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Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen

Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen

Titel: Ratgeber Lese-Rechtschreibstoerungen
Autoren: Ellen Roth , Uwe Hemminger , Andreas Warnke
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alphabetischer Schriftzeichen (z. B. Übertragung der beim Diktat gehörten Lautfolge des Wortes „Mond“ in die Buchstabenfolge „M-o-n-d“) und umgekehrt. Auch finden sich Besonderheiten in der zeitlichen Informationsverarbeitung, d. h. rasch aufeinander folgende akustischsprachliche Laute oder Lichtreize werden langsamer im Gehirn fortgeleitet. Gedächtnisschwierigkeiten beim Abspeichern und Abrufen von Buchstaben und ganzen Wortbildern kommen ebenfalls häufig vor.
10. Wie wird die Lese- und Rechtschreibstörung festgestellt?
    Ein Versagen im Erlernen des Lesens und Rechtschreibens bedeutet nicht automatisch, dass eine umschriebene Lese- und Rechtschreibstörung im Sinne einer umschriebenen Entwicklungsstörung (Legasthenie) vorliegt. Erst eine aufwändige Diagnostik, die von Kind und Eltern Geduld in der Zusammenarbeit mit den Fachleuten erfordert, stellt sicher, ob eine Lese-Rechtschreibstörung vorliegt oder nicht.

    Das diagnostische Vorgehen muss den Anforderungen, wie sie heute nach internationalem Standard in der Medizin, insbesondere in der Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychologie und auch Pädagogik vorausgesetzt werden, entsprechen. Das Vorgehen orientiert sich dabei an dem sog. „multiaxialen Diagnoseschema“. Dieses Schema ist auch Standard für die gutachterlichen Stellungnahmen zur Vorlage bei der Schule oder bei dem Jugendamt. Die multiaxiale Diagnostik beinhaltet die Untersuchung folgender Bereiche:
    1. Psychische Gesundheit des Kindes (Achse 1)
    2. Entwicklung der motorischen und sprachlichen Fertigkeiten sowie Entwicklung im Lesen, Rechtschreiben und Rechnen (schulische Fertigkeiten, Achse 2)
    3. Intelligenzentwicklung (Achse 3)
    4. Körperlich-neurologische Entwicklung (Achse 4)
    5. Psychosoziale Lebensumstände des Kindes (Achse 5)
    6. Einschätzung der psychosozialen Anpassung: Dies beeinhaltet die Einschätzung des Schweregrades, in dem das Kind durch die Störung beeinträchtigt ist (Achse 6).
    Bei dieser multiaxialen Diagnostik muss immer ein Arzt, in der Regel ein Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie beteiligt sein.
    Die Entwicklungsgeschichte des Lesens und Rechtschreibens
    Mit dem betroffenen Kind, seinen Eltern und dem verantwortlichen Lehrer (meist ist es der Deutschlehrer) werden die lebensgeschichtlichen Angaben und die spezifischen Informationen zur Entwicklung und zu dem aktuellen Leistungsstand im Lesen und Rechtschreiben erfragt. Auch die Kontaktaufnahme mit dem Schulpsychologen, falls dieser nicht bereits eingeschaltet sein sollte, ist unerlässlich. Für die Rücksprache mit Lehrern und Schulpsychologen ist die Einwilligung von Kind und Eltern notwendig.
    In der Befragung sind die Schulnoten im Diktat und in Aufsätzen sowie die Diskrepanz zwischen Noten im Deutschen zu Noten in anderen Schulfächern zu berücksichtigen. Da es in den ersten Grundschuljahren bei schwerer Lese- und Rechtschreibstörung zu allgemeinen schulischen Lern- und Leistungsschwierigkeiten kommen kann, ist es wichtig, die schulischen Leistungen in den ersten Grundschuljahren zu erfragen und darüber hinaus eine ausführliche Intelligenzdiagnostik durchzuführen.

    Abbildung 2: Text eines Zeugnisses. Schüler 8 Jahre, 2. Klasse
     
    In aller Regel sind mündliche Leistungen deutlich besser als schriftliche. Einsicht in Schulhefte und Schulzeugnisse geben Aufschlüsse über die Art und Häufigkeit der Fehler beim Lesen und Rechtschreiben. Die vorschulische Entwicklung der Sprache, der Motorik, der visuomotorischen Koordination, der Aufmerksamkeit und Impulsivität ist zu prüfen. Art, Qualität und Regelmäßigkeit der schulischen Unterrichtung im Lesen und Rechtschreiben müssen erfragt werden. Häufiger Klassen-, Schul- und Lehrerwechsel kann die Lese- und Rechtschreibleistung ebenso sehr beeinflussen wie eine Mangelbeschulung.
    Häufig zeigen Kinder mit Lese- und Rechtschreibstörung eine anfänglich gute Lerneinstellung, welche sich bald in Resignation, Lernunwillen und schulische Versagungsängste wandelt. Aus diesem Grunde ist es bedeutsam, den Verlauf der schulischen Lern- und Leistungsmotiviation zu erfragen.

    Die Dauer der Hausaufgaben und die erzieherischen Umstände in dieser Situation können wichtige Hinweise liefern. Meist benötigen Kinder mit Lese- und Rechtschreibschwierigkeiten bereits im Grundschulalter mehr Zeit für die Erledigung der Hausaufgaben als ihre Mitschüler. In der Hausaufgabensituation kommt es häufig zu Konflikten.
    Bei der
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