Rashminder Tage 02 (German Edition)

brennen spürte.
    „Schau mich an.“ Eryk kauerte neben ihm nieder, wofür er seinen mächtigen Körper regelrecht zusammenfalten musste. Ein akrobatischer Akt mit gefesselten Händen. Kaiden fing ihn ab, als er zu schwanken begann, und nahm ihn fest in die Arme. Die Blicke der umstehenden Soldaten waren ihm ebenso bewusst wie gleichgültig.
    „Es geht schon wieder“, murmelte er. „War anstrengend, als hätte ich das bisschen Luft selbst pusten müssen, um die Kerle abzudrängen. Kaum genug, um sich Wind nennen zu dürfen …“
    „Es hat ausgereicht, und nur das zählt.“ Eryk lehnte sich an ihn. „Hey du Held, du hast einen ausländischen Prinzen gerettet. Hast du jetzt vielleicht noch was für meine Fesseln übrig?“
    „Tut mir leid“, murmelte Kaiden müde. Er wusste immer noch nicht, wie er das Kunststück vollbracht hatte, seine eigenen Fesseln zu zerreißen.
    „Komm, lass uns aufstehen, wir sollten mit Lys reden. Die Gesetze hier in Onur sind wirklich kompliziert, oder?“ Eryk drängte ihn auf die Füße und zu Dorian hinüber, vermutlich wollte er ebenfalls von den Fesseln befreit werden.
    „Kompliziert trifft es nicht ganz.“ Kirian hatte den letzten Satz wohl gehört und musterte sie beide verblüfft.
    „Wahnsinn wäre richtiger. Die Erbfolgegesetze haben mehr Unheil angerichtet als sämtliche Kriege und Fehden zusammengenommen. Beziehungsweise, es gab kaum eine Schlacht, die nicht auf irgendeinem dummen Erbfolgegesetz beruhte.“ Lys erhob sich mühsam und wies Dorian mit einer Geste an, Eryk zu helfen.
    „Was machen die beiden hier?“, fragte Kirian an Lys gewandt.
    „Das wissen sie selbst nicht so genau. Soweit ich verstanden habe, ist Magie dafür verantwortlich.“
    „Und die ist noch komplizierter und gefährlicher als unsere Gesetze.“ Kirian hieb Kaiden freundlich auf den Rücken, vermutlich, um ihn an einem Ausbruch gerechter Empörung zu hindern.
    „Schön, euch wiederzusehen, Jungs. Ihr kommt genau richtig, um das Chaos hier zu vollenden.“
    „Der König! König Archym steht mit großem Gefolge vor den Toren!“, brüllte in diesem Moment ein Soldat von den Mauern herab.
    „Falsch. Das Chaos geht jetzt erst so richtig los“, brummte Eryk, und alle lachten.
    „Werdet Ihr wirklich Corlin für Euch beanspruchen?“, fragte Kaiden an Kirian gewandt.
    „Ich werde alles tun, um diesen blonden Sturkopf da zu retten.“ Er gab Lys einen vor Leidenschaft brennenden Kuss, ohne sich darum zu kümmern, wer ihnen zusah. Lys lächelte bloß, als er losgelassen wurde, doch es erhellte sein müdes, von den Geschehnissen gezeichnetes Gesicht.
    „Nun gut. Was machen wir jetzt?“, murmelte Eryk. „Es sieht irgendwie nicht so aus, als ob Lark – egal ob in klein oder groß – gewillt wäre uns abzuholen.“
    „Warten wir’s ab. Im Augenblick will ich essen, reden und dir beim Schlafen zusehen. Egal in welcher Reihenfolge“, erwiderte Kaiden und umarmte ihn. „Um alles andere kümmern wir uns, sobald der neue Tag da ist.“
    „Es wird ein neuer Tag kommen, nicht wahr?“
    „Es kommt immer ein neuer Tag.“ Eryk brummte zustimmend und küsste ihn sanft. „Das will ich hoffen …“
     
    Ende Teil 2
     
     
     
     
     
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