Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fußball-Gangster

Fußball-Gangster

Titel: Fußball-Gangster
Autoren: Brigitte Johanna Henkel-Waidhofer
Vom Netzwerk:
Ein böses Foul
    Peter wandte Justus sein schmerzverzerrtes Gesicht zu. Se-kundenbruchteile später stürzte der Zweite Detektiv im Zeitlupentempo zu Boden. Dort wälzte er sich, die Arme vor dem Gesicht gekreuzt.
    »Peter!«, schrie Justus erschrocken auf, aber sein Freund konnte ihn nicht hören. Mit Riesenschritten sprang er die schmale Steintreppe zum Rasen hinunter und wäre fast mit Elizabeth und Kelly zusammengestoßen. Die Mädchen gehörten zum Medical Help Team, das verletzte Spieler versorgte. Hinter zwei Männern mit einer Bahre auf Rädern liefen sie aufs Spielfeld. Justus wollte ihnen nach, aber ein Junge mit einer Armbinde hielt ihn zurück. »Du nicht«, sagte er knapp, »du gehörst nicht dazu.« Justus fauchte ihn an, blieb aber an der Seitenlinie stehen.
    »Peter!«, rief er noch einmal. Aber der reagierte nicht. Er wälzte sich auch nicht mehr, sondern lag jetzt ausgestreckt auf dem Rücken. Sein türkis und violett gestreiftes Trikot hob sich schreiend vom hellgrünen Rasen ab. Justus beobachtete, wie sich Peters Bauchdecke heftig nach oben und unten bewegte. Besorgt beugte sich Kelly über ihren Freund.
    Inzwischen waren fast alle Spieler herangetrabt und standen im Kreis um den Verletzten. Der Schiedsrichter trieb die Helfer mit hektischen Handbewegungen an. Justus merkte, dass unbändige Wut in ihm hochstieg. Da lag ein Spieler offenbar schwer verletzt am Boden und dieser Schnösel in Rot reagierte wie ein kalter Karpfen. »Mistkerl«, hörte er sich zischen.
    Vorsichtig wurde Peter auf die Bahre gehoben. Es war nicht zu erkennen, ob er bei Bewusstsein war. Einem Trauerzug ähnlich bewegten sich die Helfer auf Justus zu. Als sie an ihm vorbeikamen, versuchte er einen Blick auf Peters Gesicht zu werfen. Der Junge vom Sicherheitsdienst hielt ihn wieder ab. »Sind wir hier bei einem Schülerturnier oder bei der Weltmeisterschaft?«, schimpfte Justus, aber sein Gegenüber zuckte nur die Schultern.
    »Kelly«, rief Justus den Helferinnen nach, »was ist denn los?« Das Mädchen schaute über die Schulter zurück. Es war ziemlich blass geworden. »Ich komm’ gleich wieder!«, schrie sie zurück, bevor sie mit den anderen hinter einer breiten Flügeltür verschwand.
    Bei offiziellen Spielen der Jugendliga gab es in den Stadien einen streng abgegrenzten Sicherheitsbereich, den nur Spieler, Trainer, Schiedsrichter, das Medical Help Team und die offiziellen Vertreter von Mannschaften und Verband betreten durften. Justus hatte keine Chance hineinzukommen. Unschlüssig ließ er seinen Blick über die Ränge schweifen und merkte erst an den Reaktionen der Zuschauer, dass das Spiel wieder angepfiffen worden war. Vor lauter Aufregung hatte er gar nicht mitbekommen, ob der Missetäter als Strafe die gelbe Karte gesehen hatte.
    Seit dem vergangenen September, als die Mannschaft seiner High School in die Jugendliga aufgestiegen war, hatte sich Justus zum ersten Mal richtig mit Fußball beschäftigt. Die Regeln kapierte er schnell, ein richtiger Fan war er dennoch nicht geworden. Zu schleppend gingen ihm viele Spiele voran. Auch diesmal hatte er das Geschehen nicht konzentriert verfolgt. Eigentlich war er nur mitgekommen, weil sich Peter in den vergangenen Wochen zum Mittelfeldstar der Truppe entwickelt hatte.
    »Hey!« Justus ging noch einmal auf den Jungen vom Sicherheitsdienst zu. »Wie ist denn das gerade passiert?«
    Der andere sah ihn mitleidig an. »Beim Konter nach dem Corner hat der linke Manndecker der ›Angels‹ eine Flanke verschlagen.« Er schien bewusst viele Fachausdrücke zu gebrauchen, um sich als Kenner der neuen Lieblingssportart vieler Jugendlicher aufzuspielen und Justus zu ärgern. »Euer Mann kam an den Ball, und der Libero der ›Angels‹ säbelte ihn um.«
    »Sowieso blöd, dass die noch mit Libero spielen, richtig altmodisch!« warf der Erste Detektiv ein und vergaß für einen Moment seinen Freund Peter. Die Gelegenheit, diesem Angeber Paroli zu bieten, wollte er sich doch nicht entgehen lassen.
    »Es war ein böses Foul«, sagte der Junge knapp. Er versuchte nicht einmal seinen Ärger darüber zu verbergen, nicht weiter den Oberlehrer spielen zu können. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging grußlos weg.
    Justus sah auf die Uhr. Im selben Moment flog die Flügeltür auf. Kelly kam herausgestürmt.
    »Und?«, rief er ihr entgegen.
    »Wahrscheinlich das Kreuzband«, antwortete sie außer Atem. »Entweder gedehnt oder angerissen.« Sie schnaufte tief durch. »Außerdem war er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher