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Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer

Titel: Rain Wild Chronicles 02 - Drachenkämpfer
Autoren: Robin Hobb
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Sintara brachte vor Wut nur ein schrilles Pfeifen hervor.
    Gegen ihren Willen hielt sich Thymara die Ohren zu. Die Todesangst verlieh ihr Tollkühnheit. »Es kümmert mich nicht, was du mit mir machst! Denn sieh dir nur an, was du schon aus mir gemacht hast! Du willst mich töten? Nur zu, du dumme Eidechse! Dann kann dir jemand anders die blutsaugenden Insekten aus den Augenwinkeln klauben und die Egel von deinen nutzlosen, schönen Schwingen sammeln. Komm schon, töte mich!«
    Mit aufgespannten Flügeln stellte sich Sintara auf die Hinterbeine, herrlich in ihrer tödlichen Pracht. Wenn sie wollte, konnte die Drachin aus den blitzenden Dornen, die die Enden der Flugrippen krönten, Gift austreten lassen, um es einem Gegner während einer Luftschlacht entgegenzuschleudern. Thymara blieb ein kurzer Moment, um sich zu wundern, woher sie das auf einmal wusste. Dann kreischte Sintara wie der Sturmwind, legte die Schwingen an, und als sie sie wieder ausbreitete, drehte sie sich ein Stück. Der Flügel traf Thymara und warf sie zu Boden.
    Sie kam hart mit dem Rücken auf dem Wasser auf, und der Aufprall mit den neuen Flügeln verursachte ihr qualvolle Schmerzen. Sie ging unter, schluckte Wasser, und dann fanden ihre Füße den Grund. Würgend und keuchend stand sie auf, Schlickwasser und Tränen liefen ihr übers Gesicht. Vom Kahn drangen Stimmen herüber, und sie hörte Tats’ tiefe, heisere und zornige Schreie. »Thymara! Thymara! Verfluchter Drache! Hol dich der Teufel!«
    Doch seine Worte beeindruckten Sintara nicht. Vielmehr stolzierte sie auf Thymara zu, ihren Kopf in Schilfgras gesenkt. »Ist es das, was du willst, du dummes Mädchen? Möchtest du vielleicht noch mal fliegen?«
    »Ich warne dich, Sintara!« Mercor stürzte sich auf sie herab. Er hatte die goldenen Flügel ausgebreitet, und das Licht, das von ihnen zurückgeworfen wurde, war heller als die Sonne. Die Augen darauf schienen böse zu funkeln.
    Hustend wich Thymara zurück, so schnell es das tiefer werdende Wasser erlaubte, während die zornige Drachin ihr nachsetzte. Unerbittlicher Groll sprühte aus Sintaras kreisenden Augen.
    Über ihnen schrie ein jagender Falke, einmal, dann ein zweites Mal. Die Drachen sahen nach oben. Der Falke glitt pfeilschnell durch die Luft und schoss auf sie herab.
    »Tintaglia?«, sagte Mercor verwundert.
    »Er ist rot!«, rief jemand.
    Mit zum Himmel gerichtetem Blick erstarrten die Drachen. Thymara ergriff ihr Hemd, das neben ihr im Wasser trieb. Dann wischte sie sich Sand und Schlick aus den Augen und sah ebenfalls nach oben. Ein Vogel hatte sich aus den Wolken gelöst. Der rote Falke wurde immer größer und größer und größer.
    »Heeby!«, rief sie plötzlich aus. »Rapskal!«
    Die rote Drachin ließ einen triumphierenden Schrei erschallen. Unvermittelt breitete sie die angewinkelten Schwingen aus, wodurch der rasante Sturzflug abgebremst wurde. Dann beschrieb sie drei unglaublich enge Kreise über den glotzenden Drachen und dem aufgelaufenen Kahn. Mit einigen Flügelschlägen wechselte Heeby sodann ihre Flugrichtung und flog in einer Schleife um Teermann und die aufgeregten Drachen herum. Während sie anmutig abbremste, erschienen ihre rubinroten Flügel wie die aufgespannten Segel eines Schiffs. Sie kam tiefer, und die Schwingenspitzen streiften die Schilfhalme. Auf ihrem Rücken saß eine schlanke, scharlachrote Gestalt und lachte ausgelassen.
    »Ich habe euch gefunden!«, rief die Gestalt, und es war Rapskals Stimme, ein bisschen tiefer zwar, aber noch immer voller überschwänglichem Optimismus. »Ich habe euch gefunden, und Heeby hat Kelsingra gefunden! Kommt! Folgt uns! Es ist nicht weit! Nicht mehr als ein halber Flugtag nach Osten. Folgt uns, folgt uns nach Kelsingra!«

 
     
    Zehnter Tag des Welkmonds 
    IM SECHSTEN JAHR DES UNABHÄNGIGEN HÄNDLERBUNDS
      
    Von Erek, Vogelwart in Bingtown, an Detozi, Vogelwart in Trehaug Eine Nachricht der Eltern von Erek Dunwarrow, Vogelwart in Bingtown, an die Eltern von Detozi Dushank, mit Wachs versiegelt und mit dem Zeichen der Händlerfamilie Dunwarrow versehen.
    Detozi,
    vernichtet diese Zeilen, bevor Ihr die Nachricht Euren Eltern übergebt. Mir schwant, dass ich ihren Inhalt kenne. Vermutlich habe ich meiner Familie zu oft von Euch erzählt, und sie haben zu viele Geschichten über Euch von Eurem Neffen Reyall, meinem Lehrling, vernommen. Da wir uns noch nicht einmal gesehen haben, mag der Vorschlag meiner Eltern übereilt sein, aber da mein Vater den
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