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Rainer und die Puppenmutter

Titel: Rainer und die Puppenmutter
Autoren: Hans Günter Krack
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auch einholen und Feuer machen. Da habe ich nachmittags keine Zeit gehabt, verstehst du?“
    Das verstand Bällchen.
    „Deshalb sind wir jetzt auch hierhergezogen“, erklärte Rainer weiter. „Weil hier meine Orna wohnt. Und darum brauche ich jetzt nicht mehr sauberzumachen und einzukaufen.“
    „Und warum warst du immer so frech?“ erkundigte sich Bällchen streng.
    „Was heißt denn frech?“ trotzte Rainer. „Ein richtiger Junge muß frech sein. Und hier hatte ich eben viel Zeit und wußte nichts anzufangen. Die Kinder waren mir doch alle fremd.“ „Du bist immer noch sehr frech“, stellte Bällchen fest. „Aber in die Ausstellung gehst du bestimmt mit? Und zum Gruppennachmittag kommst du auch?“
    „Ehrenwort!“ rief Rainer und legte die rechte Hand dorthin, wo er sein Herz vermutete. Dann verabschiedete er sich schnell, nachdem er noch einmal erklärt hatte, daß er eine ganz wunderbare Puppenwiege für Dita basteln würde.

In der Ausstellung
    Auch Bällchen, Rübchen und viele Kinder aus der Klasse 3 b nahmen sich vor, Dita etwas zu schenken. Von Bällchen sollte Dita ein kleines Eßbesteck für ihre Puppen bekommen, und Rübchen wollte eine Mütze für die große Puppe Loni häkeln. Mit der Überreichung der Geschenke sollte gewartet werden, bis Rainers Wiege fertig war. Bärbel Melhose besaß nämlich eine kleine, niedliche Puppe, die konnte man gut in diese Wiege hineinlegen.
    Wie verabredet, gingen die Kinder am Mittwochnachmittag in die Ausstellung im Rathaus.
    Was es da alles zu sehen gab! Zeichnungen und Bilder, die Kinder aus aller Welt angefertigt hatten. Selbstgebastelte Modellflugzeuge und Segelschiffe, Eisenbahnen und kunstvoll geklebte Kästchen für Briefmarken.
    An einem besonderen Stand waren Laubsägearbeiten zu sehen.
    „Du, da!“ schrie Rainer und zerrte Heinz hinter sich her. Der Dicke stolperte über seine eigenen Füße, so heftig zog ihn Rainer zu dem langen Tisch.
    „Nun guck dir das an!“ rief Rainer.
    Und da standen sie nun und staunten.
    Nein, daß man solche herrlichen Dinge aus Laubsägeholz hersteilen konnte, das hatte selbst Rainer nicht gewußt!
    Heinz bekam vor Bewunderung den Mund nicht mehr zu.
    Da war ein Kalender, auf dem ein Glöckner an einem langen Glockenstrang zog. Der Glockenturm war wunderschön verziert, und rings um den Kalender schlangen sich zarte Ranken.
    „Mensch“, sagte Rainer, „da war ja mein Kalender, den ich mal ausgesägt habe, Pappe dagegen!“
    „So was schaffe ich nie“, seufzte der dicke Heinz, und er sah dabei so betrübt aus, als habe ihm jemand eine Bockwurst gestohlen. „Wo mir immer so viele Sägeblätter zerbrechen.“
    „Ach, das ging mir anfangs auch so“, tröstete ihn Rainer. „Du mußt aufpassen, daß die Sägeblätter ganz gerade eingespannt sind, weißt du. Und beim Sägen darfst du nie verklemmen, dann ist es schon aus. Wenn’s nur ein bißchen schwer geht, raus damit!“
    Heinz nickte. Dieser Rat war ihm viel wert. Er wollte immer weitersägen, wenn es einmal nicht mehr so leicht ging. Und dabei hatte er stets so fürchterlich über das Holz geschimpft, daß die Mutter die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hatte.
    Nun bewunderten sie die vielen kleinen Figuren, die ausgestellt waren. Da, dieser Bauer, der säte, war von einem polnischen Kind ausgesägt worden, diese Kühe, Pferde und Ziegen dort von einer Arbeitsgemeinschaft in Rumänien. Französische Kinder hatten hübsche Lampen ausgesägt, in denen kleine Glühbirnen brannten. Von englischen Kindern stammten einige Untersetzer, die so zierlich angefertigt waren, daß man zweimal hingucken mußte, ehe man glaubte, daß sie wirklich aus Laubsägeholz waren.
    Rainer sagte in einem fort: „Das möchte ich machen — und das auch — und das!“
    Die beiden Jungen stießen sich an und wiesen auf dies und jenes kleine Kunstwerk hin. Und Rainer nahm sich vor, daß die Wiege für Dita noch viel schöner werden müßte, als sie jetzt war. Eine einzigartige, wundervolle Wiege sollte es sein!
    Die anderen Kinder waren schon weitergegangen. Sie bewunderten inzwischen die Zeichnungen. Da gab es einfache Buntstiftbilder von sechsjährigen und richtige Gemälde von Kindern, die schon dreizehn und vierzehn Jahre alt waren.
    Der Hafen von Odessa, einer großen Stadt in der Sowjetunion, war gemalt und der hohe Eiffelturm in Paris, der Hauptstadt Frankreichs. Und da war der Kölner Dom und dort, von einem ungarischen Kind mit feinen Pinselstrichen aufs Papier
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