Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier
Autoren: Gmeiner-Verlag
Vom Netzwerk:
wurde erfunden, die Dinosaurier sind ausgestorben …«
    Glaubier hatte alles mitbekommen und schien völlig verwirrt.
    In diesem Moment machte es bei mir klick. Gerhard sagte das nicht, um mich zu verspotten. Er wendete eine Taktik an, die auf modernen Polizeischulen in psychologischen Grundkursen vermittelt wurde. Ich selbst hatte zwar nie an so einem Kurs teilgenommen, aber in der Vergangenheit einiges in der Fachzeitschrift ›Polizei Heute und Morgen‹ gelesen.
    »Unglaublich«, antwortete ich meinem Lieblingskollegen. »Früher bin ich solch eine Treppe mit dem Moped hochgefahren. Und wieder runter«, ergänzte ich meine Angeberei. »Da wir gerade beim Thema sind, ich weiß, wie man es ganz schnell nach unten schafft.«
    »Glaubier weiß es auch«, meinte Gerhard. »Aber der Weg hat einen Nachteil. Danach muss jemand mit einem Nassreiniger kommen und den Hof saubermachen. Außerdem wird bestimmt Dr. Metzger die erste Totenschau machen. Stell dir das mal bildlich vor, wenn Metzger in deinen Organen rumwühlt.« Gerhard schüttelte sich.
    Glaubier starrte uns fassungslos an. Er saß nach wie vor auf dem Geländer und ein kleiner Stoß oder ein klein wenig Mut seinerseits würde genügen, das Schwerkraftgesetz 300 Jahre nach Isaac Newton zu überprüfen.
    »Ich springe jetzt«, meinte er.
    Wir schauten ihn kurz an, nickten und unterhielten uns weiter. Jutta stand die ganze Zeit abwartend daneben.
    »Ich würde Metzger nicht mal an mich ranlassen, wenn ich tot wäre«, führte ich das Gespräch weiter. »Das würde mich sofort umbringen.«
    »Weißt du noch, wie Metzger dir seine Rabattkarte andrehen wollte? Drei Altersflecken entfernen zum Preis von zwei.«
    Ich lachte. »Als Prämie hätte es einen gebrauchten Nasenhaartrimmer gegeben.«
    »He, was ist mit mir?« Glaubier meldete sich wieder.
    Gerhard schaute zu ihm und tat verwundert. »Ach, Sie sind ja noch da. Wollten Sie nicht springen?«
    Ich haute noch einen drauf. »Sind Sie privat versichert? Dann kann ich die Info gleich an Dr. Metzger weitergeben, das erspart unnötige Formalitäten.«
    Glaubier hatte längst seine Frank-Zander-Coolness verloren. Die ersten Tränen kullerten ihm über die Wangen. »Ich hab ihn doch nicht umgebracht.«
    Gleich hatten wir ihn.
    »Wen haben Sie nicht umgebracht?«
    »Na, den Karl-Max!«
    »Hat das jemand behauptet?«
    »Ferdinand hat dumme Anspielungen gemacht.«
    »Wenn ich jedes Mal von einem Haus springen würde, wenn mein Kollege Steinbeißer eine dumme Anspielung macht, müsste man mich sehr oft klonen.«
    »Aber, aber –« Glaubier geriet ins Stottern. »Jeder im Sudhaus glaubt doch, dass ich den Kerl ermordet habe.«
    »Ist das so schlimm? Solange das der Richter anders sieht, kann Ihnen doch nichts passieren.«
    Der Braumeister überlegte. »Ich kann beweisen, dass ich es nicht war.«
    »Und warum wollen Sie dann springen? Damit vernichten Sie Beweismittel! Seien Sie mal ein richtiger Mann und kommen Sie mit nach unten. Ich meine natürlich über die Treppe. Sie bekommen ausreichend Gelegenheit, Ihre Version vorzutragen.«
    Bevor Glaubier antworten konnte, sagte Gerhard: »Ich geh jetzt auf jeden Fall runter. Hier oben ist es mir zu zugig.«
    Unser Pokerspiel funktionierte. Jutta, Gerhard und ich hatten fast die Treppe erreicht, als Fürchtegott Glaubier nachkam.
    »Sie haben mich überredet, Herr Palzki. Ich werde auspacken. Sie können sich nicht vorstellen, welche kriminellen Abgründe es in diesem Unternehmen gibt.«
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Menschliche Abgründe
     
     
    Während die anderen drei das Treppenhaus bis ins Sudhaus nahmen, benutzte ich für den unteren Teil den Aufzug.
    Nichtsahnend erhielt ich, als sich die Lifttür öffnete, einen Magenschwinger, der mich an die Metallverkleidung der Aufzugskabine prallen ließ. Ein Schwall Mageninhalt verließ fluchtartig meinen Körper durch den oberen Notausgang.
    »Oh, Verzeihung«, hörte ich meinen Vorgesetzten sagen, »Sie sind’s, Herr Palzki.«
    Zum Glück hatte Dr. Metzger diese unschöne Szene nicht gesehen. Eine Operation am offenen Magen hätte mir gerade noch gefehlt.
    Schmerzgekrümmt wankte ich aus dem Aufzug. Zeitgleich kamen die anderen aus dem Treppenhaus und lenkten damit von meinem ramponierten Aussehen ab.
    Glaubier hatte die Aufmerksamkeit für sich. Offenbar hatte niemand damit gerechnet, ihn lebendig wiederzusehen. Selbst Wanda Costa blickte erschrocken von ihrem Sitz auf.
    KPD eilte auf den
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher