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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
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gesehen.« Er rollte sich vom Bett, ging zu dem kleinen Fenster und starrte zum Himmel hinauf. »Und ich glaube, dass wir Heeby und Rapskal wegen des Wolkenbruchs gestern nicht gesehen haben. Selbst wenn sie durch dieses Unwetter fliegen könnten, wäre die Frage, ob sie uns finden würden.«
    Es hatte den ganzen Tag und auch noch die Hälfte des nächsten Tages geregnet. Einmal hatte sie geglaubt, Heebys Schrei über sich zu hören wie den Ruf eines fernen Falken. Doch als sie auf Deck getreten war, hatte sie nur den wirbelnden Nebel gesehen. Neben dem Kahn waren die Drachen zu dunklen Schatten verblasst, und Teermann folgte ungefähr der Richtung, in die Heeby davongeflogen war. Im Regen und dem Nebel war es nicht leicht, die Orientierung zu behalten. Allmählich stieg der Wasserspiegel an. Aber lag das am Regen, oder hatten sie eine verborgene Fahrrinne gefunden? Alise vermochte nicht zu sagen, ob Teermann den Drachen folgte, oder ob die Drachen in seiner Nähe blieben. Irgendwann glaubte sie, dass ihr das andauernde Prasseln der Tropfen auf dem Wasser und die Ungewissheit noch den Verstand rauben würden.
    In der vierten Nacht erwachte sie, und Leftrin war nicht mehr bei ihr im Bett. Rasch war sie aufgestanden und hatte im Dunkeln nach der Elderlingsrobe getastet. Ein Gefühl von Dringlichkeit und Erregung überkam sie und ließ sie zittern, auch wenn sie keinen Grund dafür hätte benennen können. Sie verließ die Kabine. In der Kombüse brannte eine Binsenkerze auf einem kleinen Teller. Bellin hatte sie eben angezündet. Jetzt stand die Matrosin neben dem Tisch und blinzelte schlaftrunken. »Wisst Ihr, was los ist?«, hatte Alise sie gefragt.
    Bellin schüttelte den Kopf. » Teermann hat mich geweckt«, sagte sie leise. »Ich weiß nicht, warum.«
    Alise stemmte die Tür auf, die der Wind zudrückte. Der Regen schlug ihr ins Gesicht, eisige Tropfen prasselten auf sie ein, sodass sie beinahe wieder hineingeflüchtet wäre. Doch da Bellin ihr folgte, wollte sie vor der Frau nicht das Gesicht verlieren. Sie verschränkte die Arme vor der Brust, drehte das Gesicht aus dem strömenden Regen und tastete sich an der Wand des Deckshauses entlang, bis sie am Bug stand. Leftrin war bereits dort. Zu seinen Füßen stand eine Lampe, in der ihre letzten kostbaren Ölvorräte herunterbrannten. Swarge lehnte neben seinem Kapitän an der Reling und spähte in die schwarze, regnerische Nacht hinaus. Der hagere Schatten, der schlotternd die Arme um sich schlang, stellte sich als Skelly heraus. Kaum hatte sich Alise zu der Gruppe gesellt, als Leftrin schützend den Arm um sie legte. Das bewahrte sie zwar nicht vor dem Regen, aber es tat gut, seine Wärme zu spüren.
    »Was ist los?«, fragte sie. »Warum hat Teermann uns geweckt?«
    Voller Freude nahm er sie noch fester in den Arm. »Da ist eine Strömung. Hier fließt das Wasser eindeutig wieder, und wir bewegen uns flussaufwärts. Sie wird mit jeder Minute stärker, und der Wasserspiegel steigt. Und das liegt nicht nur am Regen. Wir werden wieder einen Fluss erreichen.«
    »Und die Drachen?«
    »Die kommen mit uns.«
    »Im Dunkeln?«
    »Wir haben keine andere Wahl. Bei der Geschwindigkeit, mit der das Wasser steigt, müssen wir schleunigst ein Ufer finden, an dem wir uns entlanghangeln können. Wenn wir nicht weitergehen, besteht die Gefahr, dass wir fortgespült werden.«
    Sie verstand auch, was er nicht aussprach. Die Anspannung und Begeisterung war in der ganzen Gruppe spürbar. Noch vor Morgengrauen tauchten die Hüter auf und gesellten sich zu ihnen. Der Regen weichte sie auf, während sie sich am Bug zusammendrängten und in eine Zukunft starrten, die zu schwarz war, als dass man etwas hätte erkennen können.
    Irgendwo ging die Sonne auf. Da tauchten die Umrisse der Drachen auf, doch als der Regen nachließ und stattdessen der Nebel aufstieg, verwandelten sie sich in wandelnde Schatten. Schließlich hörte es ganz auf zu regnen, und da bemerkte Alise, dass sie das Rauschen der Strömung hören konnte. Es kam von überall, und das jagte ihr einen Schreck ein. Was, wenn sie kein Ufer finden würden? Was, wenn sie sich nicht an den Rand des Flusses, sondern auf seine Mitte zubewegten?
    Als Leftrin seiner Mannschaft grimmig befahl, zu den Stocherstangen zu greifen, und die Hüter anherrschte, dass sie nicht im Weg herumstehen sollten, rutschte ihr das Herz in die Hose. Die Sonne stieg höher, und mehr Licht drang durch den Nebel. Die Drachen, die majestätisch neben oder
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