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Rashminder Tage 02 (German Edition)

Rashminder Tage 02 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 02 (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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Unter Arrest stand er natürlich nicht, aber Natt fühlte sich unwohl bei dem Gedanken, dass er weggelaufen sein könnte, ohne ihm etwas zu sagen.
    Weil Lark will, dass ich auf ihn aufpasse? Oder – hm, ich mache mir Sorgen, er ist … Ihr Götter, was man ihm angetan hat, dafür gibt es keine Worte.
    Es kam keine Antwort, darum öffnete Natt und blickte ins Zimmer. Cael lag breit ausgestreckt auf dem Bett, die Arme unter dem Kopf. Er war wach, sein Gesichtsausdruck ungewöhnlich ernst. Damit brachte er Natt aus dem Konzept, der auf Spott und lockere Kommentare eingestellt gewesen war. Die Art, wie sich Cael hinter Masken aus Gelassenheit und Spott verbergen konnte, war bewundernswert und entnervend zugleich.
    „Willst du etwas essen?“, fragte Natt schließlich, um überhaupt irgendetwas zu sagen.
    Cael schüttelte stumm den Kopf, ohne ihn anzusehen.
    „Brauchst du sonst etwas?“
    Noch mehr Kopfschütteln.
    Der ideale Zeitpunkt, erleichtert zu verschwinden. Natt blieb stehen und musterte seinen Kampfgefährten. Da war sie wieder, diese Aura von Verletzlichkeit. Er hatte wenig Lust, sich darum zu kümmern, aber er war nun mal für ihn verantwortlich – und er ahnte zumindest, durch welche Hölle Cael gegangen war.
    „Du musst nicht die ganze Zeit hier oben bleiben“, murmelte er schließlich. „Wenn du ein wenig trainieren willst, oder vielleicht etwas lesen …?
    „Lesen? Sag mir nicht, dass du Bücher hast“, knurrte Cael herablassend, die Augen weiterhin abgewandt.
    „Sogar sehr viele. Bücher sind gute Freunde, wenn man abends allein da sitzen muss. Sie streiten nicht, widersprechen nicht, tun nie etwas Unerwartetes, sind gar nicht in der Lage, dich zu verletzen, stellen keine Forderungen, lassen sich nicht töten und machen nichts kaputt. Stattdessen bieten sie Kurzweil und Unterhaltung und Wissen.“ Natt hielt inne, um nicht noch mehr von sich und seiner eigenen einsamen Bitternis zu verraten.
    Cael lächelte flüchtig, dann schüttelte er erneut den Kopf.
    „Ich brauche gerade weder Kurzweil noch Unterhaltung, und schon gar kein Wissen.“
    Raus hier!, dachte Natt. Jeder Mann mit ein bisschen Verstand sollte jetzt schleunigst das Feld räumen und Cael in Ruhe lassen, bis der sein spöttisches, gefühlskaltes Ich wiedergefunden hatte.
    Stattdessen ging er näher heran, umrundete das Bett und begegnete Caels Blick.
    „Was brauchst du denn?“, fragte er. Himmlischer Vater, was sah der Mann elend aus! So bleich, mit grabentiefen Augenringen …
    „Ich weiß es nicht.“ Caels Stimme war ein Flüstern, das die Hoffnungslosigkeit darin nicht verbergen konnte.
    In Natts Innerem schrie alles danach, endlich abzuhauen. Nicht noch einen Schritt zu ihm zu gehen. Nicht nach seiner Hand zu greifen und sie tröstend zu drücken. Sich auf gar keinen Fall neben das Bett zu knien und diesem Mann nah zu kommen.
    Aber genau das tat er, und er wehrte sich nicht, als Cael ihn zu sich ins Bett zog und die Arme um ihn schlang. Cael weinte nicht, er bebte lediglich, den Kopf an Natts Halsbeuge gebettet. Er suchte Halt, um nicht in seiner Verzweiflung zu ertrinken. Nur allzu gerne hielt Natt ihn fest, bemüht, nicht darüber nachzudenken. Egal über was. Vor allem nicht darüber, warum er genau das hier wollte.
    Er atmete bewusst langsam, hoffend, dass Cael seinem Rhythmus folgen würde. Mit geschlossenen Augen dachte er an nichts, fühlte nichts, gab alles, was er an Wärme und Leben zu vergeben hatte. So lagen sie schweigend still, bis Cael zur Ruhe kam, und auch danach noch, bis es langsam draußen dämmrig wurde.
     
    ~~*~~
     
    König Archym lag schlaflos im Bett. Seit seiner Krönung vor rund eineinhalb Jahren hatte er beinahe keine Nacht mehr ruhig schlafen dürfen. Sein Vorgänger Maruv hatte ihm ein zerrüttetes Land hinterlassen, mit solch großen Problemen, wie niemand es sich hatte vorstellen können. Zu lange hatten sich die Ratgeber und die Adelsversammlung darauf verlassen, dass Maruv vielleicht krank und zunehmend von Verbitterung und Altersstarrsinn gebeugt, aber dennoch ein fähiger Herrscher war.
    Die alte Krähe hätte sich nicht so lange am Thron festklammern dürfen. Wir hätten handeln müssen!, dachte Archym melancholisch. Hinterher sagt es sich immer so leicht ‚hätte ich doch’, wenn es schon längst zu spät ist …
    Hm. War da ein Rascheln?
    Er lauschte eine Weile. Alles war ruhig.
    Archym wusste, dass es Attentatspläne gegeben hatte, um die beiden Corlinsöhne beseitigen zu lassen. Man
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