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Räuberbier

Räuberbier

Titel: Räuberbier
Autoren: Gmeiner-Verlag
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und ich«, ergriff Frau Costa das Wort, »werden Sie zusammen mit Herrn Jäger ein Stück weit auf Ihrer Besichtigungstour begleiten und unterwegs ein paar Fotos machen. Ich denke, Sie werden nichts dagegen haben.«
    Ich schielte zu KPD, der seit ein paar Sekunden recht blass wirkte und verlegen mit seinem goldenen Flaschenöffner spielte. Naja, das war sein Problem. Wie ich unseren Chef kannte, würde er die Sache mit den Beweisfotos bestimmt irgendwie meistern.
    Zwei Bedienungen hatten seit unserer Ankunft jedem der Beamten ein Bier nach Wunsch gebracht. Metzger hielt gleich zwei Flaschen Räuberbier in der Hand. Ich ließ mir ein Pilsener schmecken und prostete Ferdinand zu. Im Hintergrund erblickte ich Jutta und Gerhard, die sich aus einer eingeschmuggelten Kanne Sekundentod bedienten. Diese Verräter, dachte ich.
    Ferdinand Jäger ließ die Kuhglocke stehen und klatschte stattdessen in seine Hände. »Meine Damen und Herren, es geht los. Wir haben jetzt einen Fußweg von wenigen Metern vor uns, bis wir im Sudhaus ankommen. Das ist das Herz jeder Brauerei.«
    »Können wir für die Strecke den Bus nehmen?«, rief ein Kollege und erntete damit einen Lacher. Selbst KPD war guter Laune und verzog das Gesicht.
    Die teilweise eingegipste Wanda Costa war die Erste, die die Treppe erklommen hatte, und erhielt dafür zahlreiche Bewunderungsbekundungen bis hin zu ein paar schrillen Pfiffen. Die drei Brauereimitarbeiter führten uns durch eine kleine Lagerhalle, die auf beiden Seiten offen stand. Wenige Meter später waren wir im Sudhaus angekommen. Es bestand aus einem riesigen Raum, der aufgrund von zahlreichen Panoramafensterscheiben sehr hell wirkte. Auf dem Boden standen rund ein halbes Dutzend chromfarbener Kessel mit mehreren Metern Durchmesser. Darüber hingen erläuternde Schilder mit Namen wie ›Whirlpool‹ oder ›Läuterbottich‹. Am hinteren Ende gab es ein paar Türen, außerdem war mit einer gigantischen Glaswand ein Raum abgetrennt, in dem sich ein mehrere Meter langes Schaltpult befand. Hier würden sich Käpt’n Kirk und seine Mannschaft heimisch fühlen. Zwei Männer befanden sich in dieser Schaltzentrale, die, als sie uns bemerkten, nach vorne ins Sudhaus kamen.
    Im ersten Moment dachte ich, einer der beiden wäre Frank Zander. Die Ähnlichkeit bis hin zum Schnauzer war auffallend. Als dieser uns nun mit einer dermaßen rauen Stimme begrüßte, wartete ich fast darauf, dass er ›Ich trink auf dein Wohl, Marie‹ zu singen begann.
    »Hallo, Sie müssen die Blaulichtabordnung aus der Pfalz sein, oder?« Er räusperte sich, was sich wie Asthma anhörte. Gleich würde Metzger seinen Puls fühlen.
    »Ich bin sozusagen der Antriebsmotor des Herzens«, begann er unfreiwillig komisch. »Mein Name ist Fürchtegott Glaubier. Als Braumeister liegt die ganze Verantwortung des Unternehmens in meinen Händen.«
    Mein Gott, was für ein Angeber, dachte ich.
    Glaubier schaute herablassend auf die zweite Person hinunter. »Das ist mein Gehilfe, Karl-Max Monet.«
    Monet konnte man als schlichtes Kerlchen beschreiben. Er war viel zu mager und wirkte, von einer gewaltigen Armbanduhr abgesehen, insgesamt völlig unauffällig. Dies konnten auch sein weißer Kittel und seine schwarz-rot-goldene Baseballmütze nicht ändern.
    Monet verbeugte sich kurz, aber ohne ein Wort zu sagen. Glaubier ignorierte ihn und sprach weiter zu uns. »Ich werde Ihnen gleich den Vorgang des Bierbrauens erklären. Wenn Sie wollen, können Sie zunächst etwas im Sudhaus herumlaufen und sich alles anschauen.«
    Davon machten wir eifrig Gebrauch. Ein paar Minuten später waren wir Beamte im ganzen Saal verteilt und schauten mal in diesen Kessel und mal in jenen.
    Plötzlich zuckten wir zusammen. Alle. Ein bestialischer Schrei durchdrang das Sudhaus. Ein nervtötender Alarm ertönte. Im Sekundenrhythmus blökte ein basstiefer Ton im Schmerzbereich durch die Halle. Ich sah, wie Glaubier zur Schaltanlage rannte. Im Reflex folgte ich ihm. Dabei stieß ich beinahe mit KPD und Gerhard zusammen, die es mir gleichtun wollten.
    »Verdammter Mist!«, schrie der Braumeister. »Ammoniakalarm!« Er drückte hektisch eine Reihe Schalter. Schließlich bemerkte er, wie wir um ihn herum standen und nicht wussten, ob wir panisch reagieren sollten.
    »Keine Angst«, erklärte Glaubier kurzatmig. »Im Sudhaus sind wir sicher. Ich habe die Anlage sofort abgeschaltet. Im benachbarten Technikraum mit den Kältepumpen ist giftiges Ammoniak ausgetreten. Wir verwenden
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