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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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unternehmen Sie nichts gegen ihn, er hat mein Kind in den Händen!“ Ihre Stimme versagte, und sie bedeckte ihr Gesicht.
    Mack griff nach dem Bildwürfel seines fünf Jahre alten Sohnes und drehte ihn zwischen seinen plumpen Fingern, während er unglücklich versprach: „Juli, wir werden jede Vorsichtsmaßregel treffen, aber sehen Sie nicht ein, daß wir ihn in die Hände bekommen müssen? Wenn die Möglichkeit besteht, daß ein Materietransmitter oder auch nur etwas Ähnliches sich irgendwo auf Wolf und in den Händen der Gegner Terras befindet?“
    Ich verstand ihn, aber Julis gequältes Gesicht trat zwischen mich und die Vorstellung der Katastrophe. Ich krampfte die Fäuste um die Sessellehnen.
    „Mack, überlassen Sie mir diese Angelegenheit. Juli! Soll ich Rakhal für dich finden?“
    Ihr verwüstetes Gesicht hob sich von ihren Händen. Eine Hoffnung flackerte darauf auf und erstarb unter meinem Blick. Sie murmelte hoffnungslos: „Race, er würde dich töten.“
    „Er würde es zweifelsohne versuchen“, gab ich zu. Von dem Augenblick an, in dem Rakhal erfuhr, daß ich mich außerhalb des terranischen Gebietes aufhielt, würde der Tod mein Begleiter sein. Ich hatte dieses Gesetz während meiner Jahre in Shainsa akzeptiert. Doch jetzt war ich wieder ein Erdenmensch und empfand nichts als Verachtung. Ich erläuterte:
    „Begreifst du denn nicht? Sobald er weiß, daß ich ihm trotze, wird sein Ehrenkodex ihn zwingen, jede List, Verschwörung, oder was es auch sei, aufzugeben und mich zu jagen. Auf diese Weise schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe. Wir locken ihn aus seinem Versteck, und wir entreißen ihn dem Komplott, falls ein solches besteht.“
    Ich schaute die zitternde Juli an, und etwas in mir zersprang. Ich beugte mich über sie und zog sie in die Höhe; meine Hände gruben sich in ihre Schultern. „Und ich werde ihn nicht töten, hörst du? Aber ich werde meine Rechnung mit ihm wie ein Erdenmensch begleichen. Ich werde ihn nicht umbringen – hörst du mich, Juli? Denn das wäre das Schlimmste, was ich ihm antun könnte – ihn zu überwinden und ihn dann am Leben zu lassen!“
    Magnusson trat zu mir und löste meine Hände von ihren Schultern. Er stieß hervor: „Das ist unmöglich, Cargill. Sie würden niemals auch nur bis Daillon kommen. Sie haben die terranische Zone sechs Jahre lang nicht verlassen. Außerdem …“ Seine Augen ruhten voll auf meinem Gesicht, und er sagte zwischen den Zähnen: „Ich erinnere Sie nicht gern daran, aber, Race, gehen Sie zu einem Spiegel und werfen Sie einen Blick hinein. Glauben Sie, ich hätte Sie sonst aus dem Geheimdienst genommen? Wie, glauben Sie, könnten Sie sich jetzt maskieren?“
    „Es gibt andere mit vernarbtem Gesicht“, protestierte ich. „Rakhal wird sich an mich erinnern, aber ich denke nicht, daß mich jemand anders nach sechs Jahren erkennen würde.“
    Magnusson ging zu dem Fenster. Sein breiter Umriß zeichnete sich gegen das hereinfallende Licht ab, verdunkelte das Büro. Er blickte hinaus auf das ferne Panorama, die helle, kleine Geschäftsstadt unter ihm und dahinter die unendliche Wildnis eines Grenzplaneten. Ich hörte, wie er den Atem einsog. Endlich drehte er sich um und sagte unentschlossen: „Race, hören Sie zu. Mir sind diese Gerüchte schon früher zu Ohren gedrungen. Aber Sie sind der einzige auf Wolf, den ich hätte einsetzen können, um ihnen auf die Spur zu kommen, und ich schicke Sie nicht kalten Blutes in den Tod. Lassen Sie mich einen Befehl erteilen. Die Raumwaffe wird ihn ausführen.“
    Ich vernahm den schweren Atemzug Julis und rief: „Um Himmels willen, nein. Der erste Schritt, den Sie unternähmen, würde Rakhal den Fingerzeig liefern …“ Aber ich konnte den Satz nicht zu Ende bringen. Rindy befand sich in seinen Händen, und solange ich Rakhal kannte, hatte er nicht dazu geneigt, leere Drohungen zu verkünden. Wir wußten alle drei, wozu Rakhal bei dem ersten Anzeichen, da der lange Arm des terranischen Gesetzes sich in seiner Richtung ausstreckte, imstande war. Ich fuhr fort: „Lassen Sie die Raumwaffe aus dem Spiel. Bleiben Sie im persönlichen Bereich; tarnen Sie das Ganze als Privatfehde zwischen Rakhal und mir.“
    Magnusson seufzte. Wieder griff er nach einem der Würfel und starrte in die Plastiktiefen, aus denen das Gesicht eines sechsjährigen Kindes zu ihm aufschaute, lächelnd und unschuldig. Was in ihm vorging, war nicht schwerer zu erkennen als das Bild in dem Kubus. Mack handelte hart
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