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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Jutta lächelte ihn süß an.
    »55 Jahre, ledig, kinderlos, keine Vorstrafen. Sind Sie jetzt zufrieden?«
    Jutta Wagner wusste, wie man mit solchen Kalibern umzugehen hatte. »Hervorragend, Herr Glaubier, vielen Dank, dass Sie so kooperativ sind. Verraten Sie mir bitte zur Vervollständigung der Daten Ihre Adresse?«
    Fürchtegott Glaubier reichte ihr seinen Ausweis. »Dann notieren Sie auch, dass nicht alle Braumeister Meister sind. Das ist nur die Berufsbezeichnung. Ich dagegen habe in der Fachakademie für Brauwesen und Getränketechnik in München studiert und zusätzlich die Meisterprüfung abgelegt.«
    »Respekt«, antwortete Jutta, obwohl ihr das Gesagte wahrscheinlich sonst wo vorbeiging. »Waren Sie früher mal verheiratet?«
    »Ich wüsste zwar nicht, was Sie das anginge, aber man kann auch Spaß haben, ohne verheiratet zu sein. Apropos, haben Sie heute Abend schon etwas vor?«
    Gerhard stand feixend daneben und auch ich musste mich sehr beherrschen.
    Jutta ging auf seine Frage nicht ein. »Kommen wir zu Ihrem Kollegen Monet. Wie war er denn so?«
    Der Braumeister zuckte mit der Schulter. »Er war nicht mein Kollege, sondern nur mein Gehilfe. Ein Mann fürs Grobe eben. Karl-Max war nicht so anspruchsvoll, was die Arbeit anging, ich hab ihn auch schon mal in den Kessel zum Reinigen geschickt.«
    »Haben Sie einen Verdacht, warum er umgebracht wurde?«
    »Das weiß ich doch nicht. Er konnte keiner Fliege etwas zuleide tun. Der typische Befehlsempfänger eben.«
    »War Monet verheiratet?«
    Glaubier bekam glänzende Augen. »Und mit was für einem Prachtwei–, äh, ja, er war verheiratet.«
    Jutta notierte sich gewissenhaft die Aussagen und wandte sich anschließend an ihren Vorgesetzten. »Herr Diefenbach, wollen Sie übernehmen?«
    Dieser winkte lässig ab. »Ich setze großes Vertrauen in meine Mitarbeiter. Heute haben wir die seltene Gelegenheit, uns außerhalb unseres Zuständigkeitsgebietes zu profilieren. Im Anschluss an Ihre Befragungen werde ich dann durch einfaches Kombinieren den Täter überführen.«
    Gerhard, der nach wie vor neben Jutta stand, sah zu Alfred E. Lobhudel. »Wollen wir mit Ihnen weitermachen?«
    Der Pressesprecher, der immer noch seine riesige Sonnenbrille aufhatte und den Rucksack trug, gab mit einer Geste sein Einverständnis zu erkennen. Er legte los. »Mein Name ist Alfred E. Lobhudel und ich wohne mit Frau und zwei Kindern in Heidelberg. Seit zwei Jahren bin ich Pressesprecher bei Eichbaum, vorher war ich Chefredakteur eines großen deutschen Satiremagazins.« Unaufgefordert reichte er Jutta seinen Ausweis.
    Jutta bedankte sich mit einem kurzen Nicken. »Können Sie sich vorstellen, wer Herrn Monet nach dem Leben getrachtet hat?«
    Lobhudel schüttelte seinen Kopf. »Ich kannte ihn nur vom Sehen, da kann ich Ihnen leider nicht weiterhelfen.«
    »Okay, vielen Dank. Würden Sie uns noch sagen, was Sie die ganze Zeit in Ihrem Rucksack mitschleppen?«
    »Nein!«, schrie er völlig aufgelöst. »Das werde ich nicht.« Er wandte sich ab und hastete nach hinten.
    Jutta ließ dies alles kalt. Sie ging auf die nach wie vor auf einem Stuhl sitzende Marketingleiterin zu. »Frau Costa, nun wären Sie dran.«
    »Glauben Sie wirklich, dass ich mit meinem Gipsbein den Monet umgebracht habe?«
    »Hier geht es zunächst um eine Bestandsaufnahme«, erwiderte Jutta. »Verdächtig ist im Moment noch niemand.«
    »Mir egal«, antwortete Costa. »Ich verweigere ab sofort jede Aussage.« Sie verschränkte ihre Arme und blickte wie ein trotziges kleines Kind nach unten.
    Während Jutta überlegte, preschte ich vor.
    »Lass mich mal weitermachen, Jutta«, sagte ich und ging auf Ferdinand Jäger zu. Die Fragen zur Person konnte ich mir bei meinem Freund schenken. »Was weißt du über die Sache, Ferdi?«
    Jäger kaute nervös auf seinen Lippen herum. »Was in dem Technikraum passiert ist, weiß ich nicht. Aber ich habe ein paar andere interessante Informationen für dich. Ich weiß, dass unser Braumeister Glaubier den Karl-Max Monet seit längerer Zeit mobbt. Und ich denke, dass ich den Grund kenne, warum Karl-Max sich das gefallen ließ. Unser Braumeister hat ziemlich viel auf dem Kerbholz. Ich vermute, dass Karl-Max den Freitod gewählt hat.«
     
     
     
     
     
    Die Flucht
     
     
    Nach der allgemeinen Schrecksekunde starrten wir alle auf den Braumeister, der sich eben noch wie Frank Zander lässig cool an einem Kessel gelehnt hatte, nun aber wie ein Puma sprungbereit in die Angriffsstellung
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