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RAK-1212 überfällig

RAK-1212 überfällig

Titel: RAK-1212 überfällig
Autoren: Alexej Turbojew
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Sonst wären wir nicht so schön durch die endlosen Kanäle gekommen. Neuerdings machen sie auch hier unten ihre Streifen, und meistens haben sie Roboter dabei. Denen ist es egal, ob da unten nun starke Scheinwerfer leuchten oder nicht. Ich behaupte aber immer, daß dies der große Fehler ist. Sie verlassen sich zu sehr auf ihre komplizierten Geräte und vergessen dabei ihre natürlichen Sinne. Deshalb bist du wohl auch nicht von den Panzerleuten gesehen worden.“
    „Ich fragte, ob der junge Bursche verläßlich ist?“
    „Na klar“, giftete der Alte. „Warum, denkst du wohl, ist er sonst geschickt worden? El Quinto, der König der Diebe, sucht sich seine Leute schon aus. Dieser Ehrenwerte Huno wird dafür bezahlen müssen.“
    Stepan fing den Geruch fauligen Wassers auf. Direkt vor der Kanalöffnung mußte der alte Hafen des ehemaligen New York beginnen. Normalerweise hielten sich dort nur lichtscheue Elemente auf. Nun mochte es sein, daß die zerstörten Gebiete der unteren Stadt auch andere, weniger harmlose Besucher sahen.
    Nach einer Weile legten sie die restliche Strecke des langen Weges zurück. Dicht vor der Kanalmündung erweiterte sich der Gang zu einem breiten, langgestreckten Raum. Brüchige Betonwände zeugten davon, daß die Gewalten der längst vergessenen Explosion auch hier gewütet hatten.
    Stepan blickte vorsichtig nach draußen. Unterhalb der bröckeligen Kaimauer hatte sich Treibgut festgesetzt. In dicken Schichten hing es auf dem dunklen Wasser, das an dieser Stelle überhaupt keine Strömung zu besitzen schien.
    Seine Hand zuckte zur Waffe. Eine dunkle Mündung drohte nach hinten, wo soeben Geräusche vernehmbar wurden. Ein leiser Pfiff schrillte durch die weiten Abflußrohre des Hauptkanals. Der Bettler pfiff zurück.
    „Weg mit dem Ding“, brummte er verweisend. „Sie sind es.“
    Hunos riesenhafter Körper tauchte zuerst auf. Sein wilder Bart zeigte die Spuren des seltsamen Weges, doch die Augen des Titanen leuchteten in innerlicher Erregung. Wortlos trat er auf Woronskij zu und schloß ihn kraftvoll in die Arme.
    „Willkommen, Sohn. Ich habe gewußt, daß sie dich nicht lange halten könnten. Dein einziger Händedruck hatte mir alles verraten. Wartet ihr schon lange?“
    „Gerade erst gekommen. Der Weg war lang und beschwerlich“, nahm ihm Belky die Antwort ab.
    Stepan bemühte sich um ein frohes Lächeln, als er die strahlenden Augen eines dunkelhaarigen Mädchens sah. Gwendolin McPiers machte keine sonderlichen Umstände. Sie flog an seine Brust, wo sie Geborgenheit und Liebe suchte. Schutz konnte er ihr geben, überreichlich sogar.
    Für ein menschliches Gefühl schien er nicht zugänglich zu sein, obwohl er sich nach Kräften bemühte, die Zärtlichkeiten des Mädchens zu erwidern. Es gelang ihm nur unbeholfen. Lediglich sein Verstand riet ihm, ihr behutsam über das zerzauste Haar zu fahren. Sonst empfand er nichts.
    „Eh, das könnt ihr später machen“, grollte die tiefe Stimme des Riesen. „Da ist jemand, der etwas von Physik und anderen Dingen versteht.“
    Er drehte sich um, und sein breiter Rücken gab die Gestalt eines alten Mannes frei. Er konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Stepan sah in helle Augen, die zwischen faltigen Lidern zu vergehen drohten.
    „Professor Warwick, ehemals Chef des kernphysikalischen Versuchslabors von Desert Falls. Eine Geheimstation, Stepan. Du bist Russe? Ich kann mich noch sehr gut an unsere nationalen Streitigkeiten erinnern, obwohl ich nun weit über hundert Jahre zähle.“
    Er lächelte schmerzlich und suchte nach einem Sitz. Winy geleitete ihn zu einer größeren Kiste, die Huno auf den mächtigen Schultern herbeigeschleppt hatte.
    „Vorsicht!“ warnte er beunruhigt, „da ist eine Bombe drin. Was soll der Unsinn?“
    „Meine Beine wollen nicht mehr so“, entschuldigte sich der alte Wissenschaftler.
    Woronskij beobachtete sie stumm und zweifelnd. Welchen Sinn hatte das alles? Wohin sollte es führen? Er erwachte unter der direkten Anrede des Ehrenwerten Huno.
    „Sohn, wir wissen schon ungefähr, wie du entkommen bist. Die Sache hat sich herumgesprochen, da einige Wächter nicht schweigen konnten. Nur ahnen wir nicht, wie sie dich so einwandfrei zu fassen vermochten. Hast du eine Erklärung?“
    Stepan berichtete ihnen einige Dinge über den Individual-Taster.
    „Ihr solltet von nun an vorsichtig sein“, endete Woronskij. „Ich kann meine Individualströme abschalten, ihr könnt es wahrscheinlich nicht, da jedes
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