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RAK-1212 überfällig

RAK-1212 überfällig

Titel: RAK-1212 überfällig
Autoren: Alexej Turbojew
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Nähe des City-Hall-Park.“
    „Unmöglich“, wehrte sie erschreckt ab. „Das ist die untere Stadt, da darf meine Maschine nicht gesehen werden. Ich setze Sie am alten Bellevue-Hospital ab, direkt am Ufer des East River. Dort ist jetzt schon Verkehr, da man eine neue Siedlung erbaut. Sie können dort gut untertauchen. Einverstanden?“
    „Ja.“
    Er sah ihre schimmernden Augen, den tiefroten Mund. Der Rotorschrauber schoß mit hoher Fahrt durch die Luft.
    „Haben Sie ein Mädchen, Ungeheuer?“
    Er lachte nur.
    „Ist sie hübsch?“
    „Ich habe kein Mädchen, nicht ein Mann von meiner Art.“
    „Ich werde in der kommenden Nacht Punkt ein Uhr an der gleichen Stelle sein, wo ich Sie heute absetze“, sagte sie ruhig. „Vielleicht haben Sie bis dahin das erfüllt, was Sie unter Umständen eine Aufgabe nennen könnten.“
    „Das sollte eine Lady of Counts Hill aber nicht tun“, murmelte er.
    „Sie tut es auch nicht für jeden. Ich warte also. Brauchen Sie Geld? In meinem Beutel ist genug. Bedienen Sie sich.“
    Er tat ihr den Gefallen, und wieder fühlte er nichts für diese bezaubernde Frau mit dem klaren Verstand und dem leidenschaftlichen Mund. Er war ärgerlich über sich selbst.
    „Danke. Ich habe noch etwas drin gelassen. Wir sind schon über der Stadt.“
    „Viola heiße ich. Und Sie. Ungeheuer?“
    Er sagte es, und da lachte sie leise.
    „Ebenso seltsam wie die ganze Geschichte. Mit Pussingers Tod haben Sie mir keinen Gefallen getan. Ich war ganz verrückt auf einige Ländereien, die zur Zeit noch der Präfektur unterstehen.“
    „Ach so, ich verstehe. Sie erreichen wohl immer Ihr Ziel, ja?“
    „Meistens“, nickte sie. „Nur bei Ihnen bin ich mir nicht sicher, Stepan.“
    Sie landete die Maschine nahe am Ufer. Unfern erstrahlte eine Großbaustelle im hellen Glanz der Scheinwerfer.
    Er ging, und eine innerlich zerrüttete Frau startete die elegante Maschine. Er sah noch dem Schrauber nach, schob die Strahlwaffe unter den losen Kittel und sah sich nach einer Visiphon-Zelle um.
    Der Platz war wirklich günstig. Männer und Frauen in den braunen Kitteln der niederen Kaste arbeiteten auch nachts. Überall summten und dröhnten schwere Robotfahrzeuge über zerwühlte Baustraßen. Weit hinten entdeckte er das blaue Licht einer Sprechzelle. Nun war es nur noch fraglich, ob der große Tempel der „Brüder der Herrlichkeit“ noch bevölkert war. Er mußte es versuchen.
    Als er sich auf den Weg machte, spürte er ganz kurz das verhaltene Pochen in seinem Nacken. Sie waren also schon wieder dabei, ihn mit dem Individual-Taster zu orten.
    Verbissen lächelnd kontrollierte er sein Gehirn. Langsam gewann er Übung darin. Jede einzelne Zelle reagierte, und das leichte Pochen verstummte sofort. Es war unmöglich, daß sie ihn orten und anpeilen konnten, völlig unmöglich!
    Mit dieser Erkenntnis betrat er die Zelle und wählte jene Nummer, die ihm Huno gegeben hatte.
8. KAPITEL

    „Es gab einmal einen Augenblick, Belky, da wünschte ich nur, deinen Schädel in erreichbarer Nähe zu haben“, sagte er mit einem leisen Auflachen. „Es wäre dir natürlich nicht gut bekommen.“
    Der alte Bettler vom Battery-Park zuckte erschreckt zusammen. Er gab damit zu verstehen, daß er sich in seiner Haut nicht besonders wohl fühlte.
    „Laß die dummen Scherze, Stepan“, schnappte er. Seine Stimme klang hohl und dumpf.
    „Es sollte dir genügen, daß ich dich schon wieder durch die Gänge bringe. Noch nie bin ich so lange in den Kanälen gewesen. Willst du mir endlich sagen, wie du entkommen bist? Noch keiner ist aus dem Hauptquartier der Wächter zurückgekehrt.“
    „Laß es gut sein, Alter“, besänftigte ihn Woronskij. „Ich war etwas glücklicher. Ist der junge Bursche verläßlich? Er erschien kurz nach meinem Anruf und lotste mich bis zur Grenze der Altstadt. Beinahe wären wir von einer Panzerstreife gefaßt worden. Sie hatten aber keine Augen und Ohren!“
    „Ho, das haben sie meistens nicht“, schnaufte der Alte. Erschöpft hockte er auf einem einigermaßen trockenen Fußsteig und massierte die dürren Waden.
    „Meine Beine machen mir Kummer. Wären sie so gut wie meine Augen, hätte ich gar nichts gegen sie einzuwenden.“
    Stepan sah den ‚Blinden’ ironisch an. Draußen war es schon heller Tag geworden. Weiter vorne gähnte eine Öffnung, durch sie fiel einiges Licht ein.
    „Ich sollte umschulen“, murrte Belky. „Nachts sehe ich ohnehin besser als tagsüber. Dein Glück, Bruder, dein Glück!
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