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Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen

Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen

Titel: Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen
Autoren: Ellen Roth , Uwe Hemminger , Andreas Warnke
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wenn die Eltern sie zum Schulbesuch „zwingen“ wollen. Folgen sind schulische Fehlzeiten und zusätzliche Lernrückstände, was die Rückkehr in die Klasse nur noch schwerer macht.
    e) Erziehungsschwierigkeiten, Disziplinprobleme . Erziehungsschwierigkeiten sind bei Schülern mit Lese-Rechtschreibschwierigkeitn oft Anzeichen einer schulischen Überforderung und Hilflosigkeit. Es ist kein böser Wille oder falsche Erziehung oder schlechter Unterricht, wenn das Kind beginnt, den Schulbesuch oder die Hausaufgaben zu verweigern, den Unterricht zu stören, Mitschüler zu ärgern oder „Klassenkasper“ zu spielen.

    f) Hausaufgabenkonflikte sind die Regel und treten bei Schülern mit schwergradiger Legasthenie bereits nach wenigen Schultagen ein.Streit und Tränen werden immer wahrscheinlicher, je vergeblicher die Bemühungen des Kindes und der Eltern sind, mit den Hausaufgaben zurecht zu kommen. In der Grundschule machen sie durchschnittlich mehr als 2 Stunden täglich Hausaufgaben, sie bemühen sich mehr als ihre gleichaltrigen Mitschüler und sind doch weniger erfolgreich.
8. Wie ist die weitere Entwicklung?
    Die meisten Kinder mit einer Lese-Rechtschreibstörung erreichen eine hinreichende Lesefertigkeit. Das Lesetempo bleibt meist verlangsamt. Die Rechtschreibung wird in der Regel jedoch nicht fehlerlos erlernt. Absolut gesehen verbessert sich die Rechtschreibfähigkeit. Der Abstand zu den Personen ohne Lese-Rechtschreibschwierigkeiten bleibt jedoch weiter bestehen.
    Die Störungen im Lesen und Rechtschreiben wirken sich auf die Leistung in anderen Schulfächern sehr ungünstig aus. Der Vergleich mit den übrigen gleichbegabten Mitschülern zeigt, dass der Schulerfolg wesentlich beeinträchtigt ist. Nur 3 % der Kinder mit Legasthenie erreichen den Wechsel auf das Gymnasium und 1/6 der Kinder muss bei allgemein durchschnittlicher Intelligenzentwicklung dennoch eine Sonderschule besuchen. Eine spezifische Legasthenietherapie kann verhindern, dass der Abstand zu den Mitschülern immer größer wird. Die psychische Entwicklung und die soziale Integration von Schülern und Heranwachsenden mit Legasthenie können erheblich beeinträchtigt sein. In einer Langzeitstudie zeigte sich, dass Personen mit Legasthenie im Alter von 8, 13, 18 und auch 25 Jahren stärker psychisch belastet sind. Die Jugenddelinquenz war in einer Gruppe von Schülern mit Legasthenie im Alter von 18 Jahren um das Fünffache erhöht. Auf Grund der niedrigeren Schulbildung war auch die berufliche Integration deutlich beeinträchtigt. Im Alter von 25 Jahren waren 26% der Personen mit Legasthenie arbeitslos, im Vergleich dazu waren nur 4 % der Personen ohne Lese-Rechtschreibstörung ohne Arbeit (Esser, 2000). Dies liest sich pessimistisch. Tatsächlich trifft dies zu, wenn Schüler mit Lese-Rechtschreibschwierigkeiten ohne Verständnis und Hilfe bleiben. Hilfe ist jedoch möglich und dann kann die Zukunft des Kindes mit Legasthenie optimistisch gesehen werden. Die meisten sind später tüchtig und erfolgreich im Beruf.

9. Wie kann man eine Lese-Rechtschreibstörung erklären?
    Als eine Hauptursache der Lese- und Rechtschreibstörung werden genetische Faktoren angenommen. Geschwister eines Kindes mit umschriebener Lese-Rechtschreibstörung sind zwischen 40 und 60 %, Eltern zwischen 25 und 50 % ebenfalls von Lese-Rechtschreibschwierigkeiten betroffen. Eineiige Zwillinge sind wesentlich häufiger gemeinsam betroffen als zweieiige Zwillinge. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass ein einziges Gen für die Legasthenie verantwortlich ist. Es gibt vielmehr Hinweise dafür, dass verschiedene Gene für unterschiedliche kognitive Komponenten, die beim Schriftspracherwerb eine Rolle spielen, verantwortlich sind. Insgesamt gilt, dass die Lese-Rechtschreibstörung nicht auf einen einzigen Grund zurückgeführt werden kann. Unterschiedliche zentralnervöse Funktionen, die abhängig sind von der biologischen Reifung des zentralen Nervensystems, sind Voraussetzungen für das Erlernen des Lesens und Rechtschreibens. So ist es nahe liegend, dass auch sehr unterschiedliche funktionelle und hirnstrukturelle Besonderheiten in eine umschriebene Lese-Rechtschreibstörung münden können. Es finden sich Besonderheiten der sprachlichen Informationsverarbeitung (phonologische Bewusstheit), Besonderheiten der visuellen Informationsverarbeitung sowie Besonderheiten der Übertragung akustisch-sprachlicher Informationen in die visuell-graphische „Verschlüsselung“
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