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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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blutet!“
    Miellyn bückte sich hastig und wischte das Blut von der Stupsnase. Rakhal machte eine ungeduldige Bewegung.
    „Die Werkstätte. Zertrümmert alles, was ihr seht. Rindy, wenn uns irgend etwas angreift, hältst du es auf. Und“ – er ließ sich auf die Knie nieder und nahm das kleine Gesicht in beide Hände – „Chiva, vergiß nicht, es sind keine Spielsachen, wie hell sie auch funkeln mögen.“
    Ihre großen grauen Augen schlossen sich, und sie nickte.
    Wir rissen die Tür der Trollwerkstätte mit einem Schrei auf. Das Klingen der Märchenambosse brach in tausend Dissonanzen ab, als ich eine Werkbank umstieß und die halbfertigen Spielzeuge auf dem Boden zersprangen.
    Die Zwerge wichen entsetzt vor unserem Ansturm. Ich zerschlug Werkzeuge, Filigranarbeiten und Edelsteine, warf Glas gegen die Wände, griff nach Hämmern und zerschmetterte Kristalle. Eine winzige Puppe, wie eine Frau geformt, huschte auf mich zu. Ich setzte meinen Fuß auf sie und trat das Leben aus ihr. Sie schrie gleich einem lebenden Wesen, als sie auseinanderbrach. Ihre blauen Augen rollten aus ihrem Kopf, blieben auf dem Boden liegen und beobachteten mich; ich zerstampfte die Juwelen unter dem Absatz. Ich packte einen Stuhl und schleuderte ihn in einen Glasschrank mit Spielwaren. Eine berserkerhafte Raserei hatte mich ergriffen; ich war trunken von der Verheerung, die wir anrichteten, als ich Miellyns Warnungsruf vernahm und mich umwandte, um Evarin im Eingang zu erblicken. Seine grünen Katzenaugen loderten vor Wut; dann hob er beide Hände in einer plötzlichen, sardonischen Geste, drehte sich um und auf den Transmitter zu. „Rindy“, keuchte Rakhal, „kannst du den Transmitter blockieren?“ Statt dessen kreischte Rindy: „Wir müssen hinaus! Das Dach stürzt ein! Das Haus fällt über uns zusammen!“
    Ich schaute in die Höhe, erstarrte vor Schrecken. Ein weiter Riß öffnete sich, die durchsichtige Decke brach, und durch die berstenden, transluzenten Wände strömte Tageslicht herein. Rakhal ergriff Rindy, schützte sie mit Kopf und Schultern vor den fallenden Trümmern: ich riß Miellyn mit mir, und wir stürzten auf den Spalt zu, der sich an der Wand gebildet hatte. Wir hatten uns kaum hindurchgedrängt, als das Dach sich nach innen bog, die Mauern zusammenbrachen und wir uns auf einem grasbestandenen Hügel wiederfanden und entsetzt nach unten starrten, wo der Boden Stück um Stück einstürzte. Miellyn schrie heiser auf: „Lauft! Lauft – schnell!“ Ich begriff nicht, aber ich rannte. Miellyn lief an meiner Seite. Rakhal, der Rindy trug, stolperte hinterher.
    Dann stieß mich die Druckwelle einer Explosion zu Boden und schleuderte Miellyn auf mich. Rakhal fiel auf die Knie, und Rindy weinte laut. Als ich wieder klar zu sehen vermochte, erhob ich mich und wandte mich um.
    Von Evarins Schlupfwinkel und dem Hauptschrein Nebrans war nichts übriggeblieben außer einer riesigen, gähnenden Höhle, aus der immer noch Rauch und dichter, schwarzer Staub quollen. Miellyn brachte betäubt hervor: „Das war also seine Absicht.“
    „Vernichtet! Alles vernichtet!“ wütete Rakhal. „Die Werkstätte, die Technik der Spielwaren, der Materietransmitter – zerstört in dem Augenblick, in dem wir sie gefunden haben.“ Er schlug mit der Faust in den Teller seiner anderen Hand. „Unsere letzte Chance ist dahin!“
    „Wir sollten froh sein, daß wir mit dem Leben davongekommen sind“, meinte Miellyn ruhig. „Wo können wir uns befinden?“
    Ich blickte den Abhang hinunter und verharrte erstaunt. Unter uns breitete sich die Kharsa aus, überragt von dem weißen Gebäude des Hauptquartiers, von dem mächtigen Raumhafen. „Wir sind zu Hause“, rief ich. „Rakhal, du kannst deinen Frieden mit den Terranern schließen – und mit Juli. Und du, Miellyn …“ Vor den anderen konnte ich nicht sagen, was ich dachte, aber ich legte meine Hand auf ihre Schulter. Sie lächelte mich unsicher an, mit einer Spur ihres alten Mutwillens. „So kann ich nicht in die terranische Zone gehen. Hast du deinen Kamm noch? Rakhal, leihe mir deinen Kittel, mein Gewand ist zerrissen.“
    Ich gab ihr den Kamm, und dann fiel mir plötzlich etwas an den Symbolen auf, die auf ihrer Brust in das Kleid eingestickt waren. Zuvor hatte ich nur das konventinalisierte Bild des Krötengottes bemerkt; jetzt –
    „Rakhal“, stieß ich hervor, „sieh dir die Symbole am Rande der Stickerei an! Du kannst die alte nonhumanoide Bildschrift lesen. Miellyn
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