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Rainer und die Puppenmutter

Titel: Rainer und die Puppenmutter
Autoren: Hans Günter Krack
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Kohlenstapel war zur Hälfte eingefallen, und jetzt kam sie nicht mehr an den Fensterriegel heran. Auf Kleid und Schürze entdeckte sie häßliche schwarze Flecke.

Ganz verzagt stand Dita mitten im Keller und fror. Es erschien ihr unwahrscheinlich, daß die Tür von allein zugegangen war.

    Und Gespenster gab es ja nicht. Aber wenn vielleicht doch ...?
    Dita steckte vor Angst wieder den Daumen in den Mund. Jetzt schmeckte der Finger nach Kohle.
    Bevor Dita allerdings richtig gruselig zumute wurde, kam ihr ein rettender Einfall!

Lutz hört einen Geist
    „Mach keine Dummheiten, sonst kommt der Buhmann“, hatte die Großmutter gesagt, als sie den kleinen Lutz verließ, um einkaufen zu gehen. Lutz’ Eltern waren noch zur Arbeit, und die Großmutter besorgte ihnen den Haushalt.
    Als ob Lutz Mulke Dummheiten machen würde! Nein, so was! Vorigen Sommer war er zwar fast aus dem Fenster der Parterrewohnung gefallen, weil er geglaubt hatte, durchs Fenster könnte er schneller zu den Kindern auf die Straße kommen als durch die Tür. Aber inzwischen war Lutz vier Jahre alt geworden!
    Lutz spielte in der großen Küche mit seiner Eisenbahn. Die Eisenbahn hatten ihm die Eltern zu Weihnachten geschenkt. Die Lokomotive zog Lutz mit einem Schlüssel auf. Nun schleppte sie schnurrend vier Wagen über die blanken Schienen, vorbei an der kleinen Bahnstation mit der rot-weiß gestrichenen Schranke. Mit der Zeit jedoch wurde Lutz die Aufzieherei langweilig. Er hätte schon lange gern einmal gewußt, wie das mit dem Aufziehen vor sich geht!
    Lutz nahm die Lokomotive in seine beiden Hände und wendete sie hin und her. Dann zerrte er an dem kurzen Schornstein. Doch davon ging die Lokomotive nicht auf. Er hatte es schon ein paarmal versucht. Auch die Platte zwischen den Rädern der Maschine konnte man nicht einfach mit den Fingern abreißen. Und hinter dieser Platte steckte sicher das Geheimnis!
    Lutz sah sich in der Küche um. Im Herd flackerte das Feuer. In einem Topf summte leise das Wasser. An der blanken Stange, die um den Herd führte, hing ein Ofenhaken. Aber der nützte ihm nichts.
    Und da, auf dem Tisch? Was war das? Zange hieß das Ding. Damit hatte die Großmutter schimpfend eine Fischbüchse geöffnet. Daß die Fischdosen auch immer ohne Schlüssel verkauft wurden! Den Fisch sollte es zum Abendbrot geben.
    Jetzt fiel Lutz’ Blick auf das kleine Schränkchen neben dem Herd. Darin bewahrte Mami das Schuhputzzeug und das Seifenpulver auf. In diesem Schränkchen stand auch ein Kasten mit allerlei seltsamen Geräten. Von dort hatte Großmutter die Zange genommen. Und der Vati hatte gestern ein anderes Werkzeug daraus hervorgeholt, mit dem er sich ein Eisen festgeklopft hatte, das von seinem Schuh losgegangen war.
    Lutz öffnete die Tür des Schränkchens und zog den Kasten hervor. Da gab es ja vielerlei zu sehen! Noch eine Zange. Lutz klappte sie ein paarmal auf und zu. Das war nicht so einfach. Beinahe hätte er sich seine Finger eingequetscht.
    Lutz nahm einfach den Hammer, den er schon in der Hand des Vaters gesehen hatte.

Mit dem Hammer ging Lutz der Lokomotive zu Leibe. Nachdem er mit Wucht auf die Platte zwischen den Rädern geklopft hatte, fiel sie nach dem fünften Schlag ab. Noch ein Schlag, und

    noch einer — so, jetzt kollerte auch ein Zahnrädchen aus dem Bauch der Maschine. Mutig ging Lutz daran, eine blinkende Feder ans Tageslicht zu befördern. Er holte aus — aber auf einmal dröhnte es unter ihm: „Bum—bum—wum!“
    Lutz warf den Hammer weit von sich und die Lokomotive hinterdrein.
    Vor Schreck saß er wie erstarrt.
    Gerade unter seinem Hosenboden ging es wieder: „Rum— bum—bum!“
    Mit einem Satz sprang Lutz auf die Beine. Hatte die Oma nicht gesagt: „Mach keine Dummheiten, sonst kommt der Buhmann.“
    Das mußte der Buhmann sein! Oder irgendein anderer Geist! Obwohl es die Mutter nicht wollte, hatte die Oma ihrem Enkelsohn schon zahlreiche Geschichten von bösen Geistern und gefährlichen Ungeheuern erzählt, die kleine Kinder holen und weit, weit wegschleppen!
    Sicher hatte der Geist beobachtet, wie Lutz die Eisenbahn zerlegte!
    Vielleicht war’s der schwarze Mann, oder der Buhmann, oder die Hexe, oder der Wassergeist mit dem grünen Bart? Vielleicht waren es auch alle Geister zusammen! Es kamen so viele in den schrecklichen Berichten der Oma vor, daß sich der Kleine gar nicht alle merken konnte.
    „Bum—rum—penk—bum!“
    Da war es um Lutz geschehen! Er schrie wie am Spieße nach seiner
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