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Rashminder Tage 02 (German Edition)

Rashminder Tage 02 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 02 (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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Segenssprüchen nicht mit unverhohlenen Anklagen gegen Erebos’ Handeln:
    „Nie aber soll der Sohn die Hand gegen den Vater erheben, oder der Vater gegen den Sohn, denn die Liebe, die unter denen gleichen Blutes fließt, ist die Liebe der Götter.“
    „Er hat zuerst gefrevelt!“, brüllte Erebos unvermittelt los. „Er hat seinen eigenen Bruder erschlagen, ohne Not!“
    „Wir haben ihn dazu befragt und wissen, dass er ohne Sünde ist“, erwiderte die Priesterin der Erdmutter ungerührt. „Euer Sohn musste ein unschuldiges Leben retten, dazu seinen eigenen Sohn und seine Frau beschützen. Das Handeln von Roban hätte ganz Onur gefährdet, so wie schon einmal geschehen; denn es war Roban, der für die Ächtung von Stefár von Lichterfels gesorgt hatte, wodurch die Thronfolge in Gefahr geraten war. Nichts von dem, was in den letzten Jahren geschehen ist, wäre notwendig gewesen, hätte nicht Euer Sohn fehlgehandelt.“
    „Wagt es nicht meinen Jungen zu beschuldigen! Wagt es nicht, Robans Andenken zu beschmutzen!“, brüllte Erebos außer sich. Es hätte nicht viel gefehlt, und er wäre mit dem Schwert auf die Priester losgegangen. Lys konnte trotz seiner beschränkten Perspektive sehen, wie sein Vater vor Zorn bebte.
    „Es reicht jetzt“, sagte eine tiefe Stimme in diesem Moment. Alle fuhren herum, während Lys’ Herz vor Freude zu hüpfen begann: Kirian! Kirian war hier.
    „Stefár von Lichterfels!“, grollte Erebos voller Verachtung, der als erster die Sprache wiederfand. Er spuckte zu Boden und rückte zugleich näher an Lys heran, nicht bereit, sich seine Beute wegschnappen zu lassen.
    „Seid bedankt, dass Ihr mich so bereitwillig identifiziert“, sagte Kirian spöttisch. „Es erspart mir Zeit und Mühe.“
    „Was wollt Ihr hier? Dies ist mein Schloss, mein Land, und ich werde MEINEN Sohn für seine Verbrechen richten, wie es mein Vorecht als Familienoberhaupt ist. Nicht einmal die Priester können dies verhindern, ganz gewiss aber kein dreckiger Sheruk .“
    Kirian schritt ungehindert durch die Reihen der Soldaten, bis er vor Lys stehen blieb.
    „Archym ist auf dem Weg hierher“, sagte er laut.
    „Das ist mir gleichgültig. Soll mein König mich anschließend richten, auch wenn er dafür keine gesetzliche Handhabe hat! Dieser Mann ist eine Gefahr für Onur, alles an ihm ist Lüge, Schwäche und Verrat! Ich schulde es meinem Land und meiner Ehre, ihn zu vernichten, und wenn es das Letzte ist, was ich in diesem Leben tue!“
    Lys krümmte sich innerlich. Es war so schmerzlich, von seinem eigenen Vater gehasst zu werden!
    „Das, verehrter Erebos, werdet Ihr nicht tun“, erklärte Kirian mit fester Bestimmtheit.“
    „Wollt Ihr mich töten, um mich zu hindern? Nur zu! Meine Soldaten werden mich rächen, weder Ihr noch Euer Geliebter werdet lebend hier herauskommen.“
    Lys spürte Feuchtigkeit am Hals, als sein Vater auf ihn spuckte. Er sah eisiges Feuer in Kirians Augen auflodern, der sich – gewiss nicht ohne Absicht – so gestellt hatte, dass Lys ihm auch in seiner verdrehten Körperhaltung ins Gesicht blicken konnte.
    „Ich brauche Euch nicht zu töten. Als rechtmäßiger Haupterbe des Fürstentums von Corlin gebiete ich Euch, Euren letzten Sohn nicht anzurühren. Denn sollte ich sterben, muss er einstehen, bis Robans Nachkomme alt genug ist. Nur so kann Anira vor Entführung und Zwangsverheiratung geschützt werden.“
    Tödliche Stille fiel über den gesamten Hof. Ungläubig schauten alle Kirian an, der mit verschränkten Armen dastand, jeder Zoll ein Herrscher, und Erebos niederstarrte.
    „Euer Geist ist verwirrt“, krächzte Lys’ Vater, sobald er sich gefangen hatte. „Ihr ward früher der Erbe von Lichterfels. Seid Eurer Ächtung seid Ihr nichts und niemand mehr.“
    „Das ist falsch. Bei meiner Ächtung wurde ich nur von Lichterfels enthoben. Mein Erbrecht an Corlin besteht erst, seit Roban die Baroness Anira von Eschenberg geheiratet hat und daran wurde nicht gerührt. Ich habe es prüfen lassen.“ Er lächelte finster. „Ihr seid verwirrt?“, fragte er zuvorkommend.
    Erebos gab einen Laut von sich, der eher nach purer Verzweiflung klang.
    Beeilt euch, dachte Lys und zerrte frustriert an seinen Armfesseln. Er hasste es, gefesselt zu sein, seine Knie schmerzten höllisch, und es war nicht auszuhalten, dies alles mitzuerleben, ohne seinem Vater dabei ins Gesicht blicken zu können.
    „Meine Mutter war Lucia von Eschenberg, die spätere Fürstin von Lichterfels. Lucia war
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