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Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle
Autoren: Horst Hoffmann
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ihm auf die Schultern und maunzten weinerlich.
    »Der Zwischenfall ändert nichts«, sagte Mythor hart.
    Boozam nickte widerwillig. Er gab auf seine Weise zu, daß Mythor ihm mit seiner Geistesgegenwart soeben vermutlich das Leben gerettet hatte.
    »Kommt schon! Es ist wohl tatsächlich besser, ich sage euch das, was ich weiß. Aber erst, wenn wir in Bumbars Einkehr sind. Dort habe ich Freunde, und dort können wir reden.«
    »Über den Todesstern?«
    »Auch über ihn. Habt ihr vergessen, weshalb wir hier sind?«
    Er drehte sich um und kletterte. Sadagar holte sich seine Messer zurück und schüttelte heftig den Kopf.
    »Das gefällt mir alles nicht, Mythor. Ganz und gar nicht.«
    Aber sie waren nun einmal da, und Mythor wußte nicht, ob sie ohne die Hilfe des Schleusenwärters den Weg zurück überhaupt noch finden würden. Visavy war ein Labyrinth mit tausend Fallen.
*
    Joby hatte von dem eigenartigen Mann reden gehört, der sich in den Uferauen des Goldenen Stromes angeblich hatte bestehlen lassen. Und da ihn alles brennend interessierte, was mit Stehlen zu tun hatte, nahm es kaum wunder, daß der junge Meisterdieb diesen Fremden selbst einmal in Augenschein nehmen wollte.
    An Bord der fliegenden Stadt konnte er ohnehin nichts tun. Mythor, Tertish, Gerrek und Sadagar waren fort, die Wälsenkrieger hielten Wache, Cryton war im Bug und Fronja bei Ejoba und Glair.
    Joby schlich sich zur Pueblostadt hinauf, wo die Rohnen lebten. Er wußte durch geschicktes Ausfragen, daß der Fremde hier untergebracht war – gefangengehalten wäre der bessere Ausdruck gewesen. Kräftige Rohnen hielten sich unauffällig in der Nähe auf, der Eingang stand unter ständiger Beobachtung.
    Joby stand der Sinn nicht danach, aufgegriffen und wieder nach unten zurückgeschickt zu werden. Deshalb verzichtete er auf den einfachen Weg. Er fand einige Kisten und türmte sie unter dem einzigen rückwärtigen Fenster so auf, daß er bequem hindurchsehen konnte.
    Gafunkel saß auf dem kahlen Boden und drehte ihm den Rücken zu. Den Kopf hatte er in beide dürren und so überaus langfingrigen Hände gestützt.
    Wenn ich solche Finger hätte! dachte Joby fast neidisch. Wohin könnten sie sich nicht überall verirren!
    Er warf ein Steinchen nach dem Mann vom Goldenen Strom. Gafunkel zuckte leicht zusammen, als es ihn im Nacken traf. Joby lachte leise.
    Der Hagere drehte sich ganz langsam um. Er rümpfte verächtlich die Hakennase, als er das Jungengesicht in der Fensteröffnung sah.
    Er drehte sich wieder um, achtlos, uninteressiert. Joby entrüstete das nicht wenig. Schnell fand er einen zweiten, diesmal größeren Stein, und zielte etwas höher.
    Am Kopf getroffen, sprang Gafunkel auf. Er drehte sich wie eine Feder, schüttelte die knochigen Fäuste und setzte zu einem Fluch an.
    »Pssst!« machte Joby schnell. »Sei still, oder willst du, daß man mich hört?«
    Jetzt erwachte Neugier in des Fremden Blick. Er kam zwei Schritte näher.
    »Warum sollte ich’s nicht wollen? Verschwinde! Ein lästiges Balg kann ich nicht gebrauchen, oder weißt du einen Weg hier heraus?«
    Er sah kurz über die Schulter zum Eingang.
    Joby überging die Beleidigung großzügig. Er lachte.
    »Du bist genau der Dummkopf, den ich mir vorgestellt habe, Gafunkel! Glaubt, daß ich gekommen wäre, um ihm zur Flucht zu verhelfen. Läßt sich von Plünderern bestehlen.« Er schnitt eine freche Grimasse. »Wenn’s überhaupt stimmt.«
    »Ach, halt deinen Mund!«
    »Ich ließe mich nie bestehlen«, flüsterte Joby schnell, als sich der Feinwerker wieder abwenden wollte. »Mir könnte so was nie passieren.«
    Gafunkel hielt inne. Ohne herüberzuschauen fragte er:
    »So? Und warum nicht?«
    »Weil ich dieses Handwerk wie kein anderer kenne. Weil ich selbst ein Meisterdieb bin.«
    Gafunkel drehte nur den Kopf, der Körper blieb halb weg gedreht und vornübergebeugt. Die vorquellenden Augen musterten den Zwölfjährigen aus Anegon stechend.
    »Du ein Meisterdieb? Da muß ich lachen!«
    »Dann tu’s, alter Trottel. Mich bestiehlt keiner, ohne daß ich’s merke. Und auf der anderen Seite – wenn ich etwas stehle, merkt’s keiner.«
    Das seltsame Gespräch bewegte sich von der Wirklichkeit fort. Immerhin war Gafunkel ja angeblich vorher halb totgeschlagen worden. Joby war das gleichgültig, solange er nur seinen Spaß hatte.
    Plötzlich aber höhnte Gafunkel:
    »Ich wette, du könntest nicht einmal einem blinden und tauben, noch dazu betrunkenen und schlafenden Mann seinen
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