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Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter

Titel: Rain Wild Chronicles 01 - Drachenhüter
Autoren: Robin Hobb
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dem Quell der Unruhe zu sehen. »Am besten sehe ich nach, was da vor sich geht«, entschuldigte sie sich und wandte sich um, um Leftrin hinterherzueilen. Dieser hatte sie noch nicht gesehen. Gerade stieg er am Bug über die Reling und kletterte die Strickleiter hinunter.
    »Ich glaube, es wäre besser, dies nicht zu tun«, empfahl Sedric nachdrücklich.
    Widerwillig blieb sie stehen und drehte sich zu ihm um. Für einen Moment betrachtete sie forschend sein Gesicht. Dann fragte sie ihn: »Stimmt etwas nicht?«
    Ihre Blicke trafen sich, als auch er sie musterte. »Ich bin mir nicht sicher«, sagte er leise. »Ich hoffe, dass alles in Ordnung ist.« Er sah weg, und kurz entstand ein unbehagliches Schweigen. Am Ufer schienen sich die Hüter um den kleinen braunen Drachen zu scharen. Ihr war bewusst, dass es ihm in letzter Zeit nicht gut gegangen war, und plötzlich zog sich ihr Herz vor Furcht zusammen. »Du musst mich nicht beschützen, Sedric. Wenn der Drache gestorben ist, ist er gestorben. Ich weiß, dass ihn die anderen dann fressen werden. Und ob du es glaubst oder nicht, ich habe das Gefühl, dass ich das miterleben sollte. Manche Aspekte im Verhalten der Drachen mögen dem Menschen unappetitlich erscheinen, aber das heißt nicht, dass ich sie darum aus meinen Studien ausklammern sollte.«
    Sie wandte sich zum Gehen, doch seine Stimme hielt sie erneut zurück. »Ich mache mir nicht allein deshalb Sorgen. Alise, ich denke, ich muss offen mit dir sprechen. Und vertraulich. Bitte, komm zu mir, damit wir uns in Ruhe unterhalten können.«
    Sie wollte nicht. »Worüber unterhalten?«
    »Über dich«, sagte er beinahe flüsternd. »Über dich und Kapitän Leftrin.«
    Eine Weile war sie wie erstarrt. Am Ufer gab es ein Durcheinander von Stimmen. Sie sah hinüber und entdeckte Leftrin, der auf die Gruppe zueilte. Dann wandte sie sich zu Sedric um und ging mit dem gelassensten Gesichtsausdruck auf ihn zu. »Ich begreife nicht«, sagte sie und versuchte, verwundert zu klingen. Sie bemühte sich, ruhig weiterzuatmen, damit ihr das Blut nicht in den Kopf schoss.
    Doch er ließ sich nicht täuschen. »Alise, natürlich begreifst du. Wir kennen uns schon viel zu lange und viel zu gut, als dass du in der Lage wärst, dies vor mir zu verbergen. Du bist in diesen Mann verliebt. Zwar kann ich mir nicht vorstellen, warum. Wenn ich ihn mit Hest vergleiche, mit dem, was du bereits hast und …«
    »Halt den Mund.« Ihr schroffer Tonfall entsetzte sie genauso sehr wie ihre unverblümte Wortwahl. Sie konnte sich nicht erinnern, jemals mit jemandem auf diese Weise gesprochen zu haben. Doch das spielte keine Rolle. Es hatte ihn zum Schweigen gebracht. Mit leicht geöffnetem Mund starrte er sie an. Die Worte purzelten aus ihr hervor wie Geröll in einem Sturzbach. »Was ich bereits habe, Sedric, ist nichts. Es ist ein Schwindel, den Hest sich ausgedacht hat und auf den ich mich eingelassen habe, weil ich mir nicht vorstellen konnte, jemals etwas Besseres zu finden. Unsere Ehe ist eine Farce. Aber ich bin mir bewusst, dass ich ihr zugestimmt habe. Ich habe mich auf seinen verdammten Tauschhandel eingelassen. Wie anständige Händler haben wir uns die Hand gegeben, und ich habe meinen Teil der Abmachung stets befolgt. Mehr, als er das getan hat, sollte ich vielleicht hinzufügen. Und ich werde die Abmachung auch künftig befolgen. Aber vergleiche niemals, nie, nie, niemals wieder Leftrin mit Hest. Nie.«
    Sie sprach mit einer solchen Heftigkeit, dass ihre Stimme heiser klang. Eigentlich hatte sie geglaubt, noch mehr sagen zu müssen, aber beim Anblick seines entsetzten Ausdrucks fehlten ihr Worte und Gedanken. Plötzlich fühlte sie sich erschöpft, weil es so sinnlos war, jemandem ihr Schicksal zu klagen. »Es tut mir leid, dass ich so grob mit dir gesprochen habe, Sedric. Das hast du nicht verdient.« Damit wandte sie sich zum Gehen.
    »Alise, wir müssen trotzdem reden. Komm zurück.« Seine Stimme bebte, und es klang mehr wie ein Flehen und weniger wie ein Befehl.
    Ohne zu ihm zurückzuschauen, blieb sie stehen. »Es gibt nichts zu reden, Sedric. Wir haben alles gesagt. Ich bin in einer Ehe mit einem Mann gefangen, den ich nicht gern habe und schon gar nicht liebe. Und ich weiß, dass er mir gegenüber genauso empfindet. Ich bin in Kapitän Leftrin verliebt. Ich schwelge in der Aufmerksamkeit eines Mannes, der mich schön und begehrenswert findet. Aber das ist alles. In meinem Handeln werde ich meinem Gefühl nicht nachgeben. Was willst
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