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Raylan (German Edition)

Raylan (German Edition)

Titel: Raylan (German Edition)
Autoren: Elmore Leonard
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»würde ich gern mal mit Angel sprechen. Ich kenne ihn ja schon seit damals, alser wegen der Khat-Dealerei angeklagt war. Als ich in Miami Dienst am Gericht hatte. Angel und ich sind ziemlich gut miteinander klargekommen«, sagte Raylan. »Ich glaube, er hält mich für seinen Lebensretter.«
    »Das bist du wahrscheinlich tatsächlich.«
    »Deswegen hat er sicher nichts dagegen, sich mit mir zu unterhalten.«
    »Er ist in Cumberland im Krankenhaus«, sagte Art. »Vielleicht lassen sie dich zu ihm, vielleicht auch nicht. Wo sind eigentlich deine Kollegen?«
    »Es gab nichts Dringendes zu tun – ich hab sie zurück nach Harlan geschickt.«
    »Sie haben den SUV genommen. Womit willst du jetzt fahren?«
    »Wir haben doch Angels BMW«, meinte Raylan, »oder nicht?«
    Angel lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken. Raylan beugte sich zu ihm hinunter, strich ihm die Haare aus dem Gesicht, bekam einen Hauch Krankenhausatem in die Nase und flüsterte: »Hier ist Raylan Givens, dein alter Gerichtskumpel aus Miami.« Angels Augen öffneten sich. »Erinnerst du dich, damals, als du wegen der Khat-Sache in den Knast gewandert bist ...«
    Es sah aus, als versuchte Angel zu grinsen.
    »Weißt du eigentlich«, sagte Raylan, »dass ich dir heute Morgen das Leben gerettet habe? Fünf Minuten länger in dem Eiswasser und du wärst erfroren. Du kannst dem Herrgott danken, dass ich rechtzeitig da war.«
    »Warum waren Sie überhaupt da? Um mich zu verhaften?«
    »Du bist vielleicht ein bisschen blass, aber am Leben, Kollege, und das ist ja wohl die Hauptsache.«
    Blass war untertrieben – Angel sah aus wie der leibhaftige Tod.
    »Mein Arm hängt an einer Maschine«, sagte Angel, »die den Dreck aus meinem Blut holt und mich am Leben hält, solange ich auf eine Niere warte. Es sei denn, ich habe einen Verwandten, so was wie einen Bruder, der mir sofort eine spendet.«
    »Und, hast du einen Bruder?«
    »Jemand besseren.«
    Jetzt grinste er. Sehr breit. Raylan sagte: »Du weißt, dass ich nicht weitererzähle, woher du die Niere kriegst, wenn du nicht willst.«
    »Das weiß sowieso schon jeder im Krankenhaus«, sagte Angel. »Die haben mir ein Fax geschickt. Können Sie sich das vorstellen? Die Schwester kam rein und hat’s mir vorgelesen. Tanya heißt sie. Wunderschön und eine Haut wie Seide. Tanya, Mann. Hab sie gefragt, ob sie mit mir nach Lexington kommt, wenn’s mir wieder besser geht. Krankenschwestern hab ich schon immer gemocht. Denen muss man nicht so viel Honig ums Maul schmieren.«
    »Das Fax«, sagte Raylan. »Wie viel sollst du zahlen, um deine Nieren zurückzukriegen?«
    »Diese Arschgesichter fordern hunderttausend«, sagte Angel. »Die haben vielleicht Nerven! Bringen gestern Abend einen Chirurgen mit, um mir die scheiß Nieren rauszuschneiden, und ziehen mich gleich doppelt ab, wenn man die Kohle mitzählt, die sie mir gestohlen haben. Sie schreiben, wenn ich nur eine Niere zurückwill, kostet es trotzdem hunderttausend.«
    Raylan fragte: »Wissen die vom Krankenhaus Bescheid?«
    »Hab ich doch gesagt, alle wissen’s, die Ärzte, die Schwestern, Tanya. Die haben das Fax geschickt, dann hat einer von denen im Krankenhaus angerufen und die Forderung gestellt. Wer sie gebracht hat, hat niemand gesehen.«
    »Das Krankenhaus weiß also, dass das deine Nieren sind?«
    »Was ist daran eigentlich so schwer zu kapieren?«
    »Und die machen da mit?«
    »Sollen sie mich lieber sterben lassen? Die zahlen ja nicht für die Nieren.«
    »Wann musst du das Geld zusammenhaben?«
    »Sie sagen, sie geben mir ein bisschen Zeit, eine Woche oder so.«
    »Du kennst diese Typen doch – sag mir einfach ihre Namen.«
    »Dann bringen die mich um. Ganz in Ruhe, bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit.«
    »Und holen sich dabei gleich deine Nieren wieder zurück«, sagte Raylan. »Ich glaube, von so was habe ich noch nie gehört. Du weißt, dass das Krankenhaus die Polizei gerufen hat.«
    »Die haben längst mit mir gesprochen. Hab ihnen gesagt, dass ich nicht weiß, wer die Typen sind. Hab die noch nie gesehen.«
    »Und du weißt auch nicht, wer ihnen die Anweisungen gibt?«, fragte Raylan.
    Angel starrte ihn an. »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Glaubst du etwa, deine Bekannten sind selbst draufgekommen, auf diese neue Art Geld zu machen? Die könnten sich doch einfach«, sagte Raylan, »jeden x-Beliebigen von der Straße holen, während der Arzt sich schon mal die Hände für die Operation wäscht. Warum sollten sie so wählerisch
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