben. Ansonsten fahren sie Cadillacs. Ich hätte nichts dagegen, mich mit ihnen zu unterhalten, obwohl ich eigentlich nicht ihretwegen vorbeigekommen bin. Ich wollte mir eine Flasche Schnaps besorgen, um standesgemäß in Erinnerungen schwelgen zu können. Bin auf dem Weg nach Evarts, von da aus weiter Richtung Osten, wo ich als Junge nach Kohle gegraben habe.«
    »Dann haben Sie also den Absprung geschafft«, sagte Pervis,»bevor sich die schlechten Angewohnheiten eingeschlichen haben.«
    »Glücklicherweise«, sagte Raylan. »Zur Schule zu gehen hat mir nichts ausgemacht, ich habe gerne Geschichten gelesen.«
    »Wenn nicht, würden Sie heute gesucht, weil Sie Drugstores überfallen«, sagte Pervis, »alle Beruhigungsmittel mitnehmen und an Leute verkaufen, die betäubt sein und nicht denken wollen.«
    »Dürfen solche Leute bei Ihnen anschreiben lassen?«
    »Die, die in ihrem Garten Hasch anbauen, dürfen. Wenn die eine Ernte verkaufen, zahlen sie ihre Schulden hier mit Hundertdollarscheinen.«
    »Darf ich fragen, warum man Sie Speed nennt?«
    Pervis war sehnig und gebeugt von seinen über siebzig Jahren, er trug ein Toupet, das gar nicht schlecht gemacht war, dem Raylan aber ansah, dass er es allmorgendlich aufsetzte. Der Scheitel war einfach zu sauber gezogen. Pervis legte sein Gesicht in tiefe Falten. Seit Raylan das Geschäft betreten hatte, hatte er nicht ein Mal gelächelt.
    »Ich habe fünfundvierzigprozentigen Whiskey verkauft, klar wie Quellwasser, ohne eine Spur Holzkohle darin. Ich habe ihn aus einem Ford heraus verkauft, der aussah wie ein Laden mit ganz normalen Waren. Pausenlos bin ich hier durch die Hügel gefahren und so zu meinem Spitznamen gekommen. Sie müssen wissen, das ist fünfzig Jahre her. Ich bin Dirt-Track-Rennen gefahren, die Viertelmeile, und hätte es fast in die großen Rennserien geschafft. Dann traf ich auf Junior Johnson und musste mit ansehen, wie meine Zukunft zu Schrott gefahren wurde.«
    »Heute verkaufen Sie Lebensmittel«, sagte Raylan, »und lassen Ihre anderen Geschäfte von Ihren Söhnen erledigen.«
    Pervis erwiderte: »Jetzt kommen wir also so langsam zum Punkt.«
    »Ich bin nicht von der DEA«, sagte Raylan. »Solange die von der Drogenfahndung nichts gegen Sie vorliegen haben, unternehme ich auch nichts. Aber soweit ich weiß, haben Sie Marihuanafelder, gute tausend Morgen, von hier bis nach West Virginia.«
    »Was heißt hier gute tausend Morgen«, sagte Pervis. »Ein Drittel pflanzt man für die Polizei, ein Drittel für die Diebe, und den Rest verkauft man an Dealer, die dann den Reibach machen. Ich sage Ihnen das im Vertrauen, damit wir keine Zeit mit Lügen verschwenden. Ihren Vater habe ich nicht gekannt, aber ich schwöre bei Ihrem Großvater. Immerhin bin ich sechs Jahre lang nach Harlan rübergefahren und habe den gesamten Schnaps verkauft, den er gebrannt hat, und wir haben ziemlich gut daran verdient.«
    Raylan sagte: »Ich dachte immer, er sei Priester gewesen.«
    »Unter der Woche hat er gebrannt und sonntags gepredigt«, sagte Pervis. »Junge, Sie kennen ja Ihre eigene Familie nicht!«
    »Mit Ihrem Sohn Coover bin ich zur Schule gegangen, bis er die abgebrochen hat, um in der Weltgeschichte herumzueiern und zu tun, worauf er gerade Lust hatte. Und Richard ...?«
    »Wird von allen seit seiner Kindheit Dickie genannt.«
    »Ich bin mit folgendem Anliegen hier«, sagte Raylan. »Ihre Söhne sollen Geld für Gras genommen, es aber nie geliefert haben.«
    »Sind Sie vom Better Business Büro«,
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