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Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle
Autoren: Horst Hoffmann
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geströmt waren. Eigentlich befanden sich die Aborginos noch weit in der Unterzahl.
    »Helden!« sagte Boozam, als sie sich den Weg zur Stadt bahnten. Es ging selten ohne Knüffe und Tritte an. »Hier seht ihr die Helden, wie sie immer wieder kommen, um zu sterben.«
    Mythor sah im Augenblick ganz andere Geschöpfe – einige klobige, wie aus Lehm geformte Gestalten meist ohne herausgebildete Köpfe. Sie lungerten auf Waffenkisten herum, schlichen aus dunklen Winkeln heraus, bis sie von einem Krieger herbeigerufen wurden. Dann verrichteten sie Hilfsdienste.
    Boozam stieß zwei von ihnen aus dem Weg. Die Schritte waren laut wie auf knarrenden Holzbohlen. Ab und an schwankte der Boden unter den Schlägen von mächtigen Ambossen. Flugtiere, halb Fisch, halb Vogel, tauchten auf und verschwanden wieder. Überall wurden Befehle gebrüllt, überall war Lärm. Nur zur Stadt hin lastete eine Glocke aus Schweigen.
    »Gesichtslose!« knurrte Boozam. »Haltet sie euch vom Leib. Sie lauern wie die Ratten im Dunkeln und warten auf leichte Beute. Sie sind Sklaven, von keinem Weib geboren. Ein naher Sumpf erschafft sie aus seinem Lebensschleim.«
    Gerrek stieß angewidert die Luft aus, wobei ihm sein Atem etwas zu feurig geriet und er versehentlich einen Karren in Brand setzte.
    Boozam schritt noch weiter und schneller aus. Es ging über steinerne Stufen nach oben. Vor den Gefährten breitete sich die eigentliche Stadt aus. Ein übler Gestank schlug ihnen entgegen. Aus Mauerritzen wucherte farbloses Gestrüpp. Schattenhaft erschienen neugierige Köpfe in düsteren Fensterlöchern und verschwanden, sobald Mythor sich nach ihnen umdrehte.
    Als sie in die erste enge Gasse einbogen, hatte er das Gefühl, von Blicken durchbohrt zu werden. Sein Griff um Alton wurde noch fester. Das jetzt von überall kommende Gemurmel erstarb, wohin sie auch vordrangen, um dann hinter ihnen nur um so lauter wieder aufzuleben. Sie zogen eine Zone des Schweigens mit sich, geschaffen vom Neid und der Gier der Besitzlosen nach ihren Waffen und Kleidern. Und je weiter sie eindrangen, desto mehr wurde deutlich, wie verfallen alles in Visavy wirklich war. Bettler in Lumpen saßen an Mauern. Unrat häufte sich bis unter die Dächer.
    Hier lebte das Elend, hier gab es kein Gesetz außer dem des Stärkeren.
    Noch sind wir das! dachte Mythor, der am liebsten schon wieder auf Carlumen gewesen wäre. Er dachte an die Prunkpaläste in Watalhoo; waren ihre Bewohner Geläuterte oder verbrecherische Ausbeuter, die für das Armenhaus Visavy verantwortlich waren?
    Tertish stieß ihn an.
    »Träume nicht! Sag mir lieber, wohin der Drachenwolf uns schleppen will!«
    Boozam hatte eine der vielen kleinen, aber endlos in die Höhe führenden Treppen erreicht, die in den senkrechten Fels gehauen waren. Nur ein lose fallendes Seil diente zum Festhalten.
    »Da müssen wir noch hinauf!« dröhnte er. »Auf die nächsthöhere Ebene.«
    Mythor war nicht länger gewillt, sich diese Behandlung gefallen zu lassen. Noch bevor Boozam den ersten Schritt die Steinstiegen hinauf machen konnte, war er bei ihm und riß ihn zurück.
    »Entweder du schenkst uns jetzt reinen Wein über den Todesstern und das ganze Treiben hier ein, Boozam, oder wir gehen…«
    Er gewahrte die Bewegung über sich aus den Augenwinkeln heraus. Tertish schrie eine Warnung, aber noch vorher stieß Mythor den Aborgino zur Seite. Die Wesen, halb Affen, halb Fledermäuse, stürzten auf sie herab. Aus jeder der sechs Hände an den Enden der Flughäute wuchsen Krallen hervor, so lang und spitz wie Dolche.
    Mythor konnte zwei Gegner noch im Fallen unschädlich machen. Zwei weitere starben durch Sadagars Messer. Der Rest schlug zwischen den Gefährten auf und wurde das Opfer von Boozams Zorn.
    »Achtung!« schrie Gerrek. »Da sind noch andere!«
    Sie hockten auf der Felsenleiste der nächsten Ebene und wälzten einen Steinquader über den Rand. Die Freunde brachten sich mit mächtigen Sprüngen in Sicherheit. Der Stein krachte ins Dach einer der armseligen Hütten am Hang.
    »Sie holen noch mehr Felsen!« kreischte Gerrek entrüstet. »Na, wartet!«
    Er warf sich voll in die Brust, holte tief Luft und blies.
    Die Feuerlohe leckte den Fels hinauf und erreichte die Angreifer ohne Mühe. Unter unglaublichem Geschnatter suchten die Kreaturen das Weite. Gerrek sparte sich seinen restlichen Atem auf und nickte befriedigt.
    »Die kommen uns so bald nicht wieder in die Quere!«
    Boozam fletschte die Zähne. Seine Kaezinnen sprangen
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