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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
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Dann drang Rapskals schwacher Ruf zu ihnen: »Hier lang! Hier lang!«
    »Ich habe noch nie etwas Schöneres gesehen«, flüsterte Thymara, und Alise beugte sich zu ihr herüber, um sie in die Arme zu nehmen.
    »Wir sind fast da. Wir sind fast zu Hause«, sagte sie.
    Mindestens sechsmal hatten Rapskal und Heeby an diesem Tag über ihren Köpfen gekreist und hatten sie angetrieben und sie angefeuert, indem sie riefen: »Es ist nicht mehr weit! Wie schade, dass ihr nicht fliegen könnt!« Mit solchen und anderen Rufen peitschten sie sie voran.
    Je weiter sie kamen, desto fester wurde das Land zu beiden Seiten. Das Schilf wich allmählich Farnen und Gräsern, dann ganzen Sumpfwiesen und schließlich hügeligem Weideland, das bis zu den bewaldeten Gebirgsausläufern in der Ferne reichte. Der Strom wurde breiter und reißender, gespeist von Bächen und Zuflüssen aus dem ansteigenden Gelände ringsherum. Die jungen Regenwildleute hatten staunend auf die Landschaft und die Hügel am Horizont geblickt, die sie nur aus alten Geschichten kannten, aber nie gesehen hatten. Erst hatten sie laut ausgerufen, wenn sie in der Ferne eine Felsklippe erspäht hatten, dann waren sie an Sandstränden vorbeigekommen und schließlich sogar an Felsküsten. Auch der Wald, der sich an den Fluss herantastete, war anders, denn er bestand zum Großteil aus kleinen sommergrünen Bäumen und nur hin und wieder einigen Grüppchen Nadelhölzern. Einige Tage später hatte die Sonne geschienen und in weiter Ferne war die spitze Zahnreihe eines Gebirges aufgetaucht. Und am Nachmittag desselben Tages hatten sie den Stadtrand Kelsingras erreicht.
    Leftrin hatte Teermanns Bug auf eine Sandbank geschoben. Erschöpft war der Kahn so weit hinaufgekrochen, dass er halb auf dem Land, halb im Wasser ruhte. Die Drachen waren aus dem Wasser gestiegen und hatten sich umgeschaut, als vermochten sie ihr Glück nicht zu fassen. Die meisten fanden Sonnenplätze und streckten sich auf ihnen aus, um wieder zu Kräften zu kommen. Nur Mercor hatte sich keine Ruhe gegönnt, sondern war die Grashänge immer weiter hinaufgestiegen. Sylve war ihm nachgelaufen, obwohl sie kaum mit ihm hatte Schritt halten können. Die anderen Hüter dagegen waren beinahe zögerlich von Bord des Kahns gegangen und hatten die ihnen unvertraute Landschaft ungläubig angestarrt. Auf der Spitze des Hügels in ihrem Rücken hatte Mercor sich plötzlich auf die Hinterbeine gestellt und ihren Triumph hinausposaunt. Die Drachen unten am Fluss hatten nur schläfrig den Kopf gehoben und seinen Ruf müde erwidert. Zerrissen von Glück und Enttäuschung hatte Alise auf die mächtigen Ruinen Kelsingras gestarrt. Die sich am anderen Ufer des reißenden Stroms befanden.
    »Ich halte es für die Nachwelt fest. So wie wir über die Gründung Trehaugs aufgrund der Tagebücher und Briefe von damals wissen, so werden unsere Nachfahren aus meinen Aufzeichnungen erfahren, wie Kelsingra wiederentdeckt worden ist. Und zwar von dir und Heeby. Du willst doch, dass deine Nachkommen das erfahren, oder?«
    Sie hatte die ganze Nacht und einen Teil des Tages Zeit gehabt, ihre anfängliche Enttäuschung zu verdauen. Die Stadt war nicht sonderlich weit entfernt. Sobald es ihm möglich war, würde Leftrin einen Weg finden, sie hinüberzubringen. In der Zwischenzeit hatte er andere Pflichten gegenüber seinem Schiff, seiner Mannschaft und den Hütern. Genau wie sie. Sie hatte regelrecht Gewalt anwenden müssen, um Rapskal von den anderen Hütern fortzuzerren, aber sie war hartnäckig geblieben. »Es muss aufgezeichnet werden, solange es dir noch frisch im Gedächtnis ist. Es gibt viele Dinge, von denen wir glauben, dass wir uns deutlich an sie erinnern oder dass wir sie nie vergessen werden. Es dauert nicht lange, Rapskal, das verspreche ich dir. Und hinterher werden alle, die nach uns kommen, wissen, was du getan hast.«
    Jetzt wartete sie, während der Junge unruhig hin und her rutschte und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. Er hatte sich so sehr verändert – und gleichzeitig kein bisschen. Seine Haut war scharlachrot, fein geschuppt wie die einer Bachforelle, und er schien gewachsen zu sein. Er war hagerer, muskulöser und machte sich überhaupt nichts daraus, dass seine zerfetzten Kleider seinen Leib kaum bedeckten.
    Rapskals nach oben gerichteter Blick folgte Heebys Flugbahn. Die Drachin jagte in den Hügeln und Felsklippen auf der anderen Seite des Flusses. Sehnsüchtig folgte Alise seinem Blick. Es war alles da, gerade
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