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Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen

Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen

Titel: Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen
Autoren: Ellen Roth , Uwe Hemminger , Andreas Warnke
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leicht von seinen Mitschülern ablenken, zappelt herum, stört selbst andere und ruft dazwischen, so dass es immer wieder einen Grund gibt, ihn zu ermahnen. Große Probleme hat Philipp beim Lesen und Rechtschreiben, obwohl er sich sehr bemüht. Da Philipp sehr langsam liest, wird er oft von seinen Mitschülern gehänselt. Auch wegen seiner vielen Fehler in den Nachschriften wurde er schon ausgelacht. Meist kommt Philipp frustriert nach Hause und hat keine Lust, Hausaufgaben zu machen. Seine Mutter muss ihn immer wieder neu motivieren und bei den Hausaufgaben eng begleiten. Nicht selten kommt es zu Streitereien und Auseinandersetzungen. Wegen der Probleme im Lesen und Rechtschreiben und der zusätzlichen Konzentrationsschwierigkeiten benötigt Philipp viel Zeit und sitzt meist den ganzen Nachmittag an den Schulaufgaben. Abends wird zusätzlich noch Lesen und Rechtschreiben geübt. Philipp verbessert sich jedoch kaum und seiner Mutter ist es unbegreiflich, warum er Wörter immer wieder falsch schreibt, obwohl sie vorher intensiv geübt wurden. Philipps Eltern sind ratlos. Kann oder will Philipp nicht lesen und schreiben lernen?

2. Woran erkenne ich Kinder mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten?
    Die überwiegende Anzahl der Kinder lernt lesen beginnend mit der Einschulung. Zehn Buchstaben werden in den ersten 9 bis 12 Schulwochen gelernt und 20 bis 30 Wörter unterrichtet. Bereits von Schulbeginn an beherrschen Kinder, die von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten stark betroffen sind, die gelernten Buchstaben-Laut-Zuordnungen nicht sicher. Sie können diese Buchstaben folglich beim Lesen- und Schreibenlernen von Wörtern nicht nutzen. Beim Abschreiben machen die Kinder dagegen meist nur wenige Fehler.
    Oft hat das Kind zudem Schwierigkeiten, Laute akustisch zu unterscheiden, z. B. „o“ und „u“. Der einzelne Buchstabe kann zwar lautiert werden, das Zusammenfügen der Laute zu einem Wort gelingt jedoch nicht oder nur sehr unzureichend. Wenn Kinder zu Hause besonders viel üben, können sie nur scheinbar „lesen“. In Wirklichkeit haben sie den Text mühevoll auswendig gelernt. Dies gelingt meist denjenigen Kindern, die gut begabt sind. Schwierigkeiten treten dann auf, wenn unbekannte Texte abgefragt werden und vorgelesen werden müssen.
    Leseschwierigkeiten können sich wie folgt zeigen:
    –  Auslassen, Ersetzen, Verdrehen oder Hinzufügen von Worten oder Wortteilen;
    –  Verlangsamte Lesegeschwindigkeit;
    –  Startschwierigkeiten beim Vorlesen, langes Zögern oder Verlieren der Zeile im Text, stockendes Lesen von Wort zu Wort, aber auch von Buchstabe zu Buchstabe; ungenaues, nicht sinnhaftes Betonen beim Lesen;
    –  Vertauschen von Worten im Satz oder von Buchstaben in Wörtern;
    –  Unfähigkeit, Gelesenes wiederzugeben, aus Gelesenem Schlüsse zu ziehen oder Zusammenhänge zu sehen.
    Bei besonders starken Leseschwierigkeiten gelingt es dem Kind meist nicht, den Lesefehler zu erkennen. Es kann sich nicht korrigieren, auch wenn es auf den Fehler hingewiesen wird. Nicht selten liest ein Kind ein richtig gelesenes Wort im nächsten Satz wieder falsch, dann wieder richtig und dann in anderer Form wieder fehlerhaft. Es scheint, als ob das gelesene Wort in seinem orthographischen Bild oder in seiner Lautstruktur nicht wieder erkannt oder erinnert werden kann.

    Rechtschreibschwierigkeiten werden meíst in der Schule erst bei ungeübten Diktaten deutlich. Kinder mit ausgeprägter Rechtschreibstörung scheitern von Anfang an beim Rechtschreiben. Folgende Besonderheiten können beobachtet werden:
    –  Verdrehungen von Buchstaben im Wort (Reversionen): z. B. b-d, p-q, u-n;
    –  Umstellungen von Buchstaben im Wort (Reihenfolgefehler): z. B. die dei;
    –  Auslassungen von Buchstaben: z. B. „ach“ anstatt „auch“;

    Abbildung 1:
    Schüler 10 Jahre, 4. Klasse, Grundschule. Diagnose: Lese-Rechtschreibstörung

    –  Einfügungen falscher Buchstaben: z. B. „Artzt“ anstatt „Arzt“;
    –  Dehnungsfehler: z. B. „Zan“ anstatt „Zahn“; „ihm“ anstatt „im“;
    –  Fehler in der Groß- und Kleinschreibung (Regelfehler): z. B. „tisch“ anstatt „Tisch“;
    –  Verwechslung von d-t, g-k, v-f (Wahrnehmungsfehler);
    –  Fehleränderung: ein- und dasselbe Wort wird immer wieder unterschiedlich fehlerhaft und zwischendurch auch richtig geschrieben (Fehlerinkonstanz).
3. In welchem Alter werden Lese-Rechtschreibschwierigkeiten sichtbar?
    Grundsätzlich: Erst im Schulalter ist
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