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Raub der Zauberkristalle

Raub der Zauberkristalle

Titel: Raub der Zauberkristalle
Autoren: Horst Hoffmann
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besondere Geübte – und solche, die der Magie mächtig waren.
    »Vielleicht bekommen wir eine Belohnung«, flüsterte Gerrek, »wenn wir ihn zu Hause abliefern. Er kann doch nur aus Watalhoo stammen.«
    Des Mandalers Augen funkelten fast so wie die Rubine des Fremden, der sich nun das Kinn abwischte und aufzustehen versuchte. Sofort schnitt er eine Schmerzensgrimasse und sank zurück.
    »Wo… bin ich?« preßte er mit schwerem Atem hervor. »Und wer… seid ihr?«
    Mythor ging vor dem Unbekannten in die Hocke.
    »Du bist in Sicherheit und bei guten Freunden, wenn du kein Freund der Finsternis bist«, hörte er sich sagen.
    Der Fremde lachte heiser.
    »Das bin ich wahrhaftig nicht! Ihre Diener waren es, die mich auf meinem Weg durch die Uferauen überfielen und ausraubten. Ich konnte mich nur in den Strom retten.« Er ließ endlich das Seil los und legte seine Spinnenfinger um Mythors Armgelenk. Wieder schien er mit grausamen Schmerzen zu kämpfen, doch er zog sich hoch, bis sein Gesicht ganz nahe an dem des Gorganers war. Wie gehetzt sah er sich um, dann wieder in Mythors Augen. Nun plötzlich überschlug sich seine Stimme:
    »Die Kreaturen haben mir alles genommen, was ich in den Uferauen an kostbaren Steinen sammeln konnte. Nur ich kenne die Orte, an denen sie aus den Landschollen wachsen! Wie kann ich dem Domo jetzt je wieder unter die Augen treten, ohne die Edelsteine!«
    Domo!
    Dann war der Fremde wahrhaftig ein Bürger von Watalhoo, denn der Domo, auch das wußte Mythor inzwischen von Boozam, war das Oberhaupt des Volkes, dem auch der Schleusenwärter angehörte. Boozam und seine Stammesgefährten nannten sich Aborginos, hießen jedoch aufgrund ihres Aussehens bei allen anderen Anwohnern des Goldenen Stromes meist nur »Drachenwölfe«. – Die Aborginos beherrschten den Strom. Sie stellten die Wächter und die Krieger. Ihren Weisungen hatten alle anderen Anwohner zu gehorchen.
    »Du solltest sie für ihn suchen?« fragte Mythor, nun nicht mehr so sicher, daß er richtig gehandelt hatte. Er bemühte sich, seine Stimme dennoch unvoreingenommen klingen zu lassen.
    »Ich sollte eine Schmuckkette für den Domo erschaffen, wie noch kein anderer Herrscher sie getragen hat.
    Denn ihr müßt wissen, ich bin ein Feinwerker und ein Meister meiner Zunft. Ich bin Gafunkel. Mein Ruf reicht weit über die Uferauen hinaus – und wäre mir fast zum Verderben geworden. Sagt, ihr seid auf dem Weg nach Watalhoo?«
    »Dort wollen wir hin«, bestätigte Mythor.
    »So liefert mich nicht dem Domo aus!« schrie Gefunkel. Seine Spinnenfinger krallten sich fester in Mythors Fleisch. »Laßt mich bei euch an Bord bleiben, bis ich eine Gelegenheit zur Flucht finde!«
    Gerrek sagte schnell:
    »Du bist unter guten Freunden, wie Mythor schon sagte. Verlasse dich ganz auf uns.«
    Dabei schielte er begehrlich auf die Rubinsteine und Perlen.
    Mythor drehte sich zornig zu ihm um, doch Gerrek war schon so in seinem Element, daß er sein Drachenmaul noch weiter aufriß:
    »Feine Stücke hast du da an deinen Dolchen und auf dem Mantel, und schöne Steine hast du sicher in den Uferauen gefunden. Doch wir haben Kristalle, bei deren Anblick du alles vergessen wirst, was du jemals in deiner Werkstatt bearbeitet hast.«
    Sadagars Ellbogen bohrte sich leider zu spät in Gerreks Bauch. Der Mandaler stöhnte auf und hielt den Mund.
    Mythor entging nicht die Gier in Gafunkels Blicken, schnell aufgeglommen und schnell wieder erloschen. Er erhob sich, winkte den Rohnen zu und befahl:
    »Bringt unseren neuen Freund in ein gutes Quartier in der Stadt. Gebt ihm, was er verlangt.«
    »Ich danke euch!« rief der Watalhooer etwas zu hastig. »Die Götter des Lichts mögen euch euer Erbarmen wohl vergelten!«
    Die Rohnen richteten ihn auf, stützten ihn und trugen ihn fort.
    Sadagar drehte sich zu Gerrek um und hielt ihm den Zeigefinger unter das Drachenmaul.
    »Du dummes Beutelvieh!« zischte er. »Sind deine mißgestalteten Augen schon so von Gier geblendet, daß sie nicht mehr sehen außer dem Prunk?«
    »Welcher Prunk!« Gerrek stemmte entrüstet die Hände in seine Hüften. »Also jetzt redest du auch schon so wie die Mannweiber!«
    Mythor schaute nicht weniger finster drein als der Steinmann.
    »Man müßte dir wirklich einen Maulkorb umbinden, Gerrek! Der Kerl sagte, daß ihm Plünderer alle kostbaren Steine abgenommen hätten. Aber was ist mit den Perlen und Rubinen an seinem Mantel und den Dolchen? Warum haben sie ihm diese gelassen, wenn seine
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