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Rashminder Tage 02 (German Edition)

Rashminder Tage 02 (German Edition)

Titel: Rashminder Tage 02 (German Edition)
Autoren: Sandra Gernt
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wozu das Pergament?
    Scheinbar unbewegt beobachtete er, wie Naxander das Dokument zerstörte.
    „Darüber muss ich nachdenken“, murmelte er.
    „Lasst Euch Zeit, mein lieber Freund. Schickt mir heute Abend einen Boten an die übliche Adresse“, erwiderte Naxander und erhob sich.
    „Zur achten Abendstunde, spätestens.“ Lark nickte ihm höflich zu. „Ein riskantes Spiel, das Ihr da plant“, setzte er hinterher. Naxander lachte laut – etwas, was er nie zuvor in Larks Gegenwart getan hatte. Es trieb eisige Schauer durch seinen Körper, bewies es doch, wie stark Naxander sich wirklich verändert hatte.
    „Es wäre ein langweiliges Leben, so gänzlich ohne Risiko, nicht wahr?“
    „Gewiss. Und Langeweile ist bekanntlich grausamer als Hunger oder Heimweh.“ Den letzten, reichlich respektlosen Satz sprach Lark in den leeren Raum hinein, denn Naxander war fort.
    Er seufzte und griff nach der Klingel. Er hatte sich mit einem sehr interessanten Brief beschäftigt, bevor Naxander ihn gestört hatte. Eine Botschaft vom Erzpriester Onurs, dessen Inhalt ebenso brisant war wie Naxanders Pläne.
    „Bringt mir eine Flasche Uld-Wyckener Rotwein, Garnalf“, bat er seinen Diener.
    „Sofort, edler Herr.“ Eine Anrede, die Garnalf sich nicht abgewöhnen lassen wollte, gleichgültig, wie oft Lark ihn daran erinnerte, dass seine Familie bereits vor einer Generation den Adelstitel verloren hatte. Sein Großvater hatte nun einmal partout diese Sklavin aus Irtrawitt heiraten müssen … Sie hatten einen wertlosen Grafentitel verloren und Magie gewonnen. Das Leben wäre ohne diesen Fehltritt sehr viel leichter gewesen, aber ja, auch sehr viel langweiliger.
    Lark zog sich in die Bibliothek zurück, um mit dem schweren Wein als Gesellschafter in Ruhe nachdenken und einige Kleinigkeiten recherchieren zu können. Irgendwo hatte er ganz bestimmt eine Abhandlung über die Stammbäume der wichtigsten onurischen Adelsfamilien. Die Fürsten von Corlin waren bereits seit zwei Jahrhunderten in den obersten Rängen von Onurs Intrigenspiel verwickelt, dazu musste es zahllose Bücher geben! Zusammen mit dem, was seine Spione ihm über die jüngsten Ereignisse in Onur berichtet hatten, war jetzt sorgfältige Planung das oberste Gebot.
    Und Naxanders Eskapaden kommen wie gerufen, es ist fast schon unheimlich … Bleibt abzuwarten, was mein wertgeschätzter großer Bruder davon halten wird.
     
    ~~*~~
     
    „Verzeiht, die Herren.“
    Eryk schreckte hoch, als ein Diener ihn sacht am Arm berührte. Kaiden hingegen blieb weiterhin wie gewohnt in todesähnlichem Schlaf gefangen.
    „Ihr und Euer, ähm, Partner, sollt in die Empfangsgemächer der Königin geführt werden.“
    Der Diener hüstelte leicht pikiert und trat zurück. Man merkte ihm nicht an, ob er missbilligte, was er sah oder nicht.
    Eryk kontrollierte kurz, was genau der Mann eigentlich sah. In der Illusionsperspektive schien es, als würde Kaiden sittsam mit dem Rücken zu ihm daliegen, ohne dass sie sich berührten. Wenn dem Diener das bereits peinlich war, ging es offenbar im Königspalast deutlich zivilisierter zu, als Eryk je vermutet hätte. Zumal der gute Mann schon recht alt war und eigentlich alles Menschliche bereits erlebt haben sollte.
    Mit etwas Mühe gelang es ihm, sich unter Kaidens regungslosem Körper hervorzuwinden. In der Nähe stand ein gedeckter Tisch, auf dem er zwischen den Resten eines fürstlichen Frühstücks eine Karaffe mit Wasser fand. Unter den teils befremdeten, teils amüsierten Blicken seiner Freunde und des Dieners kehrte er zurück zur Liege und widmete sich der gewohnten Mühsal, seinen Partner zu den Lebenden zu holen. Wie üblich brauchte es dazu beherztes Schütteln, ein paar saftige Ohrfeigen und sparsamen Einsatz von Wasser, das er in Kaidens Gesicht träufelte. Für gewöhnlich schüttelte Eryk ihm ohne viel Diskussion einen kompletten Krug über den Kopf; da sie allerdings von einer Königin erwartet wurden und Kaiden sich nicht umziehen konnte, hielt Eryk sich zurück.
    „Küss sie doch wach, deine holde Prinzessin!“, rief Tjero aus der Ecke, wo er mit ein paar anderen ein Würfelspiel gegen die Langeweile begonnnen hatte. Sehr beherrscht wandte sich Eryk ihm zu und musterte ihn abschätzig. Irgendwann …
    „Er sieht nicht aus wie ein Selbstmörder, unser lieber Tjero, aber man täuscht sich so leicht“, sagte er zu niemand Bestimmten und genoss kurz, wie Tjero erbleichte. Dann konzentrierte er sich wieder auf Kaiden. Der kam gerade
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