Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
meinen Fingerabdruck und führte mich zu einer engen Kammer, die in ihrer bedrückenden Kleinheit wie ein Sarg wirkte. Er half mir in die eingebaute Liege, in der ich während der Zeitdauer der Beschleunigung geborgen sein würde. Er schnallte mich schnell und fest in die Polster und zog die Garensengurte an, bis mein Körper schmerzte. Eine lange Nadel drang in meinen Arm; das Betäubungsmittel, das mich vor der furchtbaren Beanspruchung interstellarer Beschleunigung schützen würde.
    Türen schlugen, Signale dröhnten in den Tiefen des Schiffes, Männer stampften durch die Gänge und riefen sich Sätze im Jargon der Raumhäfen zu. Ich schloß gleichgültig die Augen. Am Ende des langen Schlafes würde ein anderer Stern stehen, eine ändere Welt, eine ungewohnte Sprache, ein neues Leben. Ich war als Erwachsener nach Wolf gekommen. Juli hatte schon ihre Kindheit unter dem Licht des roten Sterns verbracht. Aber es waren zwei große rote Augen und schwarzes Haar, in geringelte Locken gelegt, die mich in die grundlosen Tiefen des Schlafes begleiteten … Jemand schüttelte mich.
    „Los, Cargill. Wachen Sie auf, Mann. Kommen Sie zu sich.“
    Zentnerlasten schienen auf meinen Augen, zu liegen. Als ich sie aufschlug, sah ich zwei Männer im schwarzen Leder der Raumwaffe, die sich über mich beugten.
    „Steigen Sie aus der Liege. Sie begleiten uns.“
    „Was …“ Selbst durch die Benebelung, die die Droge erzeugte, drangen diese Worte in mein Bewußtsein. Unter interstellarem Gesetz kann nur ein Verbrecher von einem Sternenschiff heruntergeholt werden, sobald er einmal an Bord gegangen ist. „Ich stehe nicht unter Anklage!“
    „Hat jemand etwas davon erwähnt?“ schnappte einer der beiden Männer.
    „Halte den Mund, Jack. Er ist betäubt“, bemerkte der andere hastig. „Hören Sie“, fuhr er fort, wobei er jedes Wort laut und sorgfältig aussprach, „stehen Sie jetzt auf und kommen Sie mit. Sie werden im Hauptquartier benötigt.“
    Dann stolperte ich zwischen den beiden Männern durch den erleuchteten, leeren Korridor.
    Einer der beiden Beamten drückte einen Knopf, und die Schleuse glitt auseinander. Ein uniformierter Raumfahrer stand in der Nähe und beobachtete uns, wobei er unnötige Blicke auf einen Chronometer warf, den er am Handgelenk trug. Er erregte sich: „Das Abfertigungsamt …“
    „Wir tun unser Bestes“, knurrte der Raumwaffenbeamte. „Sind Sie jetzt imstande, zu gehen, Cargill?“
    Ich vermochte die Füße aufzusetzen, obgleich meine Knie auf der Leiter zitterten. Die Beamten leiteten mich, jeder auf einer Seite, zu dem großen Eingang. Mein Kopf klärte sich jetzt schnell, und ich fragte: „Was hat das alles zu bedeuten? Stimmt irgend etwas mit meinem Flugschein nicht?“ Der Mann schüttelte den Kopf. „Magnusson hat den Befehl erlassen. Er will Sie sofort sprechen.“
    Ich wußte, es hatte keinen Sinn, weiterzuforschen. Sie wußten offensichtlich nicht mehr als ich. Trotzdem erkundigte ich mich: „Wird das Schiff für mich aufgehalten? Ich soll damit fliegen.“
    „Nicht damit“, gab der Beamte zur Antwort, wobei er den Kopf zum Raumhafen umwandte. Ich blickte gerade noch rechtzeitig zurück, um das Schiff hinter Staubschleiern in die Höhe schießen und in den treibenden Wolken verschwinden zu sehen. Mein Ärger trug dazu bei, daß ich endgültig wieder zu mir kam. In der kühlen Stille, die der Dämmerung voranging, war das Zentralgebäude fast leer; ich mußte den dösenden Liftführer aufstören, und während der Fahrstuhl nach oben glitt, stieg mein Zorn. Ich arbeitete nicht mehr für Magnusson. Welches Recht hatte er oder irgend jemand anders, mich wie einen entflohenen Strafgefangenen von einem Sternenschiff herunterzuholen? Als ich endlich in sein Büro trat, war meine Streitlust auf ihrem Höhepunkt angelangt.
    Magnusson saß hinter seinem Schreibtisch und machte den Eindruck, als hätte er in seiner zerknitterten Uniform geschlafen. Er begann, ohne aufzusehen:
    „Es tut mir leid, Sie noch in letzter Minute zu behelligen, Cargill. Es blieb keine Zeit mehr für Erklärungen – nur noch, eine Anweisung zu erlassen und Sie von dem Schiff zu holen.“
    Ich starrte ihn an. „Es scheint, als könnte ich nicht einmal ungeschoren den Planeten verlassen. Worum geht es eigentlich? Ich bin es langsam leid, herumgestoßen zu werden!“
    Magnusson machte eine versöhnende Bewegung. „Warten Sie, bis Sie gehört haben …“ setzte er an und brach dann ab, jemanden anschauend, der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher