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Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle
Autoren: Horst Hoffmann
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umgehen.
    Der Schleusenwärter legte vom Schiff ab, holte das Seil ein und schüttelte den Drachenwölfen eine Faust entgegen. Erst dann verschwand er wieder im Turm. Die Boje kam geradewegs auf Carlumen zu.
    »Will er etwa zu uns an Bord kommen?« fragte Sadagar ungläubig.
    Boozam gab ihm die Antwort, als er die Boje dicht neben Carlumen zum Halten brachte und den Turm mitsamt den drei Kaezinnen verließ, jenen drei schlanken Wesen mit den Mädchenkörpern und Katzengesichtern, befellt und nur gute drei Fuß hoch. Zwei hockten auf seiner Schulter, die dritte trug er im rechten Arm, während der linke den Zweizack hielt. Das furchtbare Hakenschwert war am ledernen Leibgurt befestigt.
    »Das sieht aus, als wollte er seine Boje aufgeben!« staunte Mythor nicht weniger.
    Und Boozam stand auch schon auf der Scholle und schrie herüber, daß man ihm eine Strickleiter zuwerfen solle.
    Gerrek tat das, sichtlich bemüht, seinen Fehler wiedergutzumachen. Mythor war nicht so überzeugt davon, daß der Mandaler nicht einen noch größeren beging, bis Boozam schließlich vor ihm stand, breitbeinig, eine schreckenerregende Gestalt mit seinem grauhäutigen Drachengesicht, den mächtigen Schultern, dem grauen Wolfsfell am fast sieben Fuß großen Körper und den Wolfsohren.
    Er setzte die Kaezinnen ab. Sie blieben in seiner Nähe, schlichen ihm um die Beine und beäugten ihre Umgebung neugierig.
    »Sag deinen Kriegern, daß sie mit dem lächerlichen Kampfspielen aufhören sollen, oder wir bekommen noch mehr Ärger!« knurrte der Schleusenwärter. In seinen gelben Augen funkelte Zorn.
    »Ärger?« fragte Mythor lauernd, mit beiden Händen auf Altons Knauf gestützt. »Wir haben ihn also schon?«
    Boozam stieß ein grollendes Lachen aus.
    »Nur wenn wir nicht tun, was man von uns verlangt! Die Barriere gilt nicht Carlumen. Man erwartet etwas anderes. Wir dürfen Watalhoo nicht ansteuern, niemand darf das jetzt mehr. Der Befehl kommt vom Domo. Carlumen muß in den Hafen von Visavy einfahren und dort vorerst liegenbleiben. Ich bin hier, um euch dorthin das Geleit zu geben.«
    »Wir dürfen also die Sperre doch passieren?« fragte Sadagar.
    »Wenn wir nach Visavy steuern, ja.«
    Mythor zuckte die Schultern.
    »Wenn es nur das ist, wäre es denn so schlimm? Die Kranken und Erschöpften brauchen Ruhe. Ist es nicht gleich, wo sie sie finden?«
    Boozam ließ die drei Kaezinnen für sich reden. Sie fauchten und schlugen in die Luft, als gelte es, unsichtbare Gegner zu zerreißen.
    »Da siehst du, was meine kleinen Freundinnen davon halten, Mythor. Du hast Visavy und seine Bewohner noch nicht kennengelernt. Warte es ab!«
    »Und wenn wir uns weigern, dem Befehl zu gehorchen?«
    »Ich fürchte«, meinte Sadagar mit einem Blick auf die Aborgino-Flotte, »diese Wahl läßt man uns gar nicht.«
    »So ist es!« grollte Boozam. »Niemand darf sich im Goldenen Strom aufhalten außer den Wächtern, wenn sein Kommen bevorsteht. Ich hätte wissen müssen, daß es wieder soweit ist.«
    »Was kommt? Wer?« fragte Mythor, der Geheimnistuerei überdrüssig.
    Boozams Miene verfinsterte sich. Die Kaezinnen gebärdeten sich noch wilder.
    »Der Todesstern!« knurrte der Aborgino. »Der schwarze Todesstern! Er fährt alle sieben Jahre in den Goldenen Strom ein. Ihr habt euch die passende Zeit ausgesucht.«

2.
    Die Stromgefährte der Aborginos bildeten für Carlumen eine Lücke, einen Durchlaß in ihrer Barriere gerade so groß, daß es zu keinem Zusammenstoß kam, als die fliegende Stadt nun langsam vorwärtsglitt. Hunderte von gerüsteten Kriegern, Bogenschützen, Lanzenwerfer, Bediener von schweren gespannten Geschützen, ließen keinen Zweifel daran, daß sie den Carlumern einen Kampf auf Leben und Tod liefern würden, sollte es diesen einfallen, sich den Befehlen des Domo zu widersetzen.
    Boozam schwieg eisern auf jede Frage nach dem Todesstern. Als dann die Absperrung hinter ihnen lag, kam Mythor auch gar nicht mehr dazu, weiter in ihn zu dringen.
    Nun, fast am linken Ufer des Stromes, war der Blick frei auf die eine der beiden Zwillingsstädte. Den düsteren Bauwerken auf und hinter den bereits kurz erspähten Plattformen nach zu urteilen, konnte es sich nur um Visavy handeln. Dennoch war der Anblick dazu angetan, alle im Bugkastell in seinen Bann zu schlagen.
    Visavy bedeckte das gesamte Ufer in seiner Wölbung von unten nach oben, Mythor verglich sie mit der Innenwand eines riesigen Schlauches.
    Die Plattformen stießen in jeder Höhe in den Strom.
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