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Raubvogel der Sterne

Raubvogel der Sterne

Titel: Raubvogel der Sterne
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Spiels, in dem alle Karten planlos verteilt sind. Als erstes muß ich Rakhal finden. Wenn ich den Vogel freiließe und er ihn tötete, würde das immer noch nichts entscheiden.“ Ich konnte ihn nicht umbringen. Nicht, weil ihn am Leben zu lassen eine schlimmere Strafe darstellte als der Tod, sondern weil mir plötzlich klargeworden war, daß mit dem Tode Rakhals auch Juli sterben würde. Und tötete ich Rakhal, würde ich zugleich einen Teil meiner selbst morden. Irgendwie mußten Rakhal und ich ein Gleichgewicht zwischen unseren beiden Welten schaffen und versuchen, aus ihnen eine neue zu errichten.
    „Und ich kann hier nicht sitzenbleiben und mich noch länger mit dir unterhalten. Ich habe keine Zeit, um dich …“ Ich brach ab und überlegte; mir war das kleine Raumhafen-Café am Rande der Kharsa eingefallen. Unmittelbar gegenüber stand ein Straßenschrein – oder ein Materietransmitter. Ich erinnerte sie daran. „Du kennst dich mit der Arbeitsweise der Transmitter aus. In einer oder zwei Sekunden kannst du dort hingelangen.“ Sie würde imstande sein, Juli zu warnen, ihre Geschichte Magnusson zu erzählen – aber als ich ihr den Vorschlag machte und ihr eine Geheimdienstlosung nannte, die ihr den Weg in das Terranische Hauptquartier öffnen würde, erblaßte sie vor Entsetzen. „Alle Sprünge müssen durch den Hauptschrein ausgeführt werden.“
    Ich dachte nach. „Wo könnte sich Evarin jetzt befinden?“
    Sie schauderte nervös und murmelte: „Er scheint überall zu gleicher Zeit zu sein.“
    „Unsinn! Er ist nicht allwissend. Du kleine Närrin, er hat nicht einmal mich erkannt, er hielt mich für Rakhal.“ Ich war mir dessen nicht so sicher, aber ich mußte Miellyn Selbstvertrauen einflößen. „Oder führe mich zu dem Hauptschrein. Ich kann Rakhal mit der Suchvorrichtung Evarins auffinden.“ Ich sah die Ablehnung auf ihrem Gesicht und drängte weiter: „Wenn wir auf Evarin treffen, werde ich dir beweisen, daß er mit einem Skan in der Kehle durchaus nicht unfehlbar ist. Und hier“ – ich drückte ihr Evarins Spielzeug in die Hand –, „nimm das an dich. Es verursacht mir das Gefühl, mein eigenes Todesurteil in der Tasche zu tragen.“
    Sie schob es in ihr Gewand. „Dagegen habe ich nichts. Aber –“ Ihre Stimme bebte, und ich stand auf und stieß den Tisch zurück. „Gehen wir. Wo liegt der nächste Straßenschrein?“
    „Nein! Ich wage es nicht.“
    „Du mußt es tun.“ Ich sah, daß der Chak sich wieder in der Nähe herumdrückte und bemerkte kurz: „Es ist sinnlos, wenn wir uns streiten.“ Als sie ihr Gewand geordnet hatte, erschien die Stickerei mit dem Bild Nebrans von neuem auf ihrer Brust; ich legte einen Finger darauf und sagte: „Sobald das auffällt, werden wir auch hier herausgeworfen.“
    „Wenn du so viel von Nebran wüßtest wie ich, würdest du mich nicht drängen, in den Hauptschrein zurückzukehren.“
    Es tat mir leid, sie in Angst zu versetzen. Aber sie war nicht Dallisa, und sie konnte nicht in kalter Würde zuschauen, wie ihre Welt in Trümmer fiel, sondern sie mußte sich diejenige erkämpfen, die sie sich wünschte. Ich erinnerte sie: „Du hast gewählt, was du willst.“ Und dann brach die primitive Rücksichtslosigkeit, die in jedem Manne lebt, in mir durch, und ich umklammerte ihren Oberarm, bis sie stöhnte, und zischte: „Du gehst! Hast du vergessen, daß der rasende Kamainamob dich ohne meine Hilfe in Stücke zerrissen hätte?“
    Das wirkte. „Komm. Wir wollen noch vor Evarin dort angelangen.“

13. Kapitel
     
    Es war heller Tag, als wir auf die Straße heraustraten, und das nächtliche Leben Charins hatte dem neuen Morgen Platz gemacht. Einige wenige Männer lungerten müde in den Straßen umher, als hätte die aufsteigende Sonne ihre Energie geraubt. Und stets spielten die blassen, wollhaarigen Kinder, humanoide und nichtmenschliche, ihre geheimnisvollen Spiele auf Bordschwellen und in Rinnsteinen und starrten uns ohne Neugier und Bosheit an.
    Miellyn zitterte, als sie ihre Füße auf das Steinmuster des Straßenschreins setzte. „Immer noch ängstlich, Miellyn?“
    „Ich kenne Evarin. Du nicht. Aber“ – ihr roter Mund verzog sich spöttisch – „wenn ich mit meinem großen und tapferen Erdenmenschen komme …“
    „Schluß“, knurrte ich. Sie kicherte. „Du mußt näher an mich heranrücken. Die Transmitter sind nur für eine Person vorgesehen.“
    Ich legte meine Arme um sie. „So?“
    „Ja“, flüsterte sie. Ein taumelnder
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