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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier
Autoren: Gmeiner-Verlag
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gewechselt war.
    »Gar nichts weißt du«, brüllte er den Leiter der Betriebsbesichtigung an. »Halt deine Klappe.«
    Jäger ging ein paar Schritte auf ihn zu. »Nein, mein Lieber. Ich werde dieser Sache ein Ende bereiten. Für mich kommst nur du als Täter infrage.« Er kam noch einen Schritt näher. Und dann passierte es: Glaubier drehte sich blitzschnell herum und verschwand durch eine Tür am hinteren Ende des Sudraums. Die Metalltür fiel krachend hinter ihm ins Schloss.
    KPD, der nur wenige Meter neben der Tür stand, wurde aktiv. »Das haben wir gleich, meine Damen und Herren.« Er nahm Anlauf und warf sich mit voller Wucht gegen die Tür, die außer einem metallischen Scheppern keinerlei Reaktion zeigte. Unser Chef, der mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Schulterblatt rieb, hatte gegen die Metalltür keine Chance.
    Ohne ein Wort zu sagen, ging ich ebenfalls zur Tür und öffnete diese mit einem leichten Druck auf die Klinke.
    »Die, – die, ist ja gar nicht abgeschlossen«, stöhnte KPD ungläubig.
    »Kann passieren«, antwortete ich ohne eine Spur von Mitleid in meiner Stimme. Hinter der Tür begann ein enges Treppenhaus. »Wo geht’s da hin?«, fragte ich in die Runde.
    »Hoch«, antwortete Pressesprecher Lobhudel achselzuckend.
    Ich blickte ihn böse an. »Können Sie das präzisieren? Aber nur, wenn es Ihnen nicht zu viel Mühe macht.«
    Ferdinand Jäger antwortete an seiner Stelle. »Da geht’s hoch zu den Gär- und Lagertanks, Reiner.«
    »Ist das der einzige Weg?«
    Jäger nickte. »Wenn du ganz nach oben willst, ist das die einzige Möglichkeit. Bis auf die halbe Höhe gibt’s einen Aufzug, der ist aber extrem langsam.« Er deutete auf die Lifttür, die sich in unmittelbarer Nähe befand.
    »Okay«, befand ich. »Ich renne mit meinen Kollegen Gerhard und Jutta die Treppe rauf und ihr passt hier unten auf, falls er aus dem Aufzug kommt.«
    KPD stellte sich breitbeinig vor die Lifttür. »Mir entkommt niemand.«
    Zu dritt hasteten wir nach oben. Zumindest die erste Treppe. Dann sah ich Gerhard und Jutta nicht mehr. Okay, dachte ich mir, die stehen schließlich in ständigem Training. Wenn ich erst ein paar Sekunden nach ihnen oben ankomme, dürfte das nicht tragisch sein. In schätzungsweise schwindelerregender Höhe von fünf Metern musste ich eine kleine Verschnaufpause einlegen. Verdammt, warum mussten diese Gärtanks nur so hoch sein? Ich prüfte mit Daumen und Zeigefinger die Dicke meines Hüftspecks. So schlimm war das doch gar nicht. Ich stieg das Treppenhaus weiter hinauf, es ging immer im Kreis herum. Die Stufen nahmen kein Ende. Spielten mir die Kollegen vielleicht einen Streich und ich lief gerade den Mannheimer Fernsehturm hinauf? Quatsch, mein Gehirn fing an zu spinnen. War hier oben der Sauerstoff bereits knapp? Endlich erreichte ich schweißgebadet ein Plateau aus Metallgitterböden. Durch die Böden konnte ich nach unten schauen. Sofort wurde mir schwindelig. Ich richtete meinen Blick wieder nach vorne. Was ich sah, war auch nicht sehr erfreulich. Etwa zehn Gärtanks schossen auf diesem Platz in die Höhe, auf den Metallgitterböden konnte man bequem um sie herumlaufen. Sorge bereitete mir, dass ich weder Glaubier noch meine Kollegen sah. Dafür sah ich eine metallene Freitreppe, die weiter hinauf führte. Das Zwischenplateau, auf dem ich gelandet war, bedeutete erst die Hälfte der Gesamthöhe. Tapfer nahm ich die nächste Treppe in Angriff. Zum Glück war ich allein und musste später niemanden erzählen, wie ich es letztendlich unter Einsatz meiner gesamten Energiereserven geschafft habe, das obere Ende der Tanks in 34 Metern Höhe zu erreichen. Ich stand auf einem Plateau auf dem Zenit der Gärtanks.
    Ein stürmischer Wind empfing mich und trieb mir die Tränen in die Augen. Ich hörte Schreie. Am anderen Ende der Plattform saß Glaubier auf dem Geländer und drohte an, zu springen. Gerhard und Jutta waren nicht nahe genug dran, um ihn davon abhalten zu können. Ich näherte mich den dreien langsam. Laufen war mir im Moment unmöglich.
    »Bleiben Sie bei Ihren Kollegen stehen«, brüllte Glaubier gegen den Wind an, als er mich erkannte.
    Gerhard drehte sich zu mir um und blickte dabei kurz auf seine Armbanduhr. »Neuer Rekord, Reiner«, meinte er ohne einen weiteren Kommentar.
    Im Moment hatte ich weder die Puste noch die Nerven, mich gegen die ›Nettigkeit‹ meines Kollegen zu wehren. »Was ist inzwischen passiert?«
    Gerhard schaute erneut zu mir her. »Das Farbfernsehen
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