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Rainer und die Puppenmutter

Titel: Rainer und die Puppenmutter
Autoren: Hans Günter Krack
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„Das war prima! Nächstes Mal bringe ich den Rolf mit!“

Der Besuchstag
    Draußen schien die Sonne. Auf der Straße lagen nur noch ein paar unansehnliche Schneehaufen.
    Rainer stand vor dem Spiegel und kämmte sich zum fünften Male die Haare. Er war schrecklich aufgeregt und hatte sogar seine Oma angesteckt.
    In einem fort gab sie ihm gute Ratschläge. Rainer brummte schon der Kopf davon.
    Auf dem Tisch stand die Puppenwiege. Die kleine Puppe von Bärbel Melhose lag schon darin. Rübchen hatte ein niedliches Deckchen gehäkelt. Damit war die Puppe zugedeckt.
    Nun bat Rainer die Oma um einen Bogen Packpapier. Da dieser gefunden war, wickelte er die Wiege sorgfältig ein. Als es klingelte, sprang Rainer schnell zur Tür.
    Vor der Schwelle standen Rübchen, Bällchen und noch ein paar Kinder. Auch der kleine Lutz Mulke, der damals so Angst vor dem „Geist“ im Keller gehabt hatte, war dabei. Er hielt einen arg zugerichteten Hampelmann in der Hand.
    „Bist du fertig?“ fragte Bällchen und musterte Rainer.
    „Ja! Ich hole nur noch die Wiege“, sagte er und rannte in die Wohnung.
    „Der hat sich aber fein gemacht“, wunderte sich Bärbel Melhose. „Sogar einen Schlips hat er um!“

    „Ein richtiger Kafferlier“, meinte Bällchen kichernd. Sie wollte Kavalier sagen; das heißt soviel wie: ein feiner Mann.
    Da kam Rainer schon zurück. Auf beiden Händen trug er die Wiege vor sich her. Vorsichtig stieg er die Stufen hinunter. Um klopfte tüchtig das Herz.
    Bällchen klingelte bei Holbergs.
    Ditas Mutter öffnete und rief erstaunt: „Ah! So viele Besucher! Schönen guten Tag!“
    „Guten Tag“, sagten die Kinder, und Bällchen fragte, ob sie zu Dita dürften.
    „Natürlich dürft ihr“, entgegnete die Mutter freundlich und ließ sie ein.
    Dita lag nicht mehr im Bett. Sie saß am Ofen in einem Sessel und las in einem Buch.
    Als die vielen Kinder ins Zimmer traten, sprang sie flink auf die Beine.
    „Guten Tag!“ — „Wie geht es dir?“ — „Bist du wieder gesund?“ riefen die Kinder durcheinander und schüttelten Dita die Hand.
    Dann bauten sie die Geschenke auf dem Tisch auf. Dita riß die Augen weit auf. Da war das Puppenbesteck von Bällchen und eine gehäkelte rosa Puppenmütze von Rübchen. Heinz brachte einen braunen Teddybär und Bärbel eine winzige Milchflasche, die mit bunten Liebesperlen gefüllt war. Immer mehr Geschenke wurden es, und die Kinder lachten und schwatzten vergnügt miteinander.
    Dita rief „Ah!“ und „Oh!“ und klatschte vor Freude in die Hände. Mutti Holberg stand dabei und lächelte.

So eine herrliche Wiege!
    Als alle Kinder ihre Geschenke abgegeben hatten, hielt sich nur noch einer abseits.
    Das war Rainer.
    Alle sahen zu ihm hin. Er hatte den Kopf gesenkt und trug noch immer die eingepackte Wiege auf den Händen. Die Kinder traten zurück und zur Seite, und auf einmal stand Rainer ganz allein vor Dita. Er wurde rot wie eine reife Tomate und stammelte: „Ich wollte — da—- ich habe — das ist was für dich...“ Er sah Dita ganz ängstlich an. „Und — und du bist mir doch nicht mehr böse, wie?“
    Dita lachte und rief: „Nein, Rainer! Bestimmt nicht!“
    „Na, dann ist’s ja gut“, sagte Rainer und packte seine Wiege aus.
    Alle standen um den Tisch und schauten ihm zu. Auf einmal brachen sie in laute Bewunderungsrufe aus.
    Am lautesten jubelte Dita: „So eine herrliche Wiege!“
    „Die habe ich ganz allein gemacht“, erklärte Rainer stolz.
    „Wunderbar!“ schrie Dita hell und betrachtete die Wiege eingehend.

    Sie war am Kopf- und Fußende wunderschön geschwungen und mit feinen Ranken verziert. Am Kopfende war eine Sternblume eingearbeitet, und das sah reizend aus. Das war wirklich eine so schöne Wiege, wie man sie selten fand.
    Dita bedankte sich viele, viele Male bei Rainer, und dabei standen ihr Tränen in den Augen, so sehr freute sie sich.
    Es war eine lebhafte Gesellschaft, die sich da im Zimmer drängte.
    „Das ist ja wie eine Geburtstagsfeier!“ rief Frau Holberg lustig. „Da will ich mal schnell Kaffee kochen!“
    Doch die Mutti brühte nicht nur Kaffee auf. Sie lief schnell zum Bäcker Ungewitter und holte Kuchen.
    Als dann aufgetragen war, setzten sich die Kinder um den Tisch, und es begann ein fröhliches Schmausen. Während sich alle noch den Kuchen schmecken ließen, kam auch Fräulein Jüngling. Sie mußte gleich die Geschenke bewundern. Rainers Wiege betrachtete sie besonders aufmerksam, und dann strich sie dem Jungen
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