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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
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Langeweile beschließen oder mit dem Kapitän des Schiffs schlafen sollte. Sintara stieß ein angewidertes Brummen aus. Da gab es überhaupt nichts zu entscheiden. Alise zerbrach sich den Kopf über Kinkerlitzchen. Es spielte keine Rolle, was sie tat, genauso wenig, wie es eine Rolle spielte, wo sich eine Fliege hinsetzte. Das Leben eines Menschen war lächerlich kurz. Vielleicht veranstalteten sie deshalb einen solchen Lärm, solange sie am Leben waren. Vielleicht war dies ihre einzige Möglichkeit, sich ihrer eigenen Bedeutung zu versichern.
    Gewiss gaben auch Drachen Laute von sich, aber sie waren nicht auf diese Laute angewiesen, um ihre Gedanken auszudrücken. Klang und Lautäußerungen waren nützlich, um das Wirrwarr eines menschlichen Geistes zu durchdringen und die Aufmerksamkeit anderer Drachen zu erlangen. Klang war nützlich, um einen Menschen überhaupt einmal dazu zu bringen, sich auf das zu konzentrieren, was man ihm sagen wollte. Die Geräusche der Menschen hätten Sintara gar nicht so sehr gestört, wenn die Gedanken dieser Wesen nicht derart hervorsprudeln würden, während sie zur gleichen Zeit versuchten, die Bedeutung durch das Gekreische zu vermitteln. Manchmal war dieses zweifache Ärgernis so groß, dass sie sich wünschte, diese Kreaturen ein für alle Mal fressen zu können.
    Sie verschaffte ihrem Unmut mit einem leisen Grollen Luft. Die Menschen waren nutzlose Plagegeister, und doch hatte das Schicksal es gefügt, dass die Drachen abhängig von ihnen waren. Nachdem die Drachen sich aus Seeschlangen in ihre jetzige Gestalt verwandelt hatten, waren sie aus ihren Hüllen geschlüpft und in einer Welt erwacht, die nicht zu ihren Erinnerungen passen wollte. Keine Jahrzehnte, sondern Jahrhunderte waren vergangen, seit die letzten Drachen auf Erden gewandelt waren. Als missgestaltete Karikaturen ihrer selbst waren sie aus den Kokons gekrochen, und da sie nicht fliegen konnten, waren sie am sumpfigen Flussufer zwischen Wasser und dem undurchdringlichen Wald gefangen gewesen. Widerwillig hatten die Menschen ihnen geholfen, hatten ihnen Tierkadaver zum Fressen gebracht und ihre Anwesenheit geduldet, während sie darauf gelauert hatten, dass die Drachen entweder starben oder die Fähigkeit erlangten, fortzugehen. Jahrelang hatten sie, eingepfercht zwischen Fluss und Bäumen, Hunger gelitten, weil sie nur das Nötigste zum Überleben bekommen hatten.
    Und dann hatte Mercor einen Plan ausgeheckt. Der Golddrache hatte die Mär einer halb vergessenen Stadt eines uralten Volks verbreitet, deren reiche Schätze ihrer Entdeckung harrten. Keiner der Drachen hatte dabei Gewissensbisse gehabt, entsprach doch die Erinnerung an Kelsingra, der Elderlingsstadt, deren große Gebäude auch Drachen Platz boten, der Wahrheit. Wenn man die Menschen mit Erzählungen über Berge blinkender Schätze locken konnte, dann erfand man diese eben dazu.
    Und so war die Falle gestellt, das Gerücht gestreut, und nach einiger Zeit hatten die Menschen den Drachen angeboten, ihnen bei der Suche nach der verlorenen Elderlingsstadt Kelsingra zu helfen. Man stellte eine Expedition aus einem Kahn, mehreren Booten und einem Trupp Jäger zusammen. Dazu kamen Hüter, die sich um die Bedürfnisse der Drachen kümmern sollten, während die Reise flussaufwärts ging – zu einer Stadt, an die sich die Geschuppten nur noch in ihren Träumen einigermaßen deutlich erinnern konnten. Doch die schmutzigen kleinen Kaufleute, die in Cassarick das Sagen hatten, wählten dafür natürlich nicht ihre besten Leute aus. Nur zwei richtige Jäger hatten sie angeheuert, um über ein Dutzend Drachen zu ernähren. Die »Hüter«, die die Händler ausgesucht hatten, waren größtenteils Jugendliche und Außenseiter, die in den Augen der Regenwildleute besser nicht leben und sich schon gar nicht vermehren sollten. Denn die jungen Menschen waren mit Schuppen und Auswüchsen gezeichnet, was die anderen Regenwildleute nicht gerne sahen. Immerhin konnte man den Hütern zugutehalten, dass sie die Drachen folgsam und fleißig versorgten. Aber die Menschen besaßen keine Erinnerungen ihrer Vorfahren und schlitterten lediglich mit dem bisschen Wissen durchs Leben, das sie während ihrer kurzen Existenz aufgeschnappt hatten. Darum war es mühsam, sich mit ihnen zu unterhalten, auch wenn Sintara gar nicht erst die Absicht hatte, ein geistvolles Zwiegespräch mit ihnen zu führen. Ein schlichter Befehl wie »Bring mir Fleisch« wurde meist mit Gejammer beantwortet, weil es
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