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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier
Autoren: Gmeiner-Verlag
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rettende Idee. »Mord ist auch gut. Da wir die Kriminalpolizei sind, passt das sogar noch besser als ein Unfall.« Er schaute sich um. »Da nur diese eine Tür zum Technikraum führt, muss wohl einer hier im Raum der Mörder sein. Da Gefahr in Verzug ist, bitte ich darum, die Eingangstür zu verschließen. Es wäre doch gelacht, wenn ich den Mörder nicht dingfest machen würde!«
    Bestandsaufnahme
     
     
     
    Fürchtegott Glaubier ging, nachdem der Pressesprecher Alfred E. Lobhudel zustimmend genickt hatte, nach vorne und schloss die Tür des Sudhauses ab.
    Die gipsbeinige Wanda Costa, die sich inzwischen aus einem kleinen Nebenraum einen Hocker organisiert hatte, saß mitten im Saal und blickte nach wie vor teilnahmslos in die Gegend.
    »Gehen wir auch nach vorne«, meinte KPD. »Hier hinter dem Schaltpult ist es für alle zu eng.«
    Wenige Augenblicke später befanden wir uns alle irgendwo zerstreut im Sudhaus zwischen den Kesseln und warteten darauf, dass unser Chef die Ermittlungen aufnehmen würde.
    Dieser schaute verlegen in einen der großen Kessel. »Können wir vielleicht etwas zu trinken organisieren? Hier herrscht eine furchtbar trockene Luft.«
    »Tut mir leid, Herr Diefenbach«, antwortete mein Freund Ferdinand Jäger. »Die letzte Flasche habe ich vorhin Ihrem Polizeiarzt gegeben. Im Sudhaus gilt absolutes Alkoholverbot.«
    »Und was ist das?« KPD zeigte in den offenen Kessel mit der Aufschrift ›Läuterbottich‹.
    Der Leiter der Betriebsführung lachte. »Sie können das gern mal probieren, wenn Sie möchten. Im Läuterbottich werden die festen von den flüssigen Bestandteilen des Suds mit einem Hackwerk getrennt. Fallen Sie also besser nicht in den Kessel. Sonst haben wir heute tatsächlich ein Unfallopfer.«
    »Ich kann auch gerne etwas nachhelfen«, meinte der Braumeister bösartig. »Dann hätten wir zum zweiten Mal keinen Unfall.«
    Alle hatten die Gemeinheit verstanden, nur KPD nicht. Der schaute weiter in den Kessel. »Kann man das jetzt trinken oder nicht?«
    »Trinken können Sie auch Schwefelsäure«, antwortete Jäger trocken. »Die Flüssigkeit im Läuterbottich ist zwar nicht giftig, aber ein fertiges Bier ist es noch lange nicht. Nach dem Läutern kommt in der Würzpfanne der Hopfen hinzu und später die Hefe. Und ohne Gärung ist es immer noch kein Bier.«
    KPD wandte sich vom Kessel ab. »Wir haben also nichts zu trinken«, stellte er fest und dachte dabei bestimmt nur an den Wettbewerb.
    »Sie können in den Gärtank springen«, meinte der sichtlich verärgerte Braumeister und wandte sich an den Pressesprecher. »Alfred, ich denke, du solltest doch besser die hiesige Polizei verständigen. Die Pfälzer Abordnung scheint mir bei Dingen, die komplexer als ein Halteverbotsknöllchen sind, überfordert zu sein.«
    Ferdinand Jäger griff vermittelnd ein, immerhin war er mein Freund. »Ich kann gerne eine Kiste Bier aus dem Bräukeller holen.«
    »Nichts da«, blockte KPD ab. »Die Tür bleibt zu. Alle Angestellten der Brauerei sind verdächtig.«
    Wanda Costa, die Marketingleiterin, sprang auf und schrie: »Sind Sie verrückt? Warum sollten wir verdächtig sein? Genauso gut können Sie oder der gruselige Arzt oder der da –«, sie zeigte auf mich, »der Mörder sein.«
    »Nanana, Frau Costa, solche Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen haben wir nicht nötig. Manchmal haben wir in unserem Job mehr Leichen und manchmal weniger. Aber noch nie
haben wir aus Langeweile selbst für Nachschub gesorgt.«
    Metzger, der gerade eine Banane aus der Tasche zog, die vermutlich noch original mit Dinosaurierkot gedüngt worden war, wehrte sich schmatzend gegen die Beschuldigung. »Ich benutze zwar manchmal solche Messer, um meinen Kunden Warzen und Hämorrhoiden zu entfernen, doch mit dem Mord im Technikraum habe ich nichts zu tun. Nach meinen Operationen putze ich nämlich meistens das Blut weg.« Als ob das vorhandene Blut genug Beweis für seine Unschuld wäre, lachte er wieder sein unnatürliches Frankensteinlachen.
    Meine Kollegen Gerhard und Jutta, die mittlerweile von einer Aura aus Kaffeearoma umgeben waren, baten um Gehör.
    »Wir müssen systematisch vorgehen«, erklärte Jutta und hielt einen kleinen Schreibblock hoch. »Bevor wir zur Sache ermitteln, sollten wir erstmal die Daten zur Person erheben.«
    KPD nickte zufrieden. Ob er auch auf diese Idee gekommen wäre?
    »Welche Daten zur Person?«, mischte sich der Braumeister erneut ein.
    »Fangen wir doch gleich mit Ihnen an, Herr Glaubier.«
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