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Zikadenkönigin

Zikadenkönigin

Titel: Zikadenkönigin
Autoren: Bruce Sterling
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Schwärmer
     
    Mir wird Ihre Unterhaltung während des Restes der Reise sehr fehlen«, sagte der Extraterrestrier.
    Der Captain, Doktor Simon Afriel, faltete seine juwelengeschmückten Hände über der goldbestickten Jacke. »Mir tut es auch leid, Leutnant«, sagte er in der zischelnden Sprache des Extraterrestriers. »Unsere Gespräche waren für mich sehr gewinnbringend. Ich hätte auch dafür bezahlt, soviel zu lernen; aber Sie unterrichteten mich umsonst.«
    »Aber das waren doch nur ein paar Informationen«, meinte der Extraterrestrier. Er verhüllte seine funkelnden Knopfaugen mit dicken Nickhäuten. »Wir Investierer machen in Energie und Edelmetallen. Die Vermehrung von Wissen ist eine Eigenschaft einer unreifen Rasse, die dafür auch noch Geld ausgeben will.« Der Extraterrestrier stellte die hohe, geriffelte Halskrause hinter seinen stecknadelkopfgroßen Ohren auf.
    »Sie haben zweifellos recht«, stimmte ihm Afriel zu, verachtete ihn aber abgrundtief. »Wir Menschen sind im Vergleich zu anderen Rassen reine Kinder; deshalb gehört wohl auch eine gewisse Unreife zu uns.« Afriel nahm seine Sonnenbrille ab, um sich am Nasenrücken zu kratzen. Die Kabine des Sternenschiffes war erfüllt von gleißendem blauen Licht mit einem starken Ultraviolett-Anteil. Die Investierer bevorzugten dieses Licht und dachten gar nicht daran, es für einen Passagier zu ändern.
    »Sie sind gar nicht so übel«, versicherte der Extraterrestrier großzügig. »Sie sind die Art von Rasse, mit der wir gern Geschäfte machen: jung, eifrig, formbar, aufnahmebereit für alle möglichen Produkte und Erfahrungen. Wir hätten schon viel früher mit Ihnen Verbindung aufgenommen, aber Ihre Technologie steckte noch in den Kinderschuhen, so daß wir daraus keinen Gewinn hätten schlagen können.«
    »Jetzt liegen die Dinge anders«, sagte Afriel. »Wir werden Sie reich machen.«
    »Das stimmt«, sagte der Investierer. Die Halskrause hinter seinem geschuppten Kopf wedelte heftig, ein Zeichen, daß er sich amüsierte. »Innerhalb von zweihundert Jahren werden Sie so reich sein, daß Sie von uns das Geheimnis unserer Sternenflüge kaufen können. Es sei denn, Ihre Mechanisierer-Partei entdeckt das Geheimnis durch eigene Forschungen.«
    Afriel ärgerte sich. Als Mitglied der Neuform-Partei schätzte er die Erwähnung der konkurrierenden Mechanisierer-Partei gar nicht. »Bauen Sie nicht zu sehr auf die reine Technik«, sagte er. »Denken Sie an unsere Begabung für Sprachen. Damit sind wir Former mit unserer Partei ein viel besserer Geschäftspartner. Für einen Mechanisierer sehen alle Investierer gleich aus.«
    Der Extraterrestrier zögerte. Afriel lächelte. Mit seiner letzten Bemerkung hatte er den persönlichen Ehrgeiz des Extraterrestriers angesprochen. Der Hieb saß. In dem Punkt machten die Mechanisierer nämlich immer Fehler. Sie versuchten, alle Investierer gleich zu behandeln, und wandten jedes Mal die gleiche programmierte Methode an. Es fehlte ihnen jede Phantasie.
    Man müßte etwas gegen die Mechanisierer tun, dachte Afriel. Etwas Endgültigeres als die kleinen, wenn auch tödlichen, Begegnungen zwischen einzelnen Schiffen im Asteroidengürtel und zwischen den Eisringen des Saturn. Beide Parteien waren ständig auf der Suche nach dem entscheidenden Schlag. Sie warben einander die besten Talente ab, legten Hinterhalte, begingen Meuchelmorde und Industriespionage.
    Captain Simon Afriel war Arzt und hatte diese Betätigungen schon hinter sich gelassen. Deshalb hatte die Neuform-Partei auch die Millionen von Kilowatts bezahlt, die seine Überfahrt kostete. Afriel hatte den Doktorgrad in Biochemie und Extraterrestrischer Linguistik erworben, besaß daneben noch den Magister in Magnetwaffentechnik. Er war achtunddreißig und war so kunstvoll, wie es zur Zeit seiner Zeugung möglich gewesen war, neugeformt worden. Nur sein Hormonspiegel war etwas verändert worden, um die langen Zeiten der Schwerelosigkeit auszugleichen. Er hatte keinen Blinddarm. Die Struktur seines Herzens war für eine größere Leistungsfähigkeit umgeformt worden. Sein Dickdarm wurde dahingehend verändert, daß er die Vitamine produzieren konnte, die normalerweise von den Darmbakterien erzeugt wurden. Gentechnik und hartes Training als Kind hatten bei ihm zu einem IQ von hundertachtzig geführt. Er war nicht der intelligenteste Agent des Ringrats, aber einer der psychisch stabilsten und verläßlichsten.
    »Eigentlich ist es eine Schande«, sagte der
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